Gastkommentar: Unerschütterlicher Glaube als Falle

Schon wieder das Thema Datensicherung? Ja leider, es muss einfach sein. Weil es immer wieder erstaunlich ist, wie unbefangen Menschen mit dem Faktum umgehen, dass ihre Speichermedien eines Tages plötzlich nicht mehr funktionieren werden. Und dieser Tag wird kommen. [...]

Vielleicht nicht heute oder morgen, aber er kommt. Denn jeder Datenträger stirbt, egal wie pfleglich man damit umgeht. Ein Beispiel: In einem Urlaub auf einer kroatischen Insel lernte ich die Vermieterin einer traumhaften Villa kennen. Sie fragte, ob ich ihr bei einem Computerproblem helfen könnte. Das Problem war dann auch rasch behoben, doch wie sichert sie ihre Daten, etwa die Kundendatei oder die Buchhaltung? Mit großen Augen sah sie mich an und sagte dann »gar nicht«. Die Daten seien ja ohnehin auf der Festplatte.
Die Dame ist mit ihrem Glauben an die Unfehlbarkeit der Technik leider kein Einzelfall. Generell sehen wir in der Datenrettung, dass vor allem im Privatbereich oder bei KMU die Vorsorge für den Fall des Datenverlusts kein Thema ist. Und wenn überhaupt Datensicherungen durchgeführt werden, dann oft nur selten und die Medien werden direkt beim PC gelagert. Doch das bedeutet zwangsläufig, dass sie bei Einbruch, Blitzschlag, Hochwasser oder Feuer als Schutz meistens ebenso ausfallen. Bei einem technisch deutlich komplexeren System, etwa einem Auto, ist die Sache klar: Wenn das Teil streikt, ruft man die Pannenhilfe, bei der praktisch jeder Autofahrer genau für diesen Fall Mitglied ist. Für ein neues Auto zahlen wir gerne mehrere 10.000 Euro. Dennoch gestehen wir ihm zu, dass es mal nicht funktioniert. Aber die Festplatte um 59 Euro wird in den Augen ihres Besitzers nicht ausfallen. Sie muss immer funktionieren. Und das, obwohl die Konsequenzen den Totalverlust von Jahren geistiger Arbeit bedeuten kann. 
Mein Tipp als minimalistische Lösung ist das rotierende Backup: Es werden drei verschiedene Speichermedien verwendet. Täglich werden alle Änderungen kopiert und außer Haus oder wenigstens in einen anderen Raum gebracht. Am nächsten Tag nimmt man dann Medium 2, kopiert und lagert es an einem separaten Platz. Danach nimmt man Medium 3 und verfährt damit identisch. Jetzt hat man drei Generationen an kopierten Daten. Danach nimmt man wieder Medium 1, dann wieder Medium 2 und Medium 3. So hat man immer wenigstens drei Generationen der Daten zur Hand, wenn doch einmal etwas passiert. Und das wird es. Verlassen Sie sich drauf.
* Nicolas Ehrschwendner ist Geschäftsführer von Attingo.

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