Gegen „Verschlüsselungs-Silos“

Die Themen Kryptographie und Key Management sind dank Cloud, Industrie 4.0 und DSGVO wichtiger denn je. Die COMPUTERWELT sprach mit Christian Linhart, Country Manager Austria Digital Identity & Security bei Thales. [...]

Christian Linhart ist Country Manager Austria Digital Identity & Security bei Thales. (c) Wolfgang Franz

Im April 2019 hat Thales die Übernahme von Gemalto abgeschlossen und ist damit eigenen Angaben zufolge weltweiter Marktführer für digitale Identität und Sicherheit.
Die Zahlen haben es jedenfalls in sich: Durch die Akquisition erhöht sich der Umsatz von Thales auf 19 Milliarden Euro und das Volumen für die eigenfinanzierte Forschung und Entwicklung auf eine Milliarde Euro pro Jahr. Das erweiterte Unternehmen beschäftigt 80.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 68 Ländern.
»Ich komme aus der Internet-Service-Provider-Welt und habe viele Übernahmen miterlebt. Diese war mit Abstand die professionellste. Es war alles von Anfang bis Ende perfekt durchgeplant«, sagt Christian Linhart, der 2011 zu Gemalto stieß und heute als Country Manager Austria Digital Identity & Security bei Thales unterwegs ist.

Das A und O ist ein zentrales Verschlüsselungs-Management


Ein Thema, das Linhart besonders forciert, ist das der Verschlüsselung, die in Zeiten der rasant steigenden Cloud-Nutzung oder der DSGVO wichtiger ist denn je. »Laut Studien verwenden Unternehmen im Durchschnitt 25 Cloud-Anbieter, doch nur wenige Nutzer haben Verschlüsselung im Einsatz.« Und auch jene Firmen, die etwa die Bordmittel der Anbieter verwenden, können nicht aufatmen, denn dadurch entstehen leicht »Verschlüsselungs-Silos«. Linhart: »Wenn ein Unternehmen nicht zentralisiert und ein ordentliches Schlüssel-Life-Cycle-Management betreibt – wie lange sind die Schlüssel gültig, wer darf auf sie zugreifen, wie lässt sich ein sauberer Report daraus machen – dann könnte Verschlüsselung tatsächlich zum Problem führen.«
Wichtig sei daher ein zentrales Schlüssel-Management, das den Überblick sicherstellt. »Das Schlüsselmaterial sollte zudem immer lokal erzeugt werden, und es muss auch immer lokal nachvollziehbar sein, wer von welcher Abteilung auf welches Schlüsselmaterial und welche Daten in welcher Cloud zugreifen kann.«

Verbindung zweier Welten


Für das Thales-Gemalto-Gespann ist diese Herausforderung eine »gemähte Wiese«, da es einerseits die Identität sicherstellt und andererseits auf den Schutz der Daten fokussiert. Durch den Zusammenschluss ist ein Anbieter mit einem integrierten Portfolio für digitale Identität und digitale Sicherheitslösungen entstanden, die auf Technologien für Biometrie, Datenschutz und Cybersicherheit basieren. Zu den Kunden zählen unter anderem Betreiber kritischer Infrastrukturen, wie zum Beispiel Banken, Telekommunikationsanbieter, Regierungsbehörden, Energieversorger und Unternehmen anderer Branchen, die sich den Herausforderungen der Identifizierung von Personen und Objekten und der Datensicherheit stellen müssen. Dazu zählt beispielsweise die auch Flugsicherung unbemannter Luftfahrzeuge.

Identity-as-a-Service


Während Thales mit dem Thema Kryptographie vor allem den gehobenen Mittelstand und höher – aber auch Fintechs – anspricht, addressiert etwa SafeNet Trusted Access auch kleinere Unternehmen, so Linhart. Die Lösung soll das Cloud-Identity-Management verschlanken sowie Passwortproblemen für die IT und Benutzer ein Ende setzen. Außerdem biete sie eine zentrale Übersicht der Zugriffsereignisse auf Anwendungen »und sorgt dafür, dass der richtige Benutzer Zugriff auf die richtige Anwendung auf der richtigen Vertrauensstufe hat«.

Das vierköpfige Österreich-Team rund um Christian Linhart arbeitet mit den Distributoren Arrow ECS Internet Security AG und Exclusive Networks Austria zusammen, um die heimische Partnerlandschaft zu bedienen. Diese besteht beim Thema Kryptographie aus rund zehn Partnern, im Access- und Identity-Bereich ist die Basis naturgegeben wesentlich größer.
Was Christian Linhart an seiner Funktion am meisten schätzt? »Dass ich die Freiheit habe, lokal zu entscheiden, und in Zeiten von Industrie 4.0 oder IoT Security in Österreich mitgestalten kann.«


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