Gehalt: Berater vor Security-Profis

Die Gehaltsspirale in der IT-Wirtschaft dreht sich munter weiter – angefacht durch den allseits grassierenden Fachkräftemangel. Spitzenreiter sind einer aktuellen deutschen Studie zufolge IT-Experten in der Biotechnologie. [...]

Ist einmal die Gehaltshürde genommen, gilt es, die Work-Life-Balance zu optimieren. (c) upslim - Fotolia
Der Datensee muss ein "klarer Bergsee" sein. (c) upslim - Fotolia

Das auf Vergütungsdaten spezialisierte Hamburger Unternehmen Compensation Partner hat Höhe und Struktur der Gehälter von insgesamt 19 IT-Fachfunktionen und 12 IT-Führungsfunktionen in Deutschland untersucht. Die höchsten Gehälter in der IT-Wirtschaft des Nachbarlandes beziehen derzeit Fachkräfte in der Beratung und Analyse. Hier locken Jahreseinkommen in Höhe von durchschnittlich 78.710 Euro. Es folgen die IT-Sicherheitsexperten mit 73.919 Euro und die Softwareentwickler im Backendbereich mit 73.152 Euro jährlich. Auf dem letzten Rang in der Auswertung liegen dagegen Beschäftigte im 1st Level Support mit 37.172 Euro. Im 2nd Level Support beträgt das Jahresgehalt 44.647 Euro. Datenbank-Administratoren verdienen rund 49.398 Euro, so die Studie von Compensation Partner.

„In den vergangenen Jahren haben stets IT-Security-Experten das Gehaltsranking dominiert. In diesem Jahr wurden sie erstmals von IT-Beratern überholt“, sagt Philip Bierbach, Geschäftsführer von Compensation Partner.

Wer den Weg zur Führungskraft einschlagen möchte, kann sich über üppige Gehälter freuen. Auch in kleinen deutschen Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern verdienen IT-Führungskräfte im Schnitt 105.946 Euro. Die höchsten Einkommen locken in Großbetrieben mit über 1.001 Beschäftigten: Hier verdienen IT-Führungskräfte durchschnittlich 143.252 Euro.

Teil der Studie ist auch die Untersuchung der Gehälter nach Bildungsabschluss. Das Ergebnis: IT-Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Ausbildung verdienen im Durchschnitt 51.593 Euro. Solche mit einem Meistertitel kommen auf rund 57.094 Euro und erhalten damit mehr als die Kollegen mit einem Bachelorabschluss. Diese liegen laut Studie mit 56.880 Euro nur knapp dahinter. Beschäftigte mit einem Masterabschluss erreichen dagegen 69.985 Euro. Am meisten erhalten promovierte IT-Fachkräfte, die auf ein Jahresgehalt von durchschnittlich 82.346 Euro kommen.

Spitzenreiter im Branchenvergleich ist die Biotechnologie mit einem Gehaltsniveau von 39 Prozent über dem Gesamtdurchschnitt. Das bedeutet, dass deutsche IT-Experten in dieser Branche durchschnittlich 39 Prozent mehr verdienen als ihre Kolleginnen und Kollegen über alle Branchen hinweg. Es folgen die Halbleiterindustrie (+30 Prozent) und der Maschinenbau (+26 Prozent). Zu den Schlusslichtern zählen Call Center (-31 Prozent), Zeitarbeit-Unternehmen (-20 Prozent) und Krankenhäuser (-16 Prozent).

Kleine Unternehmen können nicht mithalten

Der überall zu beobachtende Fachkräftemangel sorgt unter anderem dafür, dass kräftig an der Gehaltsschraube gedreht wird. 72 Prozent der von Bitkom befragten Unternehmen beklagen zu hohe und 52 Prozent nicht den Qualifikationen entsprechende Gehaltsforderungen seitens der Kandidatinnen und Kandidaten. Selbst realistische Ansprüche sind für viele eine unüberwindbare Hürde: „Vor allem für kleinere Unternehmen stellt der Fachkräftemangel in der IT eine große Problematik dar. Sie sind häufig nicht in der Lage, mit dem teils hohen Gehaltsniveau mitzuhalten, das für qualifiziertes Personal marktüblich ist“, kommentiert Philip Bierbach von Compensation Partner.

Benefits machen zu geringes Gehalt nicht wett

Dass auch in Österreich die Höhe des Gehalts auf dem Wunschzettel von IT-Experten ganz oben steht, bestätigt der Personaldienstleister Robert Half. „Arbeitnehmer messen den Wert ihrer Leistung an der Höhe ihres Gehalts“, erklärt Emine Yilmaz, Director bei Robert Half. „Fühlt sich ein Arbeitnehmer unterbezahlt, können auch Zusatzleistungen seine Jobzufriedenheit nicht verbessern.“

Das zeigen auch die Zahlen: Fast jeder zweite Befragte der aktuellen Arbeitsmarktstudie von Robert Half zählt das Gehalt zu den Top-3-Faktoren für die Zufriedenheit im Job. Jeder Fünfte hat bereits ein Jobangebot ausgeschlagen, weil das angebotene Gehalt zu niedrig war. „Nur Zusatzleistungen anzubieten, reicht nicht“, so Yilmaz. „Die beste Basis für zufriedene Mitarbeiter ist stets ein angemessenes Gehalt. Erst wenn Mitarbeiter sich passend bezahlt fühlen, können zusätzlich Benefits vereinbart werden“, rät die Expertin.

Es zählt die Wertschätzung

Vegünstigungen werden erst dann schlagend, wenn es darum geht, IT-Experten zu halten. Da Mitarbeiter immer wieder das Stresslevel und den Termindruck im Job als zu hoch empfinden, werden demnach flexible Arbeitszeiten und Maßnahmen, die einen positiven Effekt auf die Work-Life-Balance haben, zunehmend wichtiger. „Obwohl die österreichischen Unternehmen schon verschiedenste Programme anbieten, besteht noch viel Nachholbedarf“, erklärt Yilmaz. „Um für Arbeitnehmer attraktiv zu bleiben, sind zudem Weiterbildungsangebote nötig. Vor allem neue Mitarbeiter sind bereit, Neues zu lernen und erwarten ganz selbstverständlich On-the-Job-Trainings.“

Die Robert Half-Expertin weist außerdem daraufhin, dass das Gefühl der Wertschätzung (auch durch ein angemessenes Gehalt) die Bewältigung schwieriger Aufgaben und hoher Arbeitsbelastung einfacher mache und zu einem positiven Arbeitsumfeld beitrage. „Das Gehalt ist zwar nicht alles, aber dennoch ein Indikator für die Wertschätzung des Mitarbeiters. Auch Erfolgsbeteiligungen in Form von Bonuszahlungen würdigen die Arbeit und das Engagement.“

Finanzielle Anreize alleine können jedoch eine schlechte Arbeitsatmosphäre oder andauernden Stress nicht ausgleichen. „Wertschätzung sollte unbedingt persönlich geäußert werden. Vorgesetzte sollten öfter einmal Danke sagen, wenn ein Mitarbeiter oder das Team gute Arbeit geleistet haben.“ Zudem sollten Unternehmen in Wohlfühlmaßnahmen investieren. Diese reichen von Obstkörben in jedem Büro bis zu vergünstigten Fitnessstudio-Mitgliedschaften.


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