Gehälter der Topmanager in Österreich sinken

Der Kienbaum-Vergütungsreport offenbart eine verkehrte Welt bei heimischen Gehältern: Je höher der durchschnittliche österreichische Mitarbeiter in der Unternehmenshierarchie angesiedelt ist, desto negativer entwickelt sich seine Vergütung. [...]

Die jährliche Gesamtvergütung inklusive Boni ist bei Geschäftsführern und Bereichsleitern im Vergleich zum Vorjahr um rund zwei Prozent gesunken. Abteilungsleiter verdienen hingegen rund ein Prozent und Teamleiter gut zwei Prozent mehr; bei den Sachbearbeitern steigt das Gehalt sogar um mehr als fünf Prozent. Das ergab der aktuelle Vergütungsreport Österreich der Beratungsgesellschaft Kienbaum.

Ursache für die teils rückläufigen Gehältern: Die variable Vergütung ist binnen Jahresfrist im Schnitt um sechs Prozent gesunken, die Grundvergütung um knapp drei Prozent gestiegen. „Das Gehalt der obersten Führungsebene ist in der Regel direkt mit dem Unternehmenserfolg und den zentralen Unternehmenskennzahlen verknüpft. Aufgrund der weiterhin schwierigen wirtschaftlichen Lage in Österreich haben viele Manager ihre mit dem Bonus verknüpften Ziele nicht erreicht. Führung wird in österreichischen Unternehmen derzeit wenig honoriert“, sagt Alfred Berger, Vergütungsexperte bei Kienbaum in Wien.

Trotz der Gehaltseinbußen sind Geschäftsführer immer noch Spitzenverdiener: Sie erhalten ein durchschnittliches Jahresgehalt von 292.000 Euro. Bereichsleiter verdienen im Schnitt 179.000 Euro, Abteilungsleiter 119.000 Euro und Teamleiter 87.000 Euro. Das Durchschnittsgehalt von Spezialisten beträgt 56.000 Euro und das von Sachbearbeitern 41.000 Euro.

VARIABLER VERGÜTUNGSANTEIL IST RÜCKLÄUFIG

„Trotz der teils noch beträchtlichen Gehaltsunterschiede müssen die Unternehmen angesichts der jüngsten Entwicklung sicherstellen, dass sowohl die horizontalen als auch die vertikalen Abstände bei der Vergütung gewahrt bleiben. Insbesondere die vertikale Logik wird zunehmend unterminiert. Dies wird sich in Zukunft noch verschärfen, weil die Prognosen für die wirtschaftliche Entwicklung in Österreich nach unten revidiert wurden, was sich wiederum negativ auf die Gesamtvergütung des oberen Managements auswirkt“, sagt Berger.

Der Anteil der variablen Vergütung für die oberen Managementebenen ist deutlich zurückgegangen: Geschäftsführer beziehen anstatt 30 Prozent nur noch 25 Prozent ihres Gehalts als variablen Anteil, bei den Bereichsleitern sind es 16 anstatt 23 Prozent. Auch die absolute Höhe der Boni ist auf den Führungsebenen rückläufig: Geschäftsführer erhalten im Vergleich zum Vorjahr acht Prozent weniger variable Vergütung, Bereichsleiter zwölf Prozent und Teamleiter sogar 18 Prozent weniger.

Im Gegensatz dazu holen Sachbearbeiter und Spezialisten auf, was die variable Vergütung angeht. 2014 erhielten nur 15 Prozent der Sachbearbeiter einen Bonus, in diesem Jahr sind es schon 26 Prozent. Bei den Spezialisten stieg die Verbreitung der variablen Vergütung von 45 auf 54 Prozent. „Die Auszahlung der variablen Vergütung ist in der Regel an die individuelle Leistung und die Erreichung qualitativer Ziele geknüpft, die eine verhältnismäßig geringe Auswirkung auf die Unternehmenskennzahlen haben.

Auf der oberen Führungsebene ist die Zielerreichung der variablen Vergütung zumeist von einigen Key Performance Indicators (KPIs) wie EBIT oder Return on Capital Employed abhängig. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wurden diese Ziele allerdings in jüngster Zeit in geringerem Maße erreicht, weshalb der Anteil des jahresbezogenen Bonus für die oberen Managementebenen im Vergleich zum Vorjahr weiter gesunken ist“, erklärt Berger. (pi/aw)


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