Geheimdienste sollen es schwerer haben

Das österreichische Parlament will die illegale Massenüberwachung durch Geheimdienste abstellen. [...]

In dem Entschließungsantrag forderten die Abgeordneten „mit Nachdruck“ die Aufklärung der Geheimdienstaffäre von der Bundesregierung. Dazu sollen alle rechtlichen und diplomatischen Schritte ergriffen werden. Der Antrag fordert weiters alle technischen und regulatorischen Maßnahmen zum Schutz der Grundrechte der Bevölkerung.

„Mit diesem Antrag wird das lange politische Schweigen zur Geheimdienstaffäre in Österreich beendet. Schon seit einiger Zeit steht fest: Österreich ist durch illegale Massenüberwachung ausländischer Dienste unmittelbar betroffen, die Grundrechte und das Kommunikationsgeheimnis der Bevölkerung sind bedroht. Alle Parteien sind sich einig: Die Bundesregierung muss jetzt handeln“, sagt Thomas Lohninger, Geschäftsführer des AKVorrat, dem Arbeitskreis für Vorratsdatenspeicherung.

Aufgrund der vielen ansässigen internationalen Organisationen und gewisser geheimdienstfreundlicher Strafrechtsbestimmungen wurde Österreich schon länger als Ziel ausländischer Spionagetätigkeit vermutet, was sich unter anderem durch die Enthüllungen von Edward Snowden inzwischen bestätigte. Die Staatsanwaltschaft stellte jedoch im Mai 2014 Ermittlungen in dieser Angelegenheit ein, obwohl erst kurz zuvor ein Vorhabensbericht an das Justizministerium verschickt wurde.

Der AKVorrat fordert nun die Wiederaufnahme der strafrechtlichen Ermittlungen in der Geheimdienstaffäre unabhängig von politischer Einflussnahme, um die Grundrechtsverletzungen durch ausländische Dienste lückenlos aufzuklären und den Schutz der österreichischen Verfassung zu gewährleisten.

TRANSPARENZ SCHAFFEN
Verteidigungsminister Klug und Innenministerin Mikl-Leitner hätten es laut dem Arbeitskreis in den letzten Monaten vermieden, Auskunft über die Verwicklungen österreichischer Dienste mit NSA und GCHQ zu geben. Es müsse Transparenz darüber geschaffen werden, ob österreichische Behörden von Daten profitieren, welche illegal in Österreich erhoben wurden, und ob dieser Beschaffung nicht sogar aktiv Vorschub geleistet wird. Im Antrag werden auch diplomatische Konsequenzen eingemahnt, wodurch Außenminister Kurz laut der AKVorrat nun gefordert ist, gegenüber jenen Ländern, von welchen die Verletzungen der Grundrechte der österreichischen Bevölkerung ausgehen, auch die notwendigen diplomatischen Schritte in die Wege zu leiten.

Zuletzt werden im Antrag auch „alle technischen und regulatorischen Maßnahmen“ gefordert, um „derartige Angriffe auf die Grundrechte der Österreicherinnen und Österreicher abzuwehren und zu verhindern“. Dadurch sieht die AKVorrat auch Bundeskanzler Faymann gefordert, aufgrund seiner Kompetenz im Datenschutz und IT-Security-Bereich die notwendigen Schritte zu setzen, wie etwa der Datenschutzbehörde die notwendige Ressourcenausstattung zukommen zu lassen, um für die Einhaltung des Datenschutzes in Österreich zu sorgen, und weiters die in Sicherheits-Richtlinien festgeschriebenen Mindeststandards für Behörden auf den aktuellen Stand der Technik zu aktualisieren und flächendeckend umzusetzen, so der AKVorrat in ihrer Forderung.

„Auch wenn inländische Geheimdienste von diesem Antrag nicht betroffen sind, hoffen wir auf eine Zeitenwende und einen Bewusstseinswandel, was Datenschutz und Überwachung in Österreich angeht“, so Lohninger. (pi/aw)


Mehr Artikel

Ismet Koyun, CEO und Gründer, KOBIl-Gruppe (c) KOBIL-Gruppe
Kommentar

Zwischen Innovation und Souveränitätsverlust – Ethik in Smart Cities

Die Vision von Smart Cities ist verlockend. Sie versprechen eine Verbesserung der urbanen Lebensqualität – durch intelligente Infrastrukturen, die den Verkehr optimieren, den Energieverbrauch senken und städtische Dienstleistungen digitalisieren. Doch mit diesen Möglichkeiten gehen auch ethische Herausforderungen einher, die wir nicht ignorieren dürfen. Digitalpionier Ismet Koyun über Vorteile, Risiken und Lösungsansätze in vollständig vernetzten Städten. […]

News

Wie KI hilft, Büroräume zu verkleinern

Die Auslastung von Büros sinkt, denn das Home Office oder flexible Arbeitsmodelle werden für Arbeitnehmer zunehmend beliebter. Dieser Trend bietet für die Chefetage auch Einsparungspotenzial. Damit die Räumlichkeiten tatsächlich effizient genutzt werden, braucht es KI und Technologie. […]

News

Austrian Standards setzt mit Zertifizierung und Lehrgang zu KI und Ethik neue Standards

Austrian Standards startet mit einer neuen Personenzertifizierung zum Thema KI und Ethik. Mit Vorkenntnissen und Kompetenzen in einschlägigen Formaten kann das Zertifikat „Value-based Engineering Ambassador for Ethical IS & AI“ auf Basis der ISO/IEC/IEEE 24748-7000 erlangt werden. Austrian Standards bietet hierfür auch einen Lehrgang an, der eine umfassende Einführung in generative KI und deren Anwendungen bietet. […]

11,5 Prozent Umsatzwachstum sichern BE-terna Platz 11 In der Lünendonk-Liste 2024. (c) BE-terna
News

BE-terna wächst schneller als der Markt

Während die 25 führenden mittelständischen IT-Beratungs- und Systemintegrationsunternehmen in Deutschland 2023 laut aktueller Lünendonk-Liste 2024 um durchschnittlich 9,1 Prozent gewachsen sind, konnte BE-terna seinen Umsatz um 11,5 Prozent steigern, auf dem deutschen Markt sogar um 18,6 Prozent. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*