Die Mitglieder der von österreichischen IT-Anbietern gegründeten non-Profit-Organisation ICT Austria unterstützen sich nicht nur gegenseitig, sondern wollen ganz Österreich gemeinsam fit für das digitale Zeitalter machen. [...]
Gegründet wurde der Verein ICT Austria – Center for Business Technology Anfang 2015 von den fünf IT-Unternehmen APC Business Services (IT-Personalexperte), bit group (ein Wissenstransformator im IT-Bereich), Braintribe IT-Technologies (Technologiehersteller für agile IT-Systeme), Kapsch BusinessCom (ICT-Servicepartner) und scc EDV-Beratung (SAP Systemintegrator). Vorrangiges Ziel dieses Zusammenschlusses heimischer Unternehmen, die alle ihr Headquarter in Österreich haben, ist es, das Bewusstsein über die Bedeutung von IT für den Wirtschaftsstandort Österreich zu schärfen.
„Es gibt heutzutage kein Unternehmen mehr, das ohne IT auskommt. Österreich ist jedoch im internationalen Vergleich ein relativ kleiner Markt. Daher wollen wir mit unserer Initiative zeigen, wie es gelingen kann, von internationalen Entwicklungen zu profitieren und dabei Abhängigkeiten zu vermeiden“, sagt der ehemalige Fujitsu-Österreich Chef Wolfgang Horak, der nun Geschäftsführer von ICT Austria ist und diese Tätigkeit übrigens ehrenamtlich, sprich ohne Bezahlung ausübt. Auch die Mitgliedsunternehmen von ICT Austria investieren einiges an Ressourcen in die Non-Profit-Organisation. „Da steckt schon einiges an Aufwand dahinter“, erklärt zum Beispiel Jochen Borenich, Vorstand von Kapsch BusinessCom. Er schätzt, dass Kapsch BusinessCom etwa zwei Vollzeitstellen (FTE – Full Time Equivalent) in ICT Austria investiert.
Diesen Aufwand betreiben die Mitglieder von ICT Austria natürlich nicht mit rein altruistischen Motiven im Hinterkopf: „Ich will erst gar nicht so tun, als ob wir das aus caritativen Gründen machen. Natürlich verfolgen wir auch einen gewissen Selbstzweck und wollen auch Geschäft machen“, gibt Borenich zu. „Wir wollen erfolgreich wirtschaften und möglichst vielen Leuten einen Job geben.“ ICT Austria sei jedoch keine Vertriebsorganisation – der Hauptzweck sei es, Österreich fit für das digitale Zeitalter zu machen und IT-Knowhow sowie IT-Ressourcen in Österreich aufzubauen und zu halten. „Es geht uns bei ICT Austria nicht in erster Linie darum, Geld zu verdienen, sondern die Organisation soll ein Enabler sein. Wir wollen heimische Unternehmen bei der Digitalisierung unterstützen und Wertschöpfung in Österreich generieren.“
KEINE ANGST VOR DIGITALISIERUNG
Um dieses Ziel zu erreichen, will ICT Austria österreichischen Unternehmen zunächst einmal die Angst vor der Digitalisierung nehmen und ihnen vor Augen führen, dass sie ohne Riesenprojekte und viel finanziellen Aufwand digitale Geschäftsmodelle schnell und einfach ausprobieren können und auch sollen. Über Proofs of Concept und Pilotprojekte lassen sich neue Ideen dank Cloud-Ressourcen ohne große Anfangsinvestitionen durchspielen, und es lässt sich somit einfach überprüfen, ob die neuen Ideen tatsächlich einen Mehrwert generieren. Unternehmen, die sich bislang von der Digitalisierung abschrecken haben lassen, kann man also nur empfehlen, sich diesbezüglich einmal bei ICT Austria zu melden.
ICT Austria versteht sich in diesem Zusammenhang als Missing Link zwischen den IT-Lösungen internationaler Anbieter und dem konkreten Einsatz dieser Lösungen bei österreichischen Kunden. „Um die Vorteile von IT voll nutzen zu können, braucht es nicht nur die Technologien, sondern auch umfassendes Knowhow, wie diese optimal eingesetzt werden können“ erklärt Horak. „Darin liegt der große Vorteil von Unternehmen mit einer starken Verankerung in Österreich.“ Dieser zeige sich nicht nur in Projekten, sondern auch bei Infrastrukturthemen. „Je mehr Unternehmensprozesse digitalisiert werden, desto wesentlicher ist es, strategisch wichtige IT-Anwendungen im eigenen Land zu behalten und die Daten in heimischen Rechenzentren zu halten.“
Ein weiterer Schwerpunkt ist das bereits zuvor angesprochene, dringend notwendige IT-Knowhow. Dieses kommt immer weniger von den großen internationalen Anbietern, deren personelle Ressourcen in Österreich tendenziell abnehmen. „Viele große Anbieter haben in Österreich immer häufiger lediglich Vertriebsmitarbeiter und kaum mehr lokales Knowhow“, sagt Borenich. „Ich kenne etliche heimische IT-Leiter, die das Problem haben, dass sie mal einen Experten brauchen, der aber nicht verfügbar ist, weil er in einem internationalen Projekt steckt.“
AUFBAU VON KNOWHOW
Diese Lücke will ICT Austria schließen und unterstützt daher Bildungsinitiativen wie etwa Smart Kids von Digital City Vienna. „Wir gehen unter anderem in Schulen und versuchen Schülern das Thema Technologie sehr früh nahezubringen. Wir entwickeln mit den Mädchen und Buben zum Beispiel Programme und nehmen ihnen die Angst vorm Codieren. Oder wir zerlegen gemeinsam Hardware und bauen sie wieder zusammen“, erklärt Borenich. Diese Workshops stehen am Bildungsserver zur Verfügung und jede Schule kann sie kostenlos buchen.
Dass ICT Austria tatsächlich für alle Beteiligten einen spürbaren Mehrwert bietet, zeigt die Tatsache, dass sich die Zahl der Mitglieder seit der Gründung mehr als verdoppelt hat. Inzwischen hat ICT Austria laut Horak elf Mitglieder und Hearings für weitere Aufnahmen sind geplant. IT-Anbieter, die sich ICT Austria anschließen wollen, müssen ihr Headquarter in Österreich haben und mehrheitlich in österreichischem Besitz stehen. Der jährliche Mitgliedsbeitrag beträgt 3.000 Euro. (oli)
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