Geraser CIO-Tage: IT im Jahr 2020

Kostendruck oder IT aus der Steckdose, konsumiert von den Fachabteilungen: Die Herausforderungen, mit denen IT-Leiter kämpfen, sind vielfältig. CIO diskutierten Ende Mai ihre eigene Zukunft. [...]

Ende Mai gingen im malerischen Waldviertel die Geraser CIO-Tage über die Bühne. Schwerpunktthema: „IT im Jahr 2020“ und damit verbunden die Hoffnung der CIO, auch in fünf, sechs Jahren noch kraftvoll zubeißen zu können.

Alexander Loisel, Geschäftsführer des Veranstalters LSZ Consulting, skizzierte in seiner Keynote die aktuelle Lage der heimischen IT-Leiter – eine Quelle war die Umfrage unter den führenden österreichischen Unternehmen, die LSZ Anfang des Jahres durchgeführt hat. Generell sei die Stimmung unter den CIO gut, so Loisel, 33 Prozent der befragten EDV-Leiter gehen von einem Budgetwachstum aus, nur 18 Prozent sind mit einer Reduktion konfrontiert. Alle anderen sehen die finanzielle Situation gegenüber dem Vorjahr unverändert. Interessante Ergebnisse lieferten die  insgesamt 323 Antworten in Sachen Prioritätenliste: Einige der großen Hype-Themen wie Cloud Computing und Social Media liegen auf den abgeschlagenen Plätzen 19 bzw. 21, Big Data kommt gar über den 27. Platz nicht hinaus. Eine Ausnahme bildet Mobility: Dieses Thema ist nach Dauerbrenner ERP aus der Sicht der befragten CIO das derzeit zweit wichtigste. Weitere Top-Prioritäten sind Geschäftsprozessoptimierung, Effizienzsteigerung in der IT, kollaborative Plattformen sowie Storage- und Archivierungssysteme.

GEFRAGT IST GANZHEITLICHE SICHT
Wesentlich indifferenter ist das Bild, wenn es um die Zukunft der eigenen Rolle als CIO geht – Stichwort „IT im Jahr 2020“. Ausgehend von Studien diverser Marktforscher prognostiziert Alexander Loisel, dass es in sechs, sieben Jahren keine klassische, in sich geschlossene IT-Abteilung geben werde. Stattdessen werde der CIO mit einem kleinen Spezialistenstab Teil der erweiterten Geschäftsleitung sein. Die IT-Anwendungsfachleute befinden sich 2020 wahrscheinlich jeweils in der Fachabteilung. Und: „Die Infrastruktur ist weitgehend in die Cloud ausgelagert“, so Loisel. Die Reaktion der IT-Leiter heimischer Unternehmen auf diese Aussagen fielen höchst unterschiedlich aus: Viele der befragten IT-Verantwortlichen sehen die Prognosen rund um Cloud als viel zu optimistisch, andere wiederum sind überzeugt, dass die dargestellten Veränderungen viel schneller Wirklichkeit werden als heute angenommen. So oder so, der gemeinsame Nenner der meisten Aussagen ist, dass sich die Rolle der CIO tatsächlich massiv ändert und dass die Optimierung der Geschäftsprozesse noch viel stärker in den Mittelpunkt der CIO-Aktivitäten rückt. Welche Auswirkungen das auf den Geschäftserfolg haben kann, erläutert Alexander Loisel mit einem Beispiel vom Flughafen Heathrow: Erst nachdem man verstanden hatte, dass der Aspekt Pünktlichkeit nicht nur den Abflug der Flugzeuge betrifft, sondern durch viele andere Bereiche beeinflusst wird, konnte die zeitliche Zuverlässigkeit deutlich spürbar von 68 Prozent auf 83 Prozent verbessert werden. Mit anderen Worten: Ganzheitliche Sicht statt Silodenken. Und wer hat bessere Übersicht über alle Prozesse im Unternehmen als der CIO?    

INNOVATION ALS VALUE CREATOR
Die diversen Vorträge der Geraser CIO-Tage beleuchteten unter anderem den Zusammenhang des Beitrags der IT zum Geschäftserfolg mit der Rolle der IT-Leiter, so zum Beispiel Christian Kudler, Strategic IT Consultant bei IBM Österreich. Seine These: Die Aufgaben des CIO richten sich danach, wie die EDV die Schaffung von Wettbewerbsvorteilen unterstützt. Während einst der Besitz von IT-Ressourcen bestimmend war, wurde im Laufe der Zeit die Wirtschaftlichkeit zur bestimmenden Kraft. Und heute geht es vermehrt um die Wirksamkeit der IT – sprich um die Schaffung von Business Value.

Passend dazu die vier Arbeitskreise des Events im Herzen des Waldviertels, in denen die zahlreich anwesenden EDV-Leiter heimischer Unternehmen etwa den Beitrag zu unternehmerischen Innovation als „Value Creator“ diskutierten. Auffällig war, wie unterschiedlich dieser Begriff definiert und gelebt wird – abhängig davon, wie ausgeprägt die „Innovationskultur“ im Unternehmen ist. Während die einen schaffen, die Impulse, die von Top-Managern Fachabteilungen, aber auch von Kunden kommen, in einen nachhaltigen Mehrwert zu verwandeln, scheitern andere IT-Leiter an organisatorischen Wahrheiten: 19 Prozent der befragten CIO berichten laut LSZ-Umfrage an den CFO – „eine sehr unglückliche Konstellation, da der Finanzchef die Kosten im Auge hat, nicht Innovationen“, sagt Alexander Loisel im Gespräch mit der COMPUTERWELT. (su)


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