Ohne Glasfaserausbau droht der technologische und wirtschaftliche Rückschritt: Vertreter der heimischen IKT-Branche warnten im Rahmen des "CMG-AE Fiberday 2017" vor falschen Strategien und forderten Maßnahmen der Verantwortlichen. [...]
Selbstfahrende Autos, das Internet der Dinge und smarte Städte waren bisher eher Zukunftsszenarien, doch mit der nächsten Mobilfunkgeneration 5G rücken solche digitalen Innovationen immer mehr in greifbare Nähe. Die Basis dieser digitalen, neuen Welt ist eine leistungsfähige Infrastruktur. Und diese gehört massiv ausgebaut. Das Mobilfunknetz der fünften Generation bildet die Grundlage für das Internet der Dinge oder zeitkritische Industrieanwendungen und werde sich als vorteilhafte Allzwecktechnologie mit nachhaltigen Effekten für Investitionen und Wertschöpfung etablieren. Zu diesem Schluss kamen Experten der Informations- und Kommunikationstechnologie-Branche im Rahmen des „CMG-AE Fiberday 2017“, der Ende November im Wiener Rathaus unter dem Titel „Der Weg in die Gigabit-Gesellschaft – Herausforderungen und Chancen“ stattgefunden hat, und bei dem 5G und der Glasfaserausbau die Hauptthemen waren.
„Österreich ist innerhalb der EU Schlusslicht beim Glasfaser-Ausbau. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, um nicht wirtschaftlich und technologisch den Anschluss zu verlieren“, sagte Johannes Zeitelberger, Director Corporate Communications der CMG-AE. Dabei betonte er vor allem die unübersehbaren Zusammenhänge zwischen der Glasfaser-Infrastruktur und 5G und, dass es zwischen Kabel und drahtlos keinen Widerstreit, sondern ein perfektes Zusammenspiel geben muss. „Ein flächendeckendes Glasfasernetz ist die Grundlage für die Breitband-Netze der Zukunft und den 5G-Ausbau“, so Zeitelberger.
Ohne Glasfaser kein 5G
Rund um das Mobilfunknetz der fünften Generation, 5G, ist international ein Wettlauf ausgebrochen, wie Jan Trionow, CEO von Hutchison Drei Austria und Präsident des Verbandes Alternativer Telekom-Netzbetreiber (VAT), skizzierte. Hier gelte es, in Österreich Schritt zu halten. »Regulation und Bürokratie müssen reduziert und der Ausbau wettbewerbs- und anbieterneutraler Infrastrukturen sowie eine komplexitätsreduzierende und transparente Frequenzvergabe forciert werden.« Ein klares Bekenntnis machte der Geschäftsführer zum Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur, auf die auch alle Mobilfunkbetreiber angewiesen seien. „Die Zielsetzungen beim Breitbandausbau der österreichischen Bundesregierung für 2025 könnten jedoch mit den laufenden Maßnahmen nicht erreicht werden. „Es wird sich nicht rechnen, parallele Glasfasernetze zu bauen. Glasfaser wird wahrscheinlich ein natürliches Monopol sein, wir müssen uns überlegen, wie in diesem Umfeld Wettbewerb erhalten werden kann.“
Ulrike Huemer, CIO der Stadt Wien, betonte, dass die flächendeckende Glasfaserversorgung als Fundament der digitalen Infrastruktur der Stadt Wien für mobile und feste Breitbandanwendungen von zentraler Bedeutung sei. Daher unterstützt die Stadt Wien den Ausbau der digitalen Infrastruktur, um das »Nervensystem für die Smart City« zu sichern. „Erst auf Basis einer exzellenten digitalen Infrastruktur ist es möglich, Serviceangebote zu entwickeln, die den Bürgerinnen und Bürgern den Alltag erleichtern und den Wirtschaftsstandort Wien noch attraktiver machen. Breitband wird immer mehr zur kritischen, also zwingend notwendigen Infrastruktur“, so Huemer.
Man müsse die Netzbetreiber von einem Geschäftsmodell offene Netze überzeugen, so der CMG-AE-Vizepräsident Heinz Pabisch. „Also anbieterneutrale Netze, deren Betreiber und Errichter die Infrastruktur einer Vielzahl von Diensteanbietern zur Verfügung stellen sollten.“ Darüber hinaus verlangt die CMG eine Abkehr von Subventionen für kupferbasierte Netze. Die Fördergelder aus dem Topf der beschlossenen Breitbandmilliarde würden laut Pabisch zu 80 Prozent dem Ex-Monopolisten A1 Telekom Austria zugute kommen.
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