Glasfaserausbau verlangt nach Taten

Damit Österreich international nicht weiter abfällt, müssen sich TK-Branche, Regierung und Regulator zur Sicherung künftigen Wirtschaftswachstums entschieden dem Glasfaserausbau widmen. Dazu benötigt es investionsfreundliche Regelungen. [...]

Ohne Ausbau der Glasfaserinfrastruktur droht Österreich den Anschluss im internationalen Umfeld zu verpassen. Aus diesem Grund müssten sich ab sofort die Telekom-Branche, Regierungen und Regulierer entschieden dem Glasfaserausbau widmen, um künftiges Wirtschaftswachstums zu sichern. Das ist eines der Kernergebnisse der Studie „National Fiber Strategies: National economic imperative or just another private industry task?“ von Arthur D. Little (ADL). „Eine investitionsfreundliche Regulierung ist erforderlich, damit Österreich nicht zum Europäischen Schlusslicht im Ausbau von extrem schnellem Internet wird“, sagt Karim Taga von ADL. In Österreich ist der Glasfaser-Rollout demnach erst am Beginn. „Vor allem für ohnehin strukturell benachteiligte Regionen muss es praktikable Lösungen geben, um eine Zweiteilung des Landes in zwei Internet-Geschwindigkeiten zu vermeiden“, so Taga.

Eine verbesserte Breitbandinfrastruktur gibt klare Wachstumsimpulse: neue Arbeitsplätze entstehen, erhöhte Haushaltseinkommen und das BIP profitiert. Superschnelle Breitbanddienste treiben die Diversifizierung von Volkswirtschaften voran, weil kleine und mittlere Unternehmen von ihnen profitieren. Kupferkabelbasierende Netze reichen laut Taga nicht mehr aus. Stattdessen müssen Glasfaser- oder zum Großteil glasfaserbasierende Netze aufgebaut werden. Weiters wird die Glasfaserinfrastruktur auch für Backhaul-Dienste für neue 4G/LTE Mobilfunknetze benötigt, deren Ausbau derzeit forciert wird. „Doch die notwendigen Investitionen sind gigantisch“, so Taga und weiter: „Der Ausbau der Glasfasernetze in Europa kostet hunderte Milliarden Euro.“

VERSCHIEDENE MODELLE
Führend bei der Glasfaser-Anschlussrate in Europa sind vor allem die baltischen Staaten und die CEE-Länder. In Litauen erreicht das Kabelnetz eine hundertprozentige Abdeckung, fast jeder dritte Haushalt ist laut ADL bereits angeschlossen. Auch Bulgarien, Slowenien und die Slowakei erreichen mit Anschlussraten von jeweils elf bis 15 Prozent gute Werte. „Um den infrastrukturbasierten Wettbewerb wieder anzukurbeln, muss sich der Regulator Modelle zur Stimulierung des Glasfasernetzausbaus suchen. Zugleich bleibt in vielen Ländermärkten unklar, wie die hohen Investitionen gestemmt werden sollen“, sagt Andrea Faggiano von ADL. Das Unternehmen hat fünf Modelle für den Ausbau der Glasfasernetze in den Ländern ausgemacht. Je nach Modell variiert dabei die Mischung aus öffentlichen Investitionen und regulatorischen Maßnahmen. ADL kommt zu dem Schluss, dass die erfolgreichsten Glasfaserstrategien einen hybriden Ansatz verfolgen: Eine Kombination aus freiem Wettbewerb, Koordinierung durch die Regierung/Regulierungsinstitutionen und der Vergabe öffentlicher Investitionsmittel zur Stimulierung des Ausbaus in einzelnen Regionen. Wie groß der Handlungsbedarf in Österreich ist, zeigt ein Blick auf Frankreich. Hier hat die Regierung bereits vor Jahren zielstrebig mit dem staatlich geförderten Ausbau der Netze begonnen und ist heute deutlich weiter als die meisten anderen europäischen Staaten. (cb)


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