„Green IT ist kein Lippenbekenntnis“

Lenovo gab im November ein Rekordquartalsergebnis mit Höchstwerten bei Gewinn und Umsatz bekannt. Der Nettogewinn stieg im Jahresvergleich um 65 Prozent auf 512 Millionen US-Dollar. Das weitere Ziel: die Profitabilität innerhalb von drei Jahren zu verdoppeln. Die COMPUTERWELT sprach mit Michel Neuhold über die Situation in und die Ziele für Österreich. [...]

Michael Neuhold ist SMB/Channel-Manager bei Lenovo Österreich. (c) Lenovo Österreich
Michael Neuhold ist SMB/Channel-Manager bei Lenovo Österreich. (c) Lenovo Österreich

Wie teilen sich die B2B- und B2C-Anteile bei Lenovo in Österreich auf?  

Das B2B-Geschäft, das über 1.200 Handelspartner abgewickelt wird, stellt ungefähr 85 Prozent des Gesamt-PC-Geschäftes in Österreich für Lenovo dar. Der B2C-Anteil, der maßgeblich über unsere Retail-Partner erfolgt, liegt somit – ohne Motorola – bei 15 Prozent. 

Die Komponentenverknappung war bald nach Beginn der Pandemie ein Thema? Wie sehen Sie die Lage? Was können Sie dagegen tun?

Korrekt. Die Pandemie, sowie die damit verbunden Work-, Learn- und School-from-Home-Konzepte haben die weltweiten Verknappungen in nahezu allen Branchen vorangetrieben und verschärft. Als größter PC-Hersteller und viertgrößter Halbleiter-Abnehmer weltweit geht die aktuelle Situation nicht spurlos an uns vorüber. Neben den Chip- und LCD-Panel-Verknappungen entsteht zusätzlicher Druck auf die Logistikbranche, da es bei allen Transportmitteln (Luft-, See-, Bahn- und LKW-Verkehr) zu schwerwiegenden Kapazitätsengpässen kommt. Neben diversen logistischen Herausforderungen sowie Verknappungen von Komponenten arbeiten wir jedoch mit Hochdruck an der Verbesserung unserer Supply-Chain. So nutzen wir AI-Technologien, um den Abverkauf unserer Produkte vorauszusagen und damit die Planbarkeit für die benötigte Komponentenbeschaffung automatisiert zu erhöhen. Über Blockchain und IoT-Technologien sind wir in der Lage, die Bewegungen von Komponenten über ein Blockchain-Network effizient zu steuern und zwischen den Produktionsstätten zu balancieren, um Durchlaufzeiten dramatisch zu verringern. Dies hilft uns gemeinsam mit unseren Distributoren die Hochverfügbarkeitslager mit den benötigten Produkten effizient zu befüllen, sowie auf flexible Lösungen (z.B. kurzfristiger Umbau von Lagermodellen auf abweichende Kundenanforderungen) zurückzugreifen. Schlussendlich ist die frühzeitige Vorausplanung mit unseren Handelspartnern und Endkunden jedoch unumgänglich, um eine fortlaufende Versorgung, und damit dem Produktivbetrieb der österreichischen Betriebe sicherzustellen.

Welche Neuerungen konnte Lenovo 2021 im immer wichtiger werdenden Bereich Nachhaltigkeit und Green IT setzen?

Das Thema Kreislaufwirtschaft und nachhaltige IT-Lösungen ist von zentraler Bedeutung für die Unternehmensstrategie von Lenovo. Dies ist kein Lippenbekenntnis, sondern zeigt sich messbar in unseren Leistungsangeboten. So hat unser CO2-Kompensationsservice »CO2-Offset« kürzlich die international anerkannte DEKRA-Validierung im Bereich Nachhaltigkeit erhalten. Hierbei wurde unser Berechnungsprozess für den CO2-Fußabdruck von Lenovo-Produkten eingehend untersucht, sowie die Richtigkeit der ausgewiesenen Kompensationen verifiziert. 

Unsere Kunden haben damit die Möglichkeit, die durch die Anschaffung von Lenovo-Hardware verursachten CO2-Emissionen durch von der UN unterstützte Umweltprojekte auszugleichen. Die Rückverfolgbarkeit wird unseren Kunden mitgeteilt, sodass die Emissionen der gekauften Hardware kompensiert sowie in der CO2-Balance unserer Kunden berücksichtigt werden können. Unser Ziel dabei ist es, die Nachhaltigkeit der IT-Beschaffung auf der ganzen Welt transparenter, greifbarer und nachvollziehbarer zu machen. Bereits 19 Monate nach dem Start des Dienstes haben unsere Kunden weltweit bereits ungefähr 375.000 Tonnen Kohlendioxid ausgeglichen – dies entspricht der Menge an Treib-hausgasen die rund 80.000 PKWs in einem Jahr ausstoßen. Zudem setzen wir bereits seit Jahren auf nachhaltige Verpackungsstrategien sowie effiziente Herstellungsprozesse.

„Unser Ziel ist, die Nachhaltigkeit der IT-Beschaffung transparenter zu machen.“

Michael Neuhold, Lenovo

Welche Ziele hat sich Lenovo für das nächste Jahr in Österreich gesetzt?   

Das nächste Jahr steht für Lenovo im Zeichen der Kompetenzbündelung innerhalb der Geschäftsbereiche PC, Infrastruktur und Mobility. Neben dem Ausbau des erfolgreichen PC-Geschäfts in weitere vertikale Geschäftsbereiche wie OEM, Healthcare und Education, gilt es vor allem im Infrastruktur-Bereich, sowie im Mobility-Bereich (Motorola) weiter zu skalieren. Die Bündelung von Kompetenzen sowie die Nutzung von Synergien im Rahmen ganzheitlicher Lösungskonzepte (z.B. Edge-Computing, VDI, Cloud) wird hierbei im Fokus aller Geschäftsbereiche stehen.

Zudem ändert sich neben der zunehmenden Verschmelzung der Fachbereiche im Sinne der Problemlösung auch die Art der Konsumation von IT-Lösungen. Neben der klassischen Kauf-Option wird künftig über das Lenovo »TruScale – Everything-as-a-Service«-Konzept auch die Mietvariante zu größtmöglicher Planbarkeit, Skalierbarkeit und Flexibilität angeboten werden.

Das in den letzten zwei Jahren um 25 Prozent verstärkte Vertriebsteam wird weiter ausgebaut, um die Anforderungen des Marktes bestmöglich abzudecken, sowie zusätzliche Spezialisten-Kompetenzen, vor allem in vertikalen Geschäftsbereichen einzubringen.

Für Motorola stehen relevante Listungen im Retail, als auch im Provider-Geschäft an der Tagesordnung, um die Marke wieder in die Köpfe der Konsumenten zu rufen. Unser realistisches Ziel ist es fünf Prozent Marktanteil im österreichischen Android-Markt bis Ende 2022 zu erreichen.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*