Seit der Gründung durch Prof. Bruno Buchberger 1992 forscht und entwickelt RISC Software für die Wirtschaft. Dabei werden Symbolisches Rechnen, Mathematik und Informatik zur Entwicklung von Software eingesetzt. [...]
Was zeichnet aus Ihrer Sicht den IKT-Standort Oberösterreich gegenüber anderen heimischen Regionen aus?
Wolfgang Freiseisen: Zum einen natürlich der Softwarepark Hagenberg, der seit mehr als 20 Jahren eine international Drehscheibe für Anwendung, Forschung und Lehre darstellt und zum anderen der relativ neu gegründete IT-Cluster, der IKT-Unternehmen vernetzt und Kräfte bündelt, um so die regionale Wirtschaft im internationalen Wettbewerb zu unterstützen.
Wie zufrieden sind Sie mit den Rahmenbedingungen (politisch, wirtschaftlich, sozial…) in Oberösterreich? Wo sind Ihrer Meinung nach die größten Hemmschuhe? Welche Verbesserungsvorschläge haben Sie?
Die Rahmenbedingungen sind derzeit sehr gut, sowohl seitens der Forschungslandesrätin Doris Hummer als auch seitens des Wirtschaftslandesrats gibt es für die Themen der Unternehmen viel Unterstützung und Verständnis! Wenn das Programm OÖ2020 des Landes Oberösterreich hält, was man sich davon verspricht, sieht es für den Standort schon sehr gut aus.
Hemmschuhe sind natürlich der Dauerbrenner Bürokratie und die Veränderungsresistenz in manchen Unternehmen. Letzteres wird durch die nachrückenden jungen Innovatoren deutlich besser.
Viele Förderprogramme sind sehr hoch überzeichnet, sodass bei Einreichung nur eine kleine Chance besteht, überhaupt Fördermittel zu erhalten, sodass viele Unternehmen eine Einreichung scheuen. In diesem ganzen Bereich der Förderungen gibt es sicher noch Optimierungspotenzial.
Wie zufrieden sind Sie mit der Geschäftsentwicklung in den letzten zwölf Monaten im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren?
Wir sind mit der Geschäftsentwicklung zufrieden, spüren aber schon in manchen Branchen die rückläufige Wirtschaft, das führt zu Auftragsverschiebungen und zu recht zögerlicher Investition. Aufgrund unseres hohen Qualitätsanspruchs und Nutzenorientierung ist die Kundenzufriedenheit extrem hoch. Dadurch investieren Unternehmen gerade in schwierigen Zeiten bei uns in zukunftsweisende F&E-Projekte.
Bitte beschreiben Sie ein oder mehrere Highlights aus den letzten 24 Monaten (z.B. Produktentwicklung, Projekte, Kundengewinnung…).
Über unsere Kunden dürfen wir leider sehr häufig nicht reden, aber ein paar Highlights aus dem Bereich Forschung und Entwicklung können schon angeführt werden:
SmaPro etwa ist ein Qualifizierungsnetzwerk für Smart Production, also Maschinendatenanalyse und -interpretation in der Produktion. SmaPro zielt darauf ab, die Unternehmen auf die Herausforderungen des Zukunftsthemas Industrie 4.0 vorzubereiten, zum Beispiel soll durch Kompetenzvertiefung die Digitalisierung der Produktion vorangetrieben werden.
Die Virtual Machining Library (VML) ermöglicht eine geometrische Modellierung und Visualisierung von zerspanenden Bearbeitungsprozessen in Echtzeit
Gemeinsam mit der Pfeiffer Gruppe, dem Logistikum FH Steyr und der Post erforschen wir neue Wege im Internethandel mit Lebensmittel. Dabei geht es unter anderem um die zeitnahe flächendeckende Hauszustellung von Gütern des täglichen Bedarfs.
Wir haben auch einen last-mile-simulation-framework zur Abbildung und Bewertung verschiedenster Szenarien entwickelt.
Auf EU-Ebene haben wir das Projekt Mr.SymBioMath erarbeitet: Hier geht es um die Verarbeitung großer Datenmengen die bei Genomsequenzierung erzeugt werden und die Visualisierung der Ergebnisse als Cloud-Computing-Lösung.
Wie zufrieden sind Sie mit der Ausbildungsqualität oberösterreichischer Einrichtungen wie FH und TU?
Die Ausbildungsqualität von beiden Einrichtungen – der Johannes Kepler Universität und der FH Oberösterreich – ist sehr gut, speziell die sehr professionelle Zusammenarbeit dieser Einrichtungen mit den in Oberösterreich ansässigen Unternehmen ist hier hervorzuheben.
Wie stark leiden Sie unter dem Phänomen Facharbeitermangel und welche Gegenmaßnahmen ergreifen Sie?
Derzeit sind wir noch sehr wenig vom Fachkräftemangel betroffen, allerdings gehen wir schon davon aus, dass dieses Problem in den nächsten Jahren größer wird, da die Studentenzahlen bei den MINT-Fächern rückläufig sind.
International spürt man schon den Wettbewerb um die besten Köpfe, allein im letzten Jahr sind zwei unserer Kollegen nach Zürich zu Google abgewandert. Ich möchte aber auch noch erwähnen, dass es uns speziell am Herzen liegt, mehr Frauen in die Technik zu bringen bzw. ihnen den Berufseinstieg zu erleichtern.
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