»Herkunftsland nicht entscheidend«

Im Laufe der nächsten Jahre soll 5G flächendeckend in Österreich verfügbar sein. Beim Ausbau spielt der chinesische Konzern Huawei eine große Rolle als Technologielieferant, das Unternehmen beliefert jeden der heimischen Provider mit Equipment. Die
COMPUTERWELT hat Erich Manzer, Vice President Huawei Technologies Austria zum 5G-Ausbau in Österreich befragt. [...]

Erich Manzer, Vice President
Huawei Technologies Austria. (c) HUAWEI

Im September wurden 5G-Funkfrequenzen verweigert. Wie verläuft Ihrer Meinung nach der 5G-Ausbau in Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern?

Im Moment treiben alle Provider den 5G-Rollout voran. Im europäischen Vergleich liegt Österreich sehr gut im vorderen Drittel, auch bei der Frequenzvergabe und Implementierung. Im Vergleich mit dem asiatischen Raum liegt Europa aber zurück. Die Auflagen der Regulierungsbehörde bedeuten, dass bis Mitte 2022 1.000 C-Band-Standorte (3,5 bis 3,7 GHz) ausgerollt werden müssen. Es gibt zudem von der Regulierungsbehörde festgelegte Gebiete, in die die Provider investieren müssen, das sind hauptsächlich ländliche Gebiete. Die Operatoren konnten während der Auktion einige dieser unterversorgten Locations auswählen und so den Betrag der Auktion reduzieren. Österreich steht hier sehr gut da. In Deutschland weiß man, was Funklöcher wirklich bedeuten. Welche Frequenzen in Österreich verwendet werden ist zwar nicht festgeschrieben, aber die Operatoren werden diese neuen Standorte dafür auslegen, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt schnell aufgerüstet werden können. Zudem müssen in Österreich die Provider alle Investitionen, die sie tätigen, komplett selber zahlen. Es gibt für manche Bereiche Förderungen, aber selbst damit rechnen sich manche Gebiete noch nicht.

Das ist wirklich ein massives Investment von den Betreibern in 5G, das auch von der Regulierungsbehörde forciert wird. Zusätzlich werden die Anbieter die derzeit im Einsatz befindlichen Frequenzen in Richtung 5G migrieren. Also generell sehe ich ein sehr positives Bild beim 5G-Ausbau in Österreich.

Welche Rolle spielt Huawei dabei?

In Österreich haben wir schon Ende 2017 mit 5G begonnen. Wir sind aber in einem Umfeld gestartet, in dem schon viele etablierte Hersteller am Markt waren. Bei 2G und 3G waren wir anfangs hinten, bei 4G konnten wir schon knapp 15 Prozent der Patente halten. 2010 haben wir mit der Forschung für 5G begonnen, Huawei hat hier mehrere Milliarden Euro investiert. 2019 hat das Unternehmen über 15 Prozent des Umsatzes in R&D investiert, also nicht nur in 5G, das sind rund 19 Mrd. Euro. Es haben mehrere Länder angekündigt Produkte von Huawei nicht zu nutzen.

Wir halten jetzt mehr als 20 Prozent der Patente für 5G und im Vergleich zu US-Firmen liegen wir bei 5G voran. Und diese Führerschaft ist manchen Ländern ein Dorn im Auge. Wir haben in den Ländern teilweise schon viel investiert und wie etwa in Schweden auch ein großes R&D-Center aufgebaut. Für uns war die Entscheidung der PTS (schwedischer Telekomregulierer, Anm.) daher überhaupt nicht nachvollziehbar, denn es gibt keine klaren Gründe für einen Ausschluss.Das hat ja vor Kurzen auch ein Gericht in Schweden bestätigt. Selbst der CEO unseres Mitbewerbers Ericsson hat sich für faire Marktbedingungen ausgesprochen. Volkswirtschaftlich ist es unfair, einen Hersteller dazu zu zwingen Equipment, das für 5G eingesetzt werden kann, austauschen zu müssen. Wir sind froh darüber, dass wir in Österreich in einer ganz anderen Situation sind und nicht das Herkunftsland eines Anbieters entscheidend ist.

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Bann für Huawei?

Die negativen Auswirkungen des Banns betreffen ja nicht nur Huawei sondern auch amerikanische Firmen, die nicht mehr an uns verkaufen dürfen. In manchen Bereichen wie 2G, 3G und 4G dürfen wir mit diesen Firmen mittlerweile wieder zusammenarbeiten. Das Security-Thema, das immer wieder vorgeschoben wird, ist dann aber nicht mehr haltbar. Es sollte klare Regeln geben, jedes Equipment auf gleiche Weise zu prüfen und festzustellen, ob es den Standards entspricht. Uns wird nachgesagt, dass wir Backdoors einbauen, aber es konnte kein einziger Beweis erbracht werden noch gab es irgendwelche Fälle bei Operatoren, die unser Equipment seit Jahren im Einsatz haben.

Wir haben etwa auch mit dem britischen Geheimdienst MI6 zusammengearbeitet, der unser Equipment genau überprüft hat bevor es bei der British Telecom zum Einsatz kommen durfte. Es wurden Hardware und Software von Experten geprüft. Und es wurde ganz klar deutlich, dass unsere Systeme sicher sind. Aber das ganze Thema reduziert sich auf die Tatsache, dass wir eine Führungsrolle in einem Technologiebereich übernommen haben und das gewissen Ländern und Firmen ein Dorn im Auge ist.

Hat die Corona-Krise Einfluss auf das Geschäft von Huawei?

Die Krise selbst treibt den Datenverkehr massiv in die Höhe. Viele Menschen sind im Home-Office, die Anforderungen werden also höher, weil der Traffic steigt. Die Krise hat dazu beigetragen umzudenken und 5G auch voranzutreiben weil man bei 4G an die Grenzen gelangt ist. Aber die Menschen sehen, dass 5G notwendig ist und das wirkt sich positiv auf das Investitions­verhalten der Unternehmen aus.


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