Gerhard Wagner ist IT-Leiter bei Pöttinger, einem österreichischen Vorzeigeunternehmen, das weltweit tätig ist. Die IT-Abteilung unterstützt das Business mit ihrem prozessgetriebenen Ansatz. [...]
Ein typisches Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen IT und Fachbereichen ist ein aktuelles Projekt, bei dem eine Feedback-App für den Prototypeneinsatz entwickelt wird. Ziel ist es, dass die Testfahrer ihre Erkenntnisse vor Ort und zeitnah kommunizieren – Fotos und Videos inklusive. Das Feedback wird gemeinsam mit den Sensordaten analysiert. „Das ist ein Vorzeigeprojekt, das durch Vorschläge aus zwei Fachbereichen entstanden ist und nicht von der IT gepusht wurde. Involviert waren die Versuchsabteilung, die möglichst schnell Feedback haben wollte, und der Vertrieb. Wir haben die Lösung programmiert. Das ist ein Musterbeispiel dafür, wie ein Prozess, der von den Fachabteilungen gewünscht wird, mit Beratung der IT-Abteilung umgesetzt wird.“
Mittlerweile hat Pöttinger dieses Procedere weiterentwickelt. „Gerade bei fachbereichsübergreifenden Projekten hat sich herausgestellt, dass die IT-Abteilung die beste Übersicht hat, weil sie an vielen Projekten beteiligt ist. Daher haben wir angeboten, in bestimmten Projekten die Leitung zu übernehmen. Im Projektauftrag ist genau definiert, wer aller etwa für den Prozess, das Lastenheft und die Schulungen verantwortlich ist. Das ist jedoch kein Dogma, Ausnahmen sind möglich“, so Wagner.
NEUTRALITÄT
Die neutrale Position, die die IT-Abteilung im Haus einnimmt, ist etwas, das der CIO nach und nach schärfen will. „Wenn man neutral über der Sache steht, fördert das die Akzeptanz in den Fachbereichen ungemein. Die IT ist nie in der Position des Auslösers oder Marktschreiers, sondern in der des Beraters. Hier kommt sehr stark meine Rolle ins Spiel, und zwar wenn es darum geht, als Verbindung zwischen Fachbereichen oder als Kommunikator in den Gremien zu dienen. Ich kann Wünsche oder Forderungen aus dem Gremium abholen und Gleiches aus den Projekten in das Gremium hineintragen.“
Wagners Rolle innerhalb der IT-Abteilung selbst ist ähnlich angelegt: „Ich versuche, meinen Teamleitern möglichst viel Freiraum zu geben. Dadurch bekomme ich viele Vorschläge, wie man Projekte planen und abwickeln kann. Nach gemeinsamer Abstimmung agiere ich als Promotor im Gremium der Bereichsleiter und bei der Geschäftsführung.“
SCHLANKE IT
Um all die genannten Aufgaben erfüllen zu können, ist die IT schlank und hoch standardisiert aufgestellt. „Die schönste und beste IT nutzt nichts, wenn die Fachabteilungen ihre Prozesse nicht flüssig und effizient auf die Reihe bekommen“, ist der CIO überzeugt. Ein hoher Virtualisierungsgrad ist daher selbstverständlich – auch im Desktop-Bereich.
Die Bedeutung des Themas Mobility hat in der letzten Zeit stark zugenommen, Beispiel mobiles CRM. Eine Besonderheit ist der Konfigurator, mit dem Außendienstmitarbeiter und Vertriebspartner ihre Wunschgeräte auch von unterwegs aus auf dem Tablet zusammenstellen können. Das System prüft in Echtzeit, ob die geplante Konfiguration überhaupt technisch realisierbar ist. „Wir hatten zunächst eine reine Online-Version. Da aber unsere Mitarbeiter in Gegenden unterwegs sind, wo die Netzabdeckung nicht optimal ist, haben wir uns kurzerhand entschlossen, der Lösung auch eine Offline-Funktionalität mitzugeben. Dadurch ersparen sich der Vertrieb und auch der Innendienst unglaublich viel Zeit und Arbeit. Mittlerweile kommen 70 Prozent der Bestellungen über den Konfigurator herein“, zeigt sich Wagner stolz.
Die gute Performance der IT-Abteilung schlägt sich auch in internen Umfragen nieder. „Wir fragen ganz gezielt nach Themen wie Qualität des Supports, der Programmierung oder Hard- und Software-Standards. Hier geht es nicht um große Richtungsänderungen, aber man bekommt einen sehr guten Eindruck davon, wo der Schuh drückt und was man besser machen kann.“
Dank des guten Teams, das Wagner von Heidi Perr übernommen hat – inzwischen hat er einen weiteren Mitarbeiter angestellt –, ist es ihm möglich, seine Rolle als Berater, Kommunikator und „Tüftler“ optimal auszufüllen. Ihm zur Seite stehen zwei Mannschaften: Das eine Team umfasst drei Software-Entwickler und ebenso viele Organisatoren, die hauptsächlich für Projekte zuständig sind. Die zweite Gruppe verantwortet die Infrastruktur.
Ein Thema, das den IT-Leiter in der letzten Zeit intensiv beschäftigt ist die digitale Transformation und damit zusammenhängend Industrie 4.0 und Internet of Things. „Ich habe bei anderen Firmen noch nichts gesehen, das man bei Pöttinger direkt anwenden könnte. Man kann sich immer Ideen holen, bei jedem Event, in jedem Gespräch, der Antrieb für Veränderungen muss jedoch immer aus den Fachabteilungen kommen. Außerdem bin ich zum Schluss gekommen, dass wir uns schon längst mit der digitalen Transformation beschäftigen“, so Wagner abschließend. (wf)
Dieser Artikel stammt aus dem COMPUTERWELT-Magazin „IT-Macher 2015“. Premium-Leser können dieses und viele weitere Magazine hier kostenlos lesen.
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