Hologramme gegen Produktpiraterie

Das Salzburger Unternehmen Authentic Vision entwickelt fälschungssichere Hologramme, die etwa Phishing-Versuche unterbinden und Produktpiraterie verhindern können. Neuester Use Case ist der Meta Anchor, der eine sichere Brücke zwischen realer und digitaler Welt schafft. CEO Thomas Weiss erklärt im Interview die Hintergründe. [...]

Thomas Weiss ist CEO von Authentic Vision. (c) Authentic Vision/Sara Bubna

Wie groß ist das Problem Produktpiraterie und wie hat sich dieser »Markt« in den letzten Jahren entwickelt?

Die Produktpiraterie ist ein sehr stark zunehmendes Problem, das jedes Jahr Billionen von Euro an Verlusten für Unternehmen verursacht: Als zehntgrößter Wirtschaftsbereich weltweit werden in diesem Bereich jährlich Waren im Wert von rund 4,5 Billionen Dollar gehandelt. Durch die Covid-19-Pandemie wurde die extreme Zunahme an gefälschten Produkten noch zusätzlich gefördert.

Welche Branchen sind am meisten betroffen? Gibt es Branchen, die nicht so stark betroffen sind?

Das Problem der Produktpiraterie lässt sich nicht auf eine bestimmte Branche festlegen. Unsere Kunden sind in den unterschiedlichsten Bereichen wie beispielsweise der Kabelindustrie, der Automobilindustrie oder aber auch in der Spielzeugherstellung tätig. Grundsätzlich kann man sagen, dass alle exportierenden Unternehmen von einer Authentifizierungslösung massiv profitieren können.

Was können Unternehmen tun, um ihre Produkte besser zu schützen?

Es braucht umfassende Lösungen, die einerseits leicht zu integrieren und andererseits von Fälschern nicht kopier- oder manipulierbar sind. Ein QR-Code erfüllt zwar die erste Anforderung, kann aber von jeder beliebigen Person leicht dupliziert werden. Bei Authentic Vision ahmen wir die Natur nach und geben jedem Produkt einen einzigartigen Fingerabdruck, der simpel zu authentifizieren ist und höchsten Schutz für Konsumenten bietet. Mit diesem Ansatz gelingt es uns bereits seit 10 Jahren, von Fälschern nicht geknackt zu werden. Vergleichbare Lösungen hingegen werden bereits innerhalb von ein bis zwei Monaten erfolgreich nachgeahmt.

Wie sieht das Duell mit den Fälschern aus? Kann man einen Schritt voraus sein? Oder spielt sich das auf anderen Ebenen ab? Können Sie hier einen Einblick geben?

Hier gilt eindeutig die Devise Prävention statt Intervention. Eine gute Lösung bietet Information über Standort und Strategie der Fälscher, um diesen einen Schritt voraus zu sein. Unsere Lösung ermöglicht es, Fälschungsaktivitäten in Echtzeit auf zehn Meter genau zu lokalisieren. In den meisten Fällen gelingt es dann Unternehmen in Zusammenarbeit mit Behörden vor Ort einzugreifen, um so langfristig der Reproduktion von gefälschten Produkten entgegenzuwirken.

Authentic Vision beschäftigt sich bereits seit mehr als zehn Jahren mit Markenschutzsystemen. Wie haben sich diese entwickelt und welche Lösungen bieten Sie an?

Im Jahr 2012 haben wir im Rahmen eines Forschungsprojektes festgestellt, dass es eigentlich keine wirklich optimale Lösung im Bereich des Markenschutzes gibt. Existierende Lösungen wie NFC sind entweder sehr teuer zu implementieren oder wie QR-Codes leicht fälschbar. Der menschliche Fingerabdruck galt als Grundlage unserer jetzigen Technologie: Er ist für jeden Menschen einzigartig und nicht kopierbar. Unser Sicherheitslabel wird einfach aufgebracht und kann nicht ohne Zerstörung abgenommen werden. Ein einfacher Scan mit einem Smartphone genügt dabei, um das Produkt zu authentifizieren.

Ihr neuestes Produkt ist der Meta Anchor. Was ist das genau, was macht ihn so sicher und was unterscheidet den Meta Anchor von anderen Lösungen wie QR-Codes oder NFC?

Grundlegend für die Meta-Anchor-Technologie ist natürlich der per Smartphone lesbare Fingerabdruck. Der Meta Anchor soll als die sichere Brücke zwischen physischen und digitalen Produkten dienen. Auch bei physischen Produkten werden digitale Funktionalitäten immer wichtiger und wertvoller, wie beispielsweise eine zum Produkt dazugehörige Software. Derartige Werte sollen nun mit dem originalen Produkt und anhand des Meta Anchors zugänglich sein.

Für welche Branchen könnte der Meta Anchor vor allem interessant sein?

Für alle Marken mit physischen Produkten. Der Meta Anchor ermöglicht es, diese physischen Produkte aufzuwerten, traditionelle Kanäle weiterzuentwickeln und auch in der digitalen Welt wettbewerbsfähig zu sein. Besonders Anwendungsbereiche des Web 3.0 sind dabei interessant: Physische Produkte können mit Hilfe des Meta Anchors beispielsweise mit NFTs verknüpft werden.

Wie schätzen Sie die derzeitige wirtschaftliche Lage ein und was erwarten Sie 2023 für Ihr Unternehmen?

Die wirtschaftlich doch eher herausfordernde Lage der letzten drei Jahre beginnt sich allmählich wieder zu stabilisieren. Besonders unser neuer Geschäftsbereich entwickelt sich trotz Krise sehr gut und durch die Sicherung eines 5,55-Millionen Euro-Investments kann das rasche Wachstum von Authentic Vision weiterhin vorangetrieben werden.


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