Die heimischen Telekomanbieter stehen vor dem Ausbau des 5G-Netzes. Rund 3 Milliarden Euro soll er kosten und das Interesse der Technologielieferanten ist dementsprechend groß. Huawei rechnet sich trotz Spionagevorwürfen gute Chancen aus. [...]
5G ist in Österreich auf dem Vormarsch: die Mobilfunkprovider haben erste Anwendungsszenarien präsentiert und ausgerollt – bis Ende 2025 soll 5G in Österreich flächendeckend zur Verfügung stehen. Das wirft auch die Frage auf, mit welcher Technologie bzw. welchen Herstellern die Telkos diesen Ausbau bewerkstelligen wollen.
Pan Yao, Geschäftsführer von Huawei Österreich, geht davon aus, dass die österreichischen Mobilfunker bis Jahresende entscheiden werden, mit welchem Technologiepartner sie die 5G-Infrastruktur errichten. »Der Ausschreibungsprozess ist noch im Gange«, so Pan Yao zur COMPUTERWELT. »Wir sind 5G-Technologieführer und haben bisher 50 Länder mit 5G-Netzen ausgerüstet unter anderem Deutschland, Großbritannien, Finnland, Norwegen und Polen«, so Pan Yao.
Der Konzern wird seit längerem mit Vorwürfen der Spionage konfrontiert. »Diese Vorwürfe gibt es schon seit vielen Jahren, die USA machen bereits seit 2010 Druck auf uns. Aber man hat bisher keinen einzigen Beweis dafür gefunden. Wir sind eine Technologiefirma und wollen nur Geschäfte machen«, so Pan Yao. Darum habe man in der Vergangenheit auf die Vorwürfe nur zurückhaltend reagiert, gehe aber in letzter Zeit aktiver in die Öffentlichkeit und wolle ihnen mit Transparenz entgegentreten.
Fertige 5G-Lösungen stehen bereit
Huawei gilt als Vorreiter im Bezug auf die neue Mobilfunkgeneration und bietet als einziges Unternehmen End-to-End-Systeme für den kommerziellen Einsatz an. Der Konzern präsentierte bei einer Roadshow im Sommer Lösungen und Visionen für ein »fully connected, intelligent Europe«. »Huawei investiert bereits seit 2009 in die Forschung und Entwicklung von 5G. Durch diesen Vorsprung sind wir heute führend auf diesem Gebiet und verzeichnen die branchenweit größte Anzahl von Verträgen und Lieferungen«, so Pan Yao. Mehr als 40 Verträge wurden bereits unterzeichnet (23 davon in Europa) und über 100.000 Basisstationen ausgeliefert.
Huawei hat bereits einige Lösungen und Produkte für den neuen Standard entwickelt. Dazu zählt etwa der »Balong 5000«-Chipsatz, der die Basis für künftige 5G-Endgeräte bilden soll. Der Chip kann laut Pan Yao nicht nur in 5G-Routern eingesetzt werden, sondern ist auch für Smartphones geeignet. Die entsprechenden Devices hat Huawei ebenfalls bereits entwickelt.
Auch bei den Antennen-Lösungen hat man Lösungen für Indoor und Outdoor parat. Das Mehrantennenverfahren Massive MIMO (Multiple Input, Multiple Output) liefere dabei einen wichtigen Baustein für die Entwicklung von 5G: Es gewährleistet eine höhere Netzkapazität, kann die Daten auf verschiedene Senderantennen aufteilen und diese können wiederum von mehreren Empfängerantennen erfasst werden. Das leichteste Modell dieser Art wiegt 20 Kilogramm und soll auch einfach zu installieren sein. Die Antenne verfügt über eine Zellkapazität von 150 Mbps auf 14,58 Gbps, das bedeutet eine Steigerung von rund 97 Prozent. Die Qualität und die Abdeckung sollen somit künftig besser sein als mit LTE.
Für Szenarien ohne Glasfaserzugriff – also etwa in ländlichen Gegenden – bietet Huawei mit seiner 5G-Mikrowellenlösung einen Bandbreitenzugriff von 10 Gbit/s über jedes Frequenzband. Die Lösung bietet zudem flexible Möglichkeiten zur Kanalerweiterung, sodass nur ein einziger Besuch vor Ort für die Servicebereitstellung erforderlich ist, was die Gesamtbetriebskosten um 30 Prozent reduzieren soll.
Mit den DIS (Digital Indoor Systems) bietet Huawei eine Lösung für In-Building-Coverage (z. B. auf Flughäfen, in Bahnhöfen, Einkaufszentren oder Krankenhäusern) an. Lediglich 20 mal 20 Zentimeter große Boxen, sogenannte 5G Lampsites, sollen in diesem Zusammenhang für eine flächendeckende Netzversorgung sorgen.
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