Punkto Umsatz hat das chinesische Unternehmen Ericsson als Nummer Eins im Telekommunikationsmarkt bereits abgelöst. Nun will man sich auch als Hersteller von hochwertigen Smartphones positionieren und auch in diesem Markt zur Weltspitze aufsteigen. [...]
Noch ist das Unternehmen Huawei eher Menschen bekannt, die etwas mit der Telekommunikationsbranche zu tun haben. Der chinesische Telekomspezialist rüstet seit Jahren weltweit die Netze der Mobilfunkbetreiber aus – darunter auch jene der heimischen Unternehmen A1 und T-Mobile Austria – und hat sich somit zu einer Größe in der Branche entwickelt. Und Größe bedeutet in diesem Fall riesengroß. Laut jüngsten Zahlen hat Huawei Ericsson als führenden Ausstatter von Telekommunikationsfirmen überholt. Der Umsatz in der ersten Jahreshälfte 2012 (bis 30. Juni) betrug 102,7 Milliarden Yuan (rund 13,3 Milliarden Euro) – ein Anstieg um 5,1 Prozent. Ericsson kam im gleichen Zeitraum auf 106,3 Milliarden Kronen (rund 12,6 Milliarden Euro).
Diese Dynamik will das Unternehmen, das weltweit 146.000 Mitarbeiter beschäftigt, nutzen und auch auf dem Smartphone-Markt Fuß fassen. Ziel ist es laut Firmengründer Ren Zhengfei, bereits heuer 60 Millionen Geräte zu verkaufen. Bis 2015 will das Unternehmen gar hinter Apple und Samsung zur Nummer Drei auf dem Markt anwachsen. Huawei will die hochgesteckten Ziele mit hoher Qualität, besseren Bildschirmen und schnelleren Chips erreichen. »Unser Vorteil ist, dass wir vieles im eigenen Konzern herstellen und designen können«, sagt Roland Sladek, Unternehmenssprecher bei Huawei im Headquarter in der chinesischen Millionenstadt Shenzhen. Schwierig dürfte es aber dabei werden, die Marke Huawei in die Köpfe der Kunden zu bekommen. Apple und Samsung sind schließlich schon jahrelang auf dem Markt und haben viel in die Stärkung ihrer Marke investiert. Huawei hofft dabei, als Anbieter von hochwertigen Android- und – ab 2013 – Windows-Smartphones bei den Käufern zu punkten. »Natürlich werden wir uns auch über den Preis positionieren«, sagt Sladek, wobei das gerade in Deutschland auf dem Markt gekommene Ascend P1 mit einem UVP von 449 Euro durchaus mit Apple oder Samsung in einer Liga spielt.
HERRSCHENDES MISSTRAUEN
Ein weiterer Stolperstein könnte für Huawei sein, dass es ein chinesisches Unternehmen ist. Potenzielle Geschäftspartner in westlichen Ländern fühlen sich nicht wohl bei der Sache, mit einem Unternehmen aus dem »Ostblock« zusammenzuarbeiten. »Da herrscht in manchen Köpfen noch der Kalte Krieg«, sagt Huawei-Manager Reinhard Waehlen. Huawei wird gerne unterstellt, Beziehungen zum chinesischen Militär zu unterhalten. Dafür wird allein auf den Gründer Ren Zhengfei verwiesen, der einst als ziviler Ingenieur für die Armee tätig war. Um dem Misstrauen zu begegnen, öffnet sich Huawei und weist die Vorwürfe zurück. Waehlen vermutet hinter den Vorwürfen auch eine große Portion Protektionismus.
Weiters setzt das Unternehmen auf eine starke R&D-Abteilung. Weltweit betreibt das Unternehmen 23 Entwicklungszentren mit 62.000 Mitarbeitern. Mehr als zehn Prozent des Umsatzes werden in diesen Bereich gesteckt. Auch der »Enterprise«-Bereich und damit Dienstleistungen für Geschäftskunden wie Managed Services, Teleconferencing oder Cloud Computing soll forciert werden. (cb)
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