iBeam.it: „Silicon Valley ist Disneyland für Entrepreneure“

Harald Weiss über die USA und den neuen Dienst iBeam.it. [...]

Das mittlerweile in den USA ansässige – aber in Linz gegründete – Startup Wappwolf bietet eine Plattform, auf der Unternehmen und Privatpersonen Dokumente und Dateien automatisiert in einer Prozesskette, genannt „Actions“, verarbeiten können. Nun macht das Unternehmen mit dem Dienst iBeam.it auf sich aufmerksam, der die Grundfunktionen von Wappwolf neu verpackt. Die COMPUTERWELT hat mit Wappwolf- und iBeam.it-Mitgründer Harald Weiss gesprochen.

Warum iBeam.it nach Wappwolf?
Harald Weiss: Wappwolf. Wie schreibt man das? Was soll das heißen? Das Schlimmste war „Wappenwolf“ in einem Artikel. Abgesehen davon, dass es schon ein Todesurteil ist, wenn man nicht mal weiß wie man einen Service schreibt oder googelt, hat natürlich auch keiner die Herleitung verstanden: Web APPlication FLOW. Somit weg damit. Das war ein wesentliches Learning für uns.
 
Was macht iBeam.it?
iBeam.it löst das Problem, dass das Sharing von Inhalten nicht plattformübergreifend funktioniert. Solange man sich mit seinen „Freunden“ in Dropbox oder Facebook befindet, kann man leicht Inhalte sharen. iBeam.it macht Sharing plattformübergreifend möglich. Man erstellt einen Beam – sprich einen Link zu seinen Daten. Die „Follower“ entscheiden dann, wo sie die Dateien hin haben wollen – und wir verbinden die beiden Orte. Warum iBeam.it? I beam it – also ich „beame“ meine Dateien. Die Ausdrücke share, feed, stream sind schon von den Großen besetzt. Beam ist etwas Neues, das wir besetzen wollen.
 
Was läuft für Sie in den USA anders?
Alles! Geschwindigkeit, Einstellung, Motivation, Offenheit sind nicht vergleichbar mit Europa. Ein paar Gegensatzpaare die alles beschreiben: To Fail bedeutet To Learn. Hier heißt es gebrandmarkt zu sein, während in den USA manche Risikokapitalgeber nicht investieren, wenn man nicht mindestens einmal gescheitert ist. In Europa sind die Bewahrer vorherrschend –  in den USA liegt Entrepreneurship in der DNA. In Europa gibt es Information Hiding – nur nicht erzählen von seinem Produkt, ein anderer könnte es einem wegnehmen. In den USA bekommt man sofort wertvolles Feedback und neue Kontakte, die einem weiterhelfen können. Und Erfolg wird in Europa oft geneidet, während man in den USA stolz auf das Erreichte ist. Natürlich ist auch viel Oberflächlichkeit vorhanden und die Mentalität ist eine andere. Abgesehen davon ist das Technologieverständnis sehr hoch. Der Gang in die USA war für uns immer klar, nur muss das auch innerlich reifen, bis man bereit ist den Schritt auch zu gehen. Wir haben sehr viel gelernt und geben es auch gerne jedem weiter der es wirklich hören will. Die meisten verstehen die Welt im Valley aber nicht, wenn sie es nicht selbst erlebt haben.
Wie sieht das Geschäftsmodell dahinter aus? Was kostet iBeam.it?
Der Fokus liegt derzeit darauf Feedback  zu generieren, User zu steigern, zu analysieren wo die Hebel liegen. Daraus werden wir dann das Geschäftsmodell ableiten. Ideen gibt es sehr viele, und auch mögliche Ansätze. Vom Subscription Modell angefangen über Paid Beams für Publisher wie Blogger, Service Provider, Artists bis hin zu Affiliate Marketing ist das Spektrum riesig. Daher müssen wir zuerst das Nutzerverhalten analysieren.
 
Wie sieht die Lösung dahinter aus?
Die Lösung basiert auf dem Wappwolf-Backend. iBeam.it ist eine neue Verpackung, die das Punkt-zu-Punkt-Syncing von einem Nutzeraccount zwischen verschiedenen Diensten aufgebrochen hat, und nun nutzerübergreifendes „Beaming“ ermöglicht – und somit diese „Membership only“-Sharing-Möglichkeiten umgeht beziehungsweise erweitert. Der eine teilt, der andere nimmt – und beide benutzen ihre Service-Welt. Es sind keine zusätzlichen Sign-ups nötig.

Wie geht man in den USA mit europäischen Startups um?
Wir sind kein europäisches Startup, sondern ein amerikanisches mit Sitz in San Francisco. Die Konkurrenz ist hoch. Man muss schon etwas zeigen können, die Mentalität begreifen und mitspielen. Silicon Valley ist nicht Amerika, sondern Disneyland für Entrepreneure.

Das Gespräch führte Rudolf N. Felser.

Harald Weiss:
Der Mitgründer, President und CFO des Startups Wappwolf wohnt in Wien und pendelt regelmäßig ins Office im Silicon Valley. Harald Weiss sitzt zudem im Aufsichtsrat der DIG AG, einem Dienstleister für Business Process Outsourcing. Bevor sich Weiss mit dem Unternehmen MeinController selbständig gemacht hat, einem Anbieter für externes Controlling, bei dem er bis heute als Gesellschafter tätig ist, arbeitete er nach dem Studium der Handelswissenschaften an der WU Wien als Head of Controlling bei Obi sowie als Director Finance & Administration bei Hogg Robinson Austria.


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