Seit März 2012 ist Georg Obermeier – zuvor CEO von T-Systems in Österreich – Geschäftsführer von Microsoft Österreich. Seine Enscheidung, von einem IKT-Schwergewicht zum anderen zu wechseln, fiel ihm nicht schwer, wie er im Interview erklärt. [...]
Im COMPUTERWELT-Interview erzählt Obermeier von den Unterschieden zwischen den beiden Unternehmen, seinem persönlichen Eindruck von Windows 8 und Windows Phone, zieht ein Resümee der letzten zehn Jahre in der IT-Branche – und erklärt, warum es ihn nicht stört, kein eigenes Büro mehr zu haben.
Wie kam es zu Ihrem Wechsel? Georg Obermeier: Microsoft hat mich gefragt, ob ich interessiert wäre – und das war ich. Relativ simpel. Nachdem ich in meiner alten Position schon lange war und Microsoft die spannendste Firma am Markt ist, fiel meine Entscheidung sehr rasch – innerhalb von sechs Wochen.
Was sind für Sie die Unterschiede zu Ihrem alten Job? T-Systems ist ein Dienstleistungsunternehmen. Bei Microsoft gibt es zwar auch Dienstleistungen, aber eben auch Software und Hardware wie die Xbox. Das Produktportfolio ist also ein bisschen anders.
Und für Sie persönlich? Im neuen Office haben Sie kein eigenes Büro, oder? Es war mir natürlich bewusst, wie das Office-Konzept von Microsoft aussieht. Es handelt sich um ein Vorzeigeoffice mit einem völlig neuartigen Konzept. Es gibt Großraumbüros, keine Einzelbüros. Man hat die Anzahl der Besprechungsräume verdreifacht. Das Konzept orientiert sich an dem täglichen Arbeitsverhalten und den Wünschen der Mitarbeiter. Was man damit erreicht, ist eine wesentlich stärkere Kommunikation. Ich war durch Termine und Meetings ohnehin auch früher schon nur ungefähr zwei Stunden täglich in meinem Büro.
Für Ihre persönlichen Dinge haben Sie einen Rollcontainer wie die anderen Mitarbeiter? Ich habe so einen Rollcontainer bei meiner Assistentin. Schon seit geraumer Zeit versuche ich, Papier wo immer es geht zu vermeiden. Es gibt natürlich auch hier Ablagemöglichkeiten für wichtige Dokumente. Aber sämtliche Informationen sind bei uns elektronisch verfügbar. Ich bin kein großer Freund von Papier. Papier ist oft dort, wo man es nicht braucht. Meistens hat man das Notebook dabei. Man kann nicht ständig alle Ordner mitschleppen.
Wie ist das Geschäft von Microsoft in Österreich zwischen Consumern und Business aufgeteilt? Es sind etwa 17 Prozent Consumer, der Rest ist Businessbereich. Das ist natürlich schwer zu messen. Es werden etwa PC mit Windows und/oder Office ausgeliefert.
Mit T-Systems hatten Sie einen Enterprise-Fokus. Microsoft wiederum ist in der Öffentlichkeit eher Endnutzer-zentriert. Wird sich das in Österreich mit Ihnen an der Spitze ändern? Nein. Man müsste sich dazu meine ganze Karriere ansehen. Ich habe im Softwarebereich begonnen, war aber auch im Hardwarebereich tätig. Meine Historie ist nicht nur von Großkunden geprägt, ich habe auch Erfahrung im Consumerbereich.
Was halten Sie von Windows 8? Ich habe wie eine Million anderer Menschen am ersten Tag die Consumerpreview runtergeladen und war begeistert.
Welchen Vorteil haben professionelle Nutzer von dem neuen System? Ich würde die Aussagen von Steve Sinofsky (President der Windows und Windows Live Division, Anm.) hernehmen und auf das Design eingehen. Er hat gesagt, dass mit unserem neuen Konzept das Operating System dem Formfaktor folgt und nicht umgekehrt. Der Kunde bekommt eine einzigartige User Experience, die sich über die gesamte Bandbreite erstreckt, und kann entscheiden, wie er das nutzen will.
Windows 8 basiert zu großen Teilen auf Windows 7. Hätte nicht ein Update gereicht? Da kann ich nichts dazu sagen. Windows 7 ist sehr erfolgreich, es war das sich am schnellsten verkaufende System. Das Konzept von Metro ist die User Experience und die Möglichkeit, es auf verschiedenen Formfaktoren zu benutzen.
Sie haben ein Windows Phone? Ich bin ganz begeistert davon. Was mir wirklich gefällt ist das übersichtliche Metro-Konzept. Und es ist sehr schnell. Für einen Menschen, der ein bisschen weitsichtig ist wie ich: Die Kontakte kann sogar ich noch lesen.
Haben Sie sich mit Microsoft Ziele gesetzt? Wir sind schneller als der Markt gewachsen, haben im öffentlichen Umfeld 23 Prozent zulegen können, im Großkundenbereich 21 Prozent und 18 im Mittelstand. Mit den Produkten in der Pipeline haben wir gute Chancen, diese Wachstumsfahrt in den nächsten zwölf bis 24 Monaten fortzusetzen. Meine Vorgängerin hat ein tolles Team hinterlassen und ein tolles Office. Das Ziel ist, den erfolgreichen Weg fortzusetzen. Ich stehe für Kontinuität.
Wie ist Microsoft Österreich international einzuordnen? Österreich gehört zur Region Western Europe, innerhalb dieser Region gelten wir als durchaus erfolgreiches Land. Microsoft Österreich ist gut aufgestellt und positiv verankert und ein erfolgreiches Mitglied der Familie.
Sie haben langjährige Erfahrung in der IT-Branche. Könnten Sie ein Resümee der letzten zehn Jahre ziehen? Der Trend ist positiv. Die IT ist in Österreich mittlerweile ein größerer Wirtschaftsfaktor als der Tourismus. IT ist auch ein Wettbewerbsfaktor – was manchmal in Österreich unterschätzt wird. Wir liefern einen wesentlichen Beitrag zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit des Standortes. Was wir brauchen sind qualifizierte Mitarbeiter. Was wir uns wünschen würden wären auch mehr Frauen im technischen Bereich der IT. Da gibt es große Chancen.
Hat die Politik in den vergangenen Jahren einiges verschlafen? Ich glaube, dass speziell im Bereich der Schulbildung, also bei den Kindern, Investitionen notwendig wären – auf einen PC kommen heute fünf Schüler. Man könnte sich Konzepte überlegen, wie man den technologischen Wandel – was die Vermittlung von Wissen betrifft – stärker fördern könnte. Es geht nicht darum, Kindern große Reichtümer zu vererben, sondern Bildung. Die IT ist heute ein nicht wegzudenkender Faktor in allen Lebensbereichen. Bildung ist ein wichtiges Thema. Ich glaube, dass man da nicht genug investieren kann.
Das Gespräch führte Rudolf Felser. Im vollständigen Wortlaut finden Sie das Interview auf www.itwelt.at.
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