IFA NEXT wirft Blick in die Zukunft

Die IFA NEXT in Berlin ging über traditionelle Unterhaltungselektronik hinaus und zeigte wie anhand moderner Technik die Grenzen zwischen Geschäftswelt und digitalem Lifestyle zunehmend verschwinden. [...]

Als »IFA NEXT Global Innovation Partner« zeigte Japan spannende Hightech-Innovationen. (c) IFA

Längst schon haben künstliche Intelligenz, Robotik und smarte, vernetzte Technologien in Consumerprodukten Einzug gehalten und prägen verstärkt unseren Lebensstil in einer zunehmend digitalisierten Welt. Der Einfluss dieser Technologien reicht bis in die Geschäftswelt, wo (nicht nur) jüngere Konsumenten den Einsatz von aktuellen Technologien und Produkten voraussetzen – Stichwort Consumerization.

Der als IFA NEXT von der Messe Berlin als »Innovation Hub« der IFA positionierte Teilbereich der Messe präsentiert Konzepte und Produkte aus den Bereichen smarte Städte, Zukunft der Mobilität, künstliche Intelligenz, Robotik und Virtuelle Realität – das sind nicht unbedingt Themen, die sofort mit dem Consumermarkt in Verbindung gebracht werden. Vielmehr verdeutlicht dies sehr schön das durch die alles erfassende Digitalisierung bedingte Zusammenwachsen ehemals getrennter Bereich.

Partnerland Japan

Interessant ist die Wahl des zu diesem Thema passenden Partnerlandes: Nicht die USA, sondern Japan wurde gewählt. Kein Wunder: die Begeisterung der Japaner für Roboter ist bekannt und somit ist dieses Land wohl bestens geeignet, das Potenzial, das in einer Zusammenarbeit von Mensch und Maschine liegt, aufzuzeigen. So lautet das Motto des Japan-Pavillons »Interface with Consideration and Sensibility«, dementsprechend werden Beispiele für neue Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine gezeigt, in welchen Cyberspace und physischer Raum hochgradig integriert sind.

Zwanzig Unternehmen zeigen ihre neuesten Technologien. Darunter finden sich Unternehmen wie Pixie Dust Technologies, das mit seiner Innovation über zielgerichtete Luftströme aus Kleinpartikeln Hologramme entstehen lässt; Yukai Engineering, das mit Qoobo, einen Therapieroboter sowie mit BOCCO emo, einen Kommunikationsroboter vorstellt; Unipots, das seine Anwendung Unipos präsentiert, mit der Mitarbeiter sich gegenseitig kleine Wertschätzungspunkte zuweisen können, die als »Peer Bonus« bezeichnet werden und die teambildende Maßnahmen stärken. Weitere japanische Firmen sind die Elematec Corporation, die den zweiarmigen SCARA »duAro2« zeigt – ein innovativer Doppelarm-SCARA-Roboter, der mit oder für Menschen im Arbeitsbetrieb agieren kann und Everybot mit seiner analog zum Saugroboter entwickelten selbstständigen Bodenputzmaschine. Erwähnenswert ist auch das »J-Startup-Programm«, bei dem sich sieben ausgewählte Technologie-Startups mit ihren Produkten der Öffentlichkeit präsentieren.

Aber natürlich spielen im Robotikbereich auch Firmen aus anderen Ländern eine Rolle. Die Firmen Leju Robotics aus China, Cubroid aus Südkorea und Ebotics aus Spanien zeigen Roboter, die für das Unterrichten von Kindern eingesetzt werden können.

Roboter und Sprachassistenten bei Konsumenten beliebt

Roboter scheinen eine große Zukunft zu haben, denn nach aktuellen Studien und Umfragen ist die Akzeptanz bei den Konsumenten nicht schlecht und zudem im Steigen begriffen. Saugroboter werden bereits in vielen Haushalten gerne eingesetzt. Dasselbe gilt für Roboter aus Bits & Bytes: Sprachassistenten bzw. mit Spracherkennung und KI ausgestattete Bots erfreuen sich laut einer jüngst veröffentlichten Studie des Capgemini Research Institutes (»Smart Talk. How organizations and consumers are embracing voice and chat assistants«) einer steigenden Beliebtheit. Demnach gaben 70 Prozent der Befragten an, dass sie wohl in drei Jahren lieber einen Sprachassistenten verwenden werden, als ein Geschäft oder ihre Bankfiliale aufzusuchen.

Die Studie verdeutlicht auch, wie schnell sich die Technologie verbreitet: So hat ein gutes Drittel der Befragten (35 Prozent) im vergangenen Jahr erstmals einen Sprachassistenten genutzt. Dieses Verhalten der Konsumenten hat natürlich auch Auswirkungen auf die Geschäftswelt. So hätten laut der Studie bereits viele Unternehmen klar die Vorteile von Gesprächsassistenten erkannt und schätzen diese inzwischen als entscheidend für die Kundenbindung und das gesamte Kundenerlebnis ein. Mehr als drei Viertel der Unternehmen (76 Prozent) gaben darüber hinaus an, dass sie einen nachweisbaren Mehrwert aus Sprach- oder Chat-Assistenten ziehen konnten. Knapp sechs von zehn Unternehmen (58 Prozent) bestätigen dabei, dass ihre Erwartungen erfüllt oder sogar übertroffen wurden. Durch digitale Assistenten konnten beispielsweise die Kosten für den Kundendienst um mehr als 20 Prozent gesenkt werden, gleichzeitig stieg die Nutzung digitaler Assistenten durch die Verbraucher um 20 Prozent.

Hellmuth Leinfellner, Digital Customer Experience Experte bei Capgemini in Österreich, betont, dass es sich hierbei nicht nur um Smart Speaker handle, sondern dass mittlerweile jeder bereits einen Sprachassistenten auf seinem Handy habe. Er sieht »Voice« auf der Erfolgsspur.

Vernetzt & smart

Das »Smart Living« wie es auf der IFA NEXT gezeigt wird, benötigt jedoch mehr als Roboter. Erst durch die Vernetzung von mittels künstlicher Intelligenz »smarter« Dinge und Gegenstände wird eine Umgebung geschaffen, die einen »digitalen«, sprich vernetzten Lebensstil ermöglicht. Für die Vernetzung setzen die Hersteller auf die schnelle 5G-Technologie. So wird nach der Vernetzung im produzierenden Bereich – Stichwort Industrie 4.0 – auch das Eigenheim zum »Connected Home«. Laut der vom deutschen Digitalverband Bitkom gemeinsam mit der Unternehmensberatung Deloitte zur IFA vorgestellten Trendstudie »Zukunft der Consumer Technology 2019« werden im Jahr 2022 bereits 90 Prozent aller TV-Geräte in Deutschland mit dem Internet verbunden sein. Bei Musikanlagen ist die Entwicklung hingegen etwas langsamer: bis 2022 werden 65 Prozent der Audio-Anlagen eine Internetverbindung aufweisen.

Sicherheit nicht vernachlässigen

Das alles ist sicherheitstechnisch eine große Herausforderung. Gerätehersteller und Unternehmen arbeiten hier intensiv an Lösungen. So wird beispielsweise mittels Samsung Knox auf einem Handy dieses Herstellers ein eigener stark geschützer Sicherheitsbereich für Unternehmensdaten geschaffen. Auf diese Weise kann der Mitarbeiter sein Handy auch im Unternehmen weiterverwenden (BYOD – Bring Your Own device). Scheidet er aus der Firma aus, können die Unternehmensdaten aus der Ferne gelöscht werden, die privaten Daten bleiben erhalten.

Bei den vernetzten Konsumenten lässt der Umgang mit neuer Technik sicherheitstechnisch jedoch noch zu wünschen übrig. Es bleibt daher zu hoffen, dass die Consumerization in beide Richtungen wirkt: Unterstützung für einfach zu bedienende Endgeräte seitens der Unternehmen sowie ein deutlich höheres Sicherheitsbewusstsein bei den Konsumenten.


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