Österreich liegt im Bereich IKT weit hinter den Spitzennationen wie Finnland oder Schweden zurück. Wieder einmal traf sich die heimische Branche zum Konvent und forderte Maßnahmen. [...]
Österreich sehe sich nach wie vor als Tourismus- und nicht als IKT-Land. Dabei wäre eine Weiterentwicklung für die internationale Wettbewerbsfähigkeit unumgänglich, sagte Rudolf Kemler, ÖIAG-Präsident und Präsident der „Internetoffensive Österreich“ im Rahmen des zweiten IKT-Konvents in Wien. „Es ist klar erkennbar dass jene Staaten, die die IKT-Entwicklung ihres Landes überproportional fördern, zu deutlich besseren volkswirtschaftlichen Ergebnissen kommen als andere“, so Kemler weiter. Als Beispiel führte Kemler die Entwicklung der „Top-Fünf“ IKT-Nationen nach dem NRI (Networked Readiness Index) an: „Österreich belegt Platz 19, deutlich hinter der Nummer eins, Finnland, gefolgt von Singapur, Schweden, Niederlande und Norwegen. Österreich muss hier zur Führungsgruppe dringend aufschließen.“
Die Entstehung von 10.000 neuen Arbeitsplätzen und 1.000 neuen IKT-Unternehmen in den kommenden fünf Jahren ist realistisch.“ Kemler fordert daher von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft eine erhöhte Kraftanstrengung, in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Unternehmensgründungen, Infrastrukturausbau und Anwendungsförderungen die Projekte der Prioritätenkataloge der Internetoffensive umzusetzen um die Ziele erreichen zu können. Vizekanzler Michael Spindelegger und Staatssekretär Josef Ostermayer waren ebenfalls beim Konvent zugegen und haben die gesamtwirtschaftliche Bedeutung des IKT-Sektors für den Standort Österreich hervorgestrichen.
IKT-STRATEGIE WIRD PRÄSENTIERT
Seit rund fünf Jahren organisieren sich die großen Unternehmen der Branche gemeinsam mit Vertretern von Politik und Interessensvertretungen in der Internetoffensive Österreich. In den kommenden Monaten soll eine „IKT-Strategie“ fertiggestellt werden, die dann voraussichtlich nach der Wahl der neuen Regierung präsentiert werden soll, so Kemler. Laut Hans-Jürgen Pollirer, Bundesspartenobmann Information und Consulting der WKO, trägt der IKT-Sektor mit 22 Mrd. Euro Umsatz und knapp 100.000 Beschäftigten mehr als acht Prozent zum BIP bei und trägt damit knapp 30 Prozent des gesamten Wachstums. Moderne Informations- und Kommunikationstechnologie sei zu einem entscheidenden Faktor für den internationalen Standortwettbewerb geworden. Gerade deswegen bedarf es „entfesselter Rahmenbedingungen“ für den IKT-Sektor, um die Innovationen und Geschäftsmodelle der IKT-Unternehmen nicht zu bremsen, fordert Pollirer.
AUSBAU DER INFRASTRUKTUR
Ein wichtiges Thema war der Ausbau der IKT-Infrastruktur. Für die Branche wichtig sind die rasche Versteigerung der digitalen Dividende und die zweckgebundene Verwendung des Versteigerungserlöses für den IKT-Sektor. Ostermayer bekräftigte, dass die von Bundesministerin Doris Bures versprochenen 250 Mio. Euro im Budget als Investitionstreiber fixiert seien: „Die vorgesehenen Mittel aus dem Erlös der Frequenzversteigerung bleiben für die IKT-Branche reserviert. Es ist ganz klar, dass es gerade in Zukunftsbereichen wie E-Government, Forschung und bei künftigen IKT-Projekten keinen Sparkurs geben darf.“
Die heimischen Mobilfunker wiesen darauf hin, dass durch regulatorische Auflagen Millioneninvestitionen verloren gegangen seien. „Es ist nicht vorrangig, den Breitbandausbau mit Mitteln der öffentlichen Hand zu finanzieren, sondern jene regulatorischen Rahmenbedingungen zu schaffen, die Investitionen in diesem Bereich langfristig attraktiv machen“, so Hannes Ametsreiter, Generaldirektor der Telekom Austria Group und Vizepräsident der Internetoffensive Österreich, und weiter: „Wichtig ist auch eine ausgewogene Diskussion des Themas Netzneutralität. Die Freiheit des Internet braucht vor allem auch gut ausgebaute Netze. Die dazu notwendigen hohen Investitionen in neue Frequenzen und neue Netze müssen von den Betreibern zurückverdient werden können. Dazu braucht es die Möglichkeit, Produkte mit unterschiedlichen Leistungsmerkmalen anzubieten zu können“. Nikolaus Futter von der Compass-Gruppe und im Vorstand der Internetoffensive, sprach das Thema Startups an: „Österreich hat eine lebendige Förderlandschaft, aber es fehlt, um aus einem Startup ein lebensfähiges Unternehmen zu machen.“ Die Jungunternehmer-Offensive mit einem 65 Mio. Euro dotierten Gründer-Fonds sowie ein eigener Business-Angel-Fonds von 45 Mio. Euro seien daher sehr wichtig. (cb)
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