Der Umsatz der heimischen IKT-Betriebe legte 2020 mit einem Plus von über sechs Prozent zwar das neunte Jahr in Folge zu – das Wachstum fiel aber nicht so deutlich aus, wie manche aufgrund des Corona-bedingten Digitalisierungsschubes vielleicht erwartet hätten. [...]
Der Gesamtumsatz der in der jährlich von der COMPUTERWELT veröffentlichten Top-1001-Rangliste der umsatzstärksten heimischen IKT-Unternehmen hat 2020 inzwischen das neunte Jahr in Folge zugelegt und betrug 28,023 Milliarden Euro. Dieses Ergebnis bedeutet gegenüber dem Wert aus dem Vergleichsjahr 2019 von 26,369 Milliarden Euro ein Plus von 6,27 Prozent. Damit lag das Umsatzwachstum 2020 trotz des Digitalisierungsschubs im Zuge der Coronakrise überraschenderweise leicht unter dem Rekordwachstum aus dem Jahr 2019 von plus 7 Prozent. Aber auch über 6,27 Prozent Umsatzwachstum kann man sich kaum beschweren. Damit zählt die IKT-Branche auch das neunte Jahr in Folge zu den wichtigsten Wachstumsmotoren der heimischen Wirtschaft.
Bundesländervergleich
Im Bundesländervergleich der Top-1001-Rangliste stellen die in Wien angesiedelten IKT-Betriebe mit 19,287 Milliarden Euro erneut den Löwenanteil des Umsatzes der IKT-Branche in Österreich (68,82 Prozent). Damit ist der Anteil der Wiener IKT-Betriebe am Gesamtumsatz der Branche 2020 allerdings zum vierten Mal in Folge zurückgegangen und zwar um 4,11 Prozent. Der Trend, dass Wien zunehmend seine Stellung als IKT-Wasserkopf Österreichs verliert, hält damit an. Auch das Umsatzwachstum der Wiener IKT-Betriebe, das 2019 mit einem Plus von 6,74 sehr deutlich ausfiel, war 2020 mit plus 1,5 Prozent eher schwach. Wien liegt damit im Bundesländervergleich des Top-1001-Rankings beim Umsatzwachstum auf dem vorletzten Platz.
Wachstumskaiser Vorarlberg
Wachstumskaiser unter den Bundesländern war 2020 Vorarlberg: Die dort angesiedelten IKT-Betriebe konnten ihren Umsatz um satte 24,8 Prozent von 294,52 (2019) auf 367,55 Millionen Euro steigern. Auch die Zuwächse in Kärnten (plus 14,69 Prozent auf 230,38 Millionen Euro) können sich sehen lassen. Damit haben die beiden Bundesländer, die 2019 am schwächsten performed haben, 2020 das stärkste Wachstum hingelegt: Die Vorarlberger IKT-Betriebe konnten 2019 beim Umsatz nur um 0,53 Prozent zulegen und Kärnten musste 2019 als einziges der neun Bundesländer sogar ein Umsatzminus von 1,72 Prozent hinnehmen. Die positive Trendwende ist somit geschafft.
Eine Trendwende gab es 2020 auch in Oberösterreich (plus 6,54 Prozent auf 3,68 Milliarden Euro) – allerdings in die Gegenrichtung: 2019 war Oberösterreich mit einem Plus von 11,38 Prozent der IKT-Wachstumskaiser unter den Bundesländern – davon waren die oberösterreichischen IKT-Betriebe allerdings trotz des guten Umsatzwachstums von 6,54 Prozent 2020 weit entfernt.
Solides Wachstum in NÖ, Burgenland und Tirol
Einigermaßen gutes Wachstum gab es zudem noch in Niederösterreich (plus 3,87 Prozent auf 1,102 Milliarden Euro), im Burgenland (plus 2,58 Prozent auf 107,27 Millionen Euro) und in Tirol (plus 2,51 Prozent auf 466,58 Millionen Euro). Allerdings fiel auch in diesen drei Bundesländern das Umsatzwachstum 2020 deutlich geringer aus als im Jahr davor: Niederösterreich konnte 2019 noch um 6,49 Prozent zulegen, das Burgenland um 7,64 Prozent und Tirol um 4,39 Prozent.
Umsatzrückgang in Salzburg
Ähnlich schwach wie in Wien fiel auch das Umsatzwachstum der steirischen IKT-Betriebe aus: Der Umsatz der im Top-1001-Ranking gelisteten IKT-Betriebe stieg zwar um 1,72 Prozent leicht auf 1,074 Milliarden Euro an – das ist jedoch deutlich weniger als das Plus von 6,38 Prozent aus 2019. Schlusslicht bei den Umsatzzuwächsen war 2020 Salzburg, das mit einem Minus von 1,48 Prozent auf 967,89 Millionen Euro als einziges Bundesland einen Umsatzrückgang verzeichnete. 2019 hatte der Umsatz der Salzburger IKT-Betriebe noch um 4,56 Prozent zugelegt.
Branchenvergleich
Was die verschiedenen Sparten des Top-1001-Rankings betrifft, so gibt es eine sehr erfreuliche Nachricht: Genau wie im Jahr 2019 konnten auch 2020 alle sechs Sparten beim Umsatz zulegen. Platz eins geht dabei heuer überraschenderweise an die Sparte »Hardware«, die um 7,27 Prozent auf 3,024 Milliarden Euro wuchs. Damit fiel das Wachstum noch deutlicher aus als 2019 (plus 5,34 Prozent), was nicht zuletzt auf den erhöhten Hardwarebedarf durch vermehrte Arbeit im Home Office zurückzuführen sein dürfte. Besonders erfreulich ist dieser anhaltende Zuwachs für die Hardwaresparte auch deshalb, weil sie 2017 (minus 2,27 Prozent) und 2018 (minus 4,2 Prozent) jeweils noch Umsatzrückgänge hinnehmen musste.
Digitalagenturen, IKT-Handel und Software legen zu
Deutlich zugelegt hat auch die Sparte »Webdesign + E-Marketing«, die um 5,5 Prozent auf 403 Millionen Euro Umsatz anwuchs. Allerdings hat sich das Wachstum gegenüber 2019 (plus 12,63 Prozent) doch spürbar verlangsamt. Auch die Sparte »IKT-Handel« konnte den Umsatz um 5,07 Prozent auf 3,253 Milliarden Euro deutlich steigern. Das Wachstum fiel in diesem Bereich verglichen mit 2019 (plus 6,23 Prozent) nur unwesentlich geringer aus. Ähnliches gilt für die Softwareindustrie: Hier lag das Wachstum 2020 mit einem Plus von 5,02 Prozent auf 4,249 Milliarden Euro Umsatz ebenfalls nur leicht unter dem Wachstum aus dem Jahr 2019 (plus 6,86 Prozent).
IT-Services und Telekom mit eher schwachem Wachstum
Die Sparte »IT-Services« dagegen, die 2019 mit einem Plus von 11,56 Prozent regelrecht geboomt hat, musste sich 2020 mit einem Umsatzplus von 3,1 Prozent auf 8,259 Milliarden Euro zufrieden geben. Immerhin aber noch ein solides Wachstum. Das geringste Wachstum verzeichnete 2020 die größte Sparte des Top-1001-Rankings, der Bereich »Telekom + Netzwerke«: Verglichen mit dem Plus von 4,02 Prozent aus dem Jahr 2019 war der Zuwachst im Jahr 2020 mit 0,96 Prozent eher mau.
Deutliches Plus bei den Mitarbeiterzahlen
Erfreuliche Kennzahlen gibt es bei der Beschäftigungslage in der heimischen IKT-Branche: 99.272 Menschen haben 2020 für die im Top-1001-Ranking gelisteten IKT-Unternehmen gearbeitet. Das stellt gegenüber den 96.785 Beschäfigten aus dem Jahr 2019 ein Plus von 2,57 Prozent dar. Oder anders ausgedrückt: Die heimische IKT-Branche hat im vergangenen Jahr rund 2.500 neue Arbeitsplätze geschaffen. Damit fiel der Zuwachs bei den Mitarbeiterzahlen 2020 wieder deutlich höher als 2019 aus, als das Plus 1,64 Prozent bzw. rund 1.500 neue Arbeitsplätze ausgemacht hat. Von den 7,1 Prozent Mitarbeiterzuwachs bzw. rund 6.500 neuen Arbeitsplätzen aus dem Jahr 2018 ist dieser Wert jedoch noch immer weit entfernt. Dabei gäbe es in den meisten IKT-Betrieben genug Arbeit: Kaum ein Unternehmen, das nicht Mitarbeiter sucht. Neben der Unsicherheit während der Coronakrise wird es jedoch Jahr für Jahr schwieriger, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Zu groß ist der Bedarf, Stichwort Fachkräftemangel.
Starker Beschäftigtenzuwachs im Bereich IT-Services
Der Löwenanteil der heimischen IKT-Beschäfigten teilt sich auf die Sparten »IT-Services« (37.782 Beschäfigte), »Telekommunikation« (32.069 Beschäfigte) und »Software« (21.044 Beschäfigte) auf. Damit waren im vergangenen Jahr 2.468 Menschen mehr im Bereich IT-Services tätig als 2019 (plus 6,99 Prozent). Der Softwarebereich legte 2020 um 440 Mitarbeiter bzw. um 2,14 Prozent zu. Einen leichten Rückgang gab es dagegen im Telekom-Bereich und zwar um 0,87 Prozent bzw. 281 Mitarbeiter.
Ebenfalls rückläufig waren die Beschäftigungszahlen in den Sparten »Webdesign + E-Marketing« (minus 3,94 Prozent bzw. minus 119 Mitarbeiter auf 2.899 Mitarbeiter gesamt) und »IKT-Handel« (minus 3,23 Prozent bzw. minus 69 Mitarbeiter auf 2.069 Mitarbeiter gesamt). Zulegen konnte dagegen wie bei den Umsätzen der Bereich »Hardware«, in dem im vergangenen Jahr 3.911 Menschen beschäftigt waren (plus 1,64 Prozent bzw. plus 63 Mitarbeiter).
Mitarbeiterrückgang in der Steiermark und in Salzburg
Im Bundesländervergleich waren die Beschäftigtenzahlen 2020 korrelierend zu den schwachen Umsatzzuwächsen nur in der Steiermark (minus 1,71 Prozent auf 6.023 Mitarbeiter) und in Salzburg (minus 1,54 Prozent auf 5.054 Mitarbeiter) rückläufig. Auch das Wachstum im Burgenland (plus 0,65 Prozent auf 616 Mitarbeiter) und in Wien (plus 0,93 Prozent auf 64.322 Mitarbeiter) war kaum spürbar.
Deutlich mehr Mitarbeiter in Oberösterreich
Merkbar zugelegt haben die Beschäftigtenzahlen 2020 dagegen in Vorarlberg (plus 3,02 Prozent auf 818 Mitarbeiter), in Tirol (plus 4,24 Prozent auf 2.779 Mitarbeiter), in Kärnten (plus 4,5 Prozent auf 1.369 Mitarbeiter) und in Niederösterreich (plus 4,52 Prozent auf 3.170 Mitarbeiter). Wachstumskaiser bei den Beschäftigtenzahlen war im vergangenen Jahr Oberösterreich: Dort legte der Beschäftigtenstand 2020 gegenüber 2019 um starke 12,91 Prozent auf 15.298 Mitarbeiter insgesamt zu.
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