Im Gleichklang mit der globalen Strategie

Josef Kormann, Head of IT bei Christof Industries, ist einer der fünf TOP-CIOs des Jahres 2018. Gewürdigt wurden unter anderem der Neuaufbau der IT innerhalb kürzester Zeit und die Einführung einer globalen Kommunikationsplattform, welche die Innovationsstrategie des Unternehmens proaktiv unterstützt. [...]

Als ausgebildeter Historiker und Philosoph ist Josef Kormann als Quereinsteiger in die IT-Welt gekommen. Das hilft ihm beim Querdenken. (c) Christof Industries
Als ausgebildeter Historiker und Philosoph ist Josef Kormann als Quereinsteiger in die IT-Welt gekommen. Das hilft ihm beim Querdenken. (c) Christof Industries

Christof Industries ist ein weltweit agierender Anbieter für die Entwicklung, Errichtung und Servicierung von Anlagen für die Industrie und Energiewirtschaft. Durch das breit gefächerte Portfolio deckt das Unternehmen mit Hauptsitz in Graz sämtliche Leistungen entlang des Lebenszyklus der Anlagen ab – von der Projektentwicklung bis zum Upgrade.
Die globale Ausrichtung führt dazu, dass die Mitarbeiter viel unterwegs sind, darunter einige, die die Niederlassungen von Christof Industries nur ein bis zweimal pro Jahr besuchen, sonst aber auf Baustellen tätig sind.

Unter diesen Umständen lässt sich leicht ausmalen, wie groß die Herausforderungen sein können, die mit der Vision des digitalen Arbeitsplatzes der Zukunft verbunden sind. Josef Kormann, Head of IT bei Christof Industries, hat diese Vision in eine Lösung namens Workplace by Facebook gegossen, was eine der Gründe für die Confare-Jury war, ihn zum Top-CIO des Jahres 2018 zu wählen.

„Wir haben unter anderem einen sehr hohen Anteil an Arbeitern, die keine digitale Identität besitzen“, sagt Josef Kormann im COMPUTERWELT-Interview. „Um das zu ändern, geben wir jedem Mitarbeiter unter anderem eine E-Mail-Adresse, damit wir mit den Kollegen und Kolleginnen schnell und unkompliziert kommunizieren können.“

Zum Arbeitsplatz der Zukunft gehören zudem Funktionen wie Chat, Desktop-Sharing oder Video Conferncing auch über das Smartphone. „Für uns ist Mobilität das Wichtigste, um weltweit einfach kommunizieren und unsere Projekte gemeinsam abwickeln zu können. Einfach heißt, dass es egal ist, auf welchem Device Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen tätig sind, um die wichtigsten Informationen abzurufen oder einzugeben. Auf diese Weise sind nicht nur die Kollegen vor Ort stets informiert, sondern auch die Zentrale ist immer auf dem letzten Stand des Projekts. Wir wollen auch beim Thema ERP in Richtung Mobility gehen, etwa für Mitarbeiter, die mit ihren Rough Tablets auf Baustellen unterwegs sind“, so Kormann.

Eine Besonderheit des Workplace-Projekts ist, dass die zentralen Funktionen mit Hilfe von Kurzvideos erklärt werden – anstatt mit dicken Anleitungen. „Die Videos kommen sehr gut an. Sie zeigen klar abgegrenzt die wichtigsten Dinge, die die Plattform zur Verfügung stellt. Eine weitere Maßnahme ist, die Mitarbeiter einzuladen, um die Vorteile der Lösung hervorzustreichen. Viele wissen nicht, was heute schon alles möglich ist. Vieles ausprobieren lassen, ist etwas, das immer gut funktioniert“, sagt der Christof Industries-CIO.

Von Konfuzius lernen

Damit ist eine der grundlegenden Aufgaben der IT-Abteilung angesprochen: die digitale Transformation proaktiv zu unterstützen. „Die IT hat durchaus Möglichkeiten, die notwendigen Änderungen zu begleiten oder auch auf sie einzuwirken, ja sie möglicherweise sogar auszulösen wie zum Beispiel bei einer Änderung des internen Kommunikationsverhaltens.“ Etwas, das bei einem kleinen Unternehmen oder einem Startup einfacher ist als bei einem global agierenden Unternehmen.

Ängste und Ablehnungen würden meistens dann entstehen, so Kormann, wenn man etwas nicht kennt oder nicht weiß, wie man damit umgehen oder was man damit anfangen soll. „Dem kann man durch Aufklärung und Informationen begegnen, natürlich auch durch Schulungen. Wichtig ist dabei immer ein lockerer und wenn möglich spielerischer Rahmen. Fühlen sich die Leute wohl, sind sie aufgeschlossener und offener gegenüber neuen und noch fremden Dingen. Einfachheit, Kürze und Klarheit sind ebenso häufig unterschätzte und vernachlässigte Aspekte, die aber sehr viel Nutzen bringen, wenn man Veränderungen vorantreiben möchte.“
Der CIO weist zudem auf den Aspekt hin, „dass man die Mitarbeiter in ihren Befürchtungen nicht alleine lässt, sondern sie abholt und auf Augenhöhe zu neuen Wegen begleitet. Vor allem auch: selbst ausprobieren lassen. Wie sagte angeblich schon Konfuzius: ‚Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können!‘“

Querdenken als Stärke

Zu den weiteren zentralen Handlungsfeldern eines CIO zählt Josef Kormann die Unterstützung des Business – und das proaktiv: „Das Basisgeschäft und die Kosten im Griff zu haben und dabei immer nach vorne zu blicken – agil, aktiv und innovativ sein – ist eine Notwendigkeit. Dabei immer auch hautnah bei den Geschäftsfeldern des Unternehmens dran sein und nicht nur auf Anforderungen reagieren, sondern aktiv die Richtung mitgestalten und vorausdenken.“

Da der permanente Wandel die einzige Konstante sei, gelte es, seiner Zeit immer vorauszusein: „‘Thinking forward – acting ahead‘ ist unser Leitspruch im Unternehmen – und diesem versuchen wir jeden Tag aufs Neue gerecht zu werden.“

Dass der ausgebildete Historiker und Philosoph die IT-Welt als Quereinsteiger betreten hat, kommt ihm gerade beim Entwerfen von Strategien, die im Zusammenhang mit der digitalen Transformation in Verbindung stehen, als auch beim Lösen konkreter Probleme zugute. „Mit fällt es vielleicht leichter querzudenken. Während andere ein Problem in IOPS denken, komme ich meist von einer anderen Seite. Man muss Dinge nicht immer nur klassisch anpacken, weil es so im Lehrbuch steht.“

Gut gefüllte Agenda

Neben dem Workplace by Facebook stehen etwa ein neues ERP-System und Konsolidierung auf der aktuellen Agenda des Christof Industries-CIOs. „Wir starten nun das ERP-Projekt und ein Konsolidierungsprojekt für das Dokumentenmanagement. Wir sind darüber hinaus noch dabei, die deutsche Firmengruppe Oschatz zu integrieren und zu konsolidieren. Uns geht es generell vor allem um Mobilität, Agilität und Speed, um die Anforderungen und Bedürfnisse schneller und globaler umsetzen zu können – Stichwort Standortunabhängigkeit. Entdecke ich veränderte Geschäftsmöglichkeiten rascher als andere und bin ich dazu in der Lage, sie rascher ein- und umzusetzen, dann werde ich davon auf jeden Fall profitieren“, so Kormann. Bei Big Data- und IoT-Themen geht es dem CIO darum, Daten zu sammeln und diese dann korrekt auswerten zu können, um entsprechende Aus- und Vorhersagen machen zu können, wobei Predictive Maintenance gerade im Anlagenbau eine wichtige Rolle spielt.

Ein wichtiger Schritt für die Weiterentwicklung der IT-Abteilungen selbst und für Unternehmen in der Betrachtung ihrer IT-Abteilungen sind laut Josef Kormann digitale Ecosysteme. „Ohne Querdenken, interdisziplinäre Zusammenarbeit, dem Hinzuziehen von verschiedensten Anbietern und Partnern – auch über die klassische IT hinaus –, wird man mittel- und langfristig nicht mehr erfolgreich sein können. Ergänzungen finden wir aktuell in Kooperationen mit Startups, im Neu- und Andersdenken gemeinsam mit unseren Fachabteilungen, aber auch bei Veranstaltungen und natürlich in sozialen Netzwerken.“

Was die Zusammenarbeit mit den klassischen Herstellern und Lösungsanbietern betrifft, so habe sich diese laut dem Christof Industries-CIO „vielfältig und nachhaltig“ verändert. „Anstatt einiger weniger Hersteller und Lösungsanbieter hat man es mit einer Vielzahl von Partnern zu tun. Die Palette reicht dabei von Freelancern und ‚One-Man-Shows‘ bis zu den global präsenten Hard- & Softwarekonzernen. Diesen Partnern beizubringen, dass ihre Verantwortung und ihr Beitrag nicht ‚bei der eigenen Schreibtischkante endet‘, sondern dass sie mit ihrem Beitrag zu unserem Unternehmenserfolg beitragen sollen und müssen, ist das große Kunststück. Schnittstellen sollen keine Reibungspunkte, sondern Symbiosen für alle Beteiligten sein.“

In drei Jahren von Null auf Hundert

Unterm Strich kommt die Wahl von Josef Kormann zum Top-CIO des Jahres nicht überraschend. Zu den Leistungen, die für ihn und sein Team sprechen, gehört neben den bereits erwähnten Aspekten der Umstand, dass man nach der Abspaltung der Christof Holding und der Gründung der Christof Industries im Jahr 2015 einen kompletten Neuaufbau der IT in Angriff nehmen musste. „Wir haben wirklich bei Null begonnen“, so Kormann. Das Ergebnis: Heute steht die IT-Abteilung besser da als so manche vergleichbare Organisation mit langer Tradition.


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