Im Mittelpunkt: Der CIO

Der CIO Summit 2016 hat eindrucksvoll gezeigt, warum gerade in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung der Faktor Mensch immer stärker in den Mittelpunkt rückt. Höhepunkt der Veranstaltung war die Verleihung des CIO Awards. [...]

Am 6. und 7. April fand heuer in der Orangerie im Schloss Schönbrunn der 9. von Confare veranstaltete CIO & IT-Manager Summit statt. Knapp 500 IT-Entscheider besuchten die Veranstaltung und machten diese damit zum größten IT-Manger-Event Österreichs. Unter den Teilnehmern befanden sich neben 30 Ausstellern nicht nur die führenden Köpfe der heimischen IT, sondern auch 70 Vortragende aus den USA, Spanien, Skandinavien, Deutschland und der Schweiz. Der CIO Summit ist damit „der österreichische IT-Treffpunkt mit internationalem Format“, wie es Veranstalter Michael Ghezzo ausdrückt.

„Die Anforderungen an den CIO werden im Zuge der Digitalisierung noch vielfältiger. Noch nie war der Erfahrungsaustausch daher so wichtig wie jetzt“, erklärt Ghezzo. Der CIO Summit steht also im Zeichen des Erfahrungsaustausches und des KnowhowTransfers. „Unser Anspruch lautet: Wenn fast 500 Top-Manager zusammenkommen, dann muss nachher irgendetwas anders sein als vorher. Ideen sollen in den Köpfen gepflanzt und Trends und ihre Bedeutung verständlicher gemacht werden.“

DER FAKTOR MENSCH

Mit dem Motto des heurigen CIO Summit „Im Mittelpunkt: Der Mensch“ hat Confare ein auf den ersten Blick für eine IT-Veranstaltung ungewöhnliches Motto gewählt. Und doch wurde damit ein Nerv getroffen, wie sich alle Teilnehmer einig waren. Schließlich bringt dieses Motto das Paradoxe an der Digitalisierung gut zum Ausdruck: Mehr Technologie führt dazu, dass der menschliche Faktor wieder stärker in den Vordergrund rückt. Eine entscheidende Rolle, gerade für CIOs, spielt dabei die Abkehr von zu viel Technik-Fokus und stattdessen der Fokus auf offene und transparente Kommunikation, wie Hannes Gutmeier, CIO von conwert und CIO des Jahres 2016 in der Kategorie Mittelstand, erklärt: „Die ganze Technik kann man ja inzwischen als Einzelperson ohnehin nicht mehr durchschauen. Was ich aber sehr wohl durchschauen kann, ist, welchen Businessnutzen die Technik bringt. Die Fachbereiche interessieren sich nicht für Protokolle oder Server. Warum sollten sie auch? Ich kenne ja auch niemanden in unserem Unternehmen, der wissen will, woher unser Strom kommt.“

WICHTIGSTE SCHNITTSTELLE

Technikaffine CIOs werden demzufolge in ihren Unternehmen künftig immer mehr Probleme haben und nicht in der Lage sein, den digitalen Wandel aktiv mitzugestalten. Stattdessen sollten sich moderne CIOs auf ihre Rolle als wichtigste Schnittstelle im Unternehmen konzentrieren. „Die weitere Optimierung der Kommunikation wird künftig eine der wichtigsten Aufgaben sein“, sagt Gutmeier. „Und zwar in alle Richtungen: intern mit den Mitarbeitern, mit den Dienstleistern und mit den Kunden.“ Denn mit der Digitalisierung kommen auf alle Menschen große Veränderungen zu, nicht nur in der IT. „Ich glaube, dass offene, gute Kommunikation dabei eine Schlüsselrolle spielen wird.“

OFFENE KOMMUNIKATION

Wie sehr der Faktor Mensch im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung wieder –oder besser gesagt endlich – in den Mittelpunkt rückt, zeigt auch das Beispiel von Anton Leitner, CIO der NÖM AG und Gewinner des CIO Awards 2015 in der Kategorie Mittelstand. Er konnte die Jury im Vorjahr vor allem mit seinen Skills im Bereich Mitarbeiterführung und seinem Konzept der gewaltfreien Kommunikation überzeugen. Mit diesem Vorgehen ist Leitner in seinem Unternehmen inzwischen über die reine CIO-Rolle hinausgewachsen, wie er in seinem Vortrag erklärte, der in Anlehnung an einen Hit von Wolfgang Ambros aus den 80er-Jahren passenderweise den Titel „A Mensch möcht i bleiben“ trug. „Ich bin mit dem Konzept damals zu meinem Chef gegangen und seine Reaktion darauf war: Das klingt super. Roll das im ganzen Unternehmen aus und schul die anderen Abteilungsleiter ein.“ CIO-Kollegen, die Interesse an diesem Thema haben, legt Leitner daher die Lektüre des Buches „Gewaltfreie Kommunikation“ von Marshall B. Rosenberg ans Herz.

INNOVATION DANK VERNETZUNG

Auch Leitner sieht zu starken Technik-Fokus eher als hinderlich an. „Wir haben heute einen Überfluss an Technologie. Was wir brauchen, sind kreative Köpfe, die innovative Ideen haben, was man mit der Technologie machen kann.“ Innovation entstehe heutzutage nicht mehr, indem sich einzelne Fachexperten für sich alleine etwas überlegen, sondern durch die Vernetzung aller Mitarbeiter-Gehirne. Eine der wichtigsten Aufgaben eines modernen CIOs ist daher Leitner zufolge die Unterstützung dieser Vernetzung, die die Grundlage für Innovationen schafft. „Wichtig ist dabei auch die Etablierung einer Unternehmenskultur, die es ermöglicht, Dinge auszuprobieren, und auch mal Fehler zulässt“, sagt Leitner. Ähnlich sieht das Robert Redl, CIO der EVN AG, der in seinem Vortrag „Entflammen statt ausbrennen“ interne und unternehmensübergreifende Collaboration als Schlüsselfähigkeit in Unternehmen bezeichnete. „Mit schneller und mehr arbeiten wird es künftig nicht mehr gelingen, dem steigenden Veränderungsdruck gerecht zu werden.“ Mit besserer Zusammenarbeit aber schon. Notwendig sind dazu laut Redl Lösungsarchitekturen, die sich schnell und einfach anpassen lassen.

Notwendig ist künftig zudem wesentlich mehr Mut zu Veränderung. „Warten Sie nicht, sondern fangen Sie bei sich selber an“, empfahl beispielsweise Professor Jose Esteves von der IE Business School aus Madrid heimischen IT-Führungskräfte in seinem Vortrag „Going Digital“. Dieser Mut zur Veränderung ist unter anderem einer der Gründe, warum Martin Fluch, Bereichsleiter IT-Services bei A1, im Vorjahr den CIO Award in der Kategorie Enterprise gewonnen hat. Er sieht die Digitalisierung als „willkommene Herausforderung für die IT.“ Fluch brachte in seinem Vortrag neben der oft vorherrschenden Angst vor Veränderung eine weitere, zutiefst menschliche Komponente ins Spiel: Vertrauen. „Ohne Digital Trust wird es kein Digital Business geben.“ Er sieht den Aufbau dieses Vertrauens als eine große Chance für Europa: „Hardware wird heute großteils in Asien produziert und Software kommt vielfach aus den USA. Europa dagegen könnte sich künftig mit Themen wie Security und Datenschutz abheben.“

DIE TOP-CIOS ÖSTERREICHS

Im Mittelpunkt stehen die Menschen auch bei der Verleihung des Confare CIO Awards, der jedes Jahr das Highlight des CIO Summit darstellt. Gewonnen hat den Award heuer neben Hannes Gutmeier von conwert Immobilien Invest (Kategorie Mittelstand) Thomas Zapf, CIO und Head of Media Technology der Styria Media Group. Gutmeier wurde vor allem für seine Vorreiterrolle, was den Einsatz von Cloud betrifft, und für seine Funktion als wichtigste Kommunikationsschnittstelle im Unternehmen ausgezeichnet.

Bei Thomas Zapf hat die Jury überzeugt, wie er seinem Unternehmen hilft, sich in der von der Digitalisierung besonders stark betroffenen Medienbranche zu behaupten. Im neuen multimedialen Newsroom im Styria-Hauptquartier in Graz wird zum Beispiel von rund 200 Mitarbeitern rund um die Uhr Content produziert und auf verschiedene Plattformen gespielt. „Wie innovativ wir da eigentlich sind, haben wir erst gemerkt, als reihenweise deutsche Verlage zu uns gekommen sind und von unserem multimedialen Newsrom schwer begeistert waren“, sagt Zapf. Bei seinem Antritt als CIO der Styria Media Group war die IT ein Outsourcing-Kandidat – inzwischen hat sich die IT mit Projekten wie einem „Digital Lab“ als Innovationsmotor des Konzerns etabliert.

Neben den beiden CIOs des Jahres wurden noch weitere fünf heimische IT-Manager als Top-CIOs 2016 ausgezeichnet: Hannes ­Ruess, Head of global IT der Lenzing AG, Christian Pfundner, Leiter EDV und Organisation bei Schrack Technik, Martin Buresch, CIO der KWIZDA Holding und Ulrike Huemer, CIO der Stadt Wien. Die COMPUTERWELT hat mit allen sieben Preisträgern gesprochen – die ausführlichen Interviews mit den beiden Gewinner und den TOP-CIOs finden Sie in diesem Heft. Im kommenden Jahr feiert der CIO & IT-Manager Summit und damit auch der CIO Award übrigens sein zehnjähriges Jubiläum. Einreichungen für den CIO Award 2017 sind bis zum 28. Februar 2017 möglich. Die Einreichungsunterlagen werden ab Sommer 2016 im Internet unter www.cioaward.at zu finden sein. (oli)


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