„Immer neue Regularien seit der Bankenkrise“

Das österreichische Unternehmen CPB Software bietet professionelle und selbst entwickelte Softwarelösungen sowie Dienstleistungen in den Bereichen IT Outsourcing und Back Office Outsourcing für Banken und sonstige Finanzdienstleister. [...]

Die von CPB Software bereitgestellten Services und Softwareprodukte orientieren sich am Bedarf von Banken, deren Vertriebspartnern, Asset- und Fondsmanagern sowie jenen von Kapitalgesellschaften. Vorstand Walter Zöchling hat mit der COMPUTERWELT über die Softwareentwicklung im Bankenumfeld und die Herausforderungen durch ständig neue Regularien gesprochen.

Wie entwickelt sich das Geschäft bei CPB?
Walter Zöchling: Wir sind mit der Geschäftsentwicklung insgesamt in Österreich und Deutschland  sehr zufrieden. Wir hatten 2014 das beste Geschäftsjahr der Unternehmensgeschichte, mit einem Gesamtumsatz von 17 Millionen Euro. Zwölf Millionen wurden in Österreich umgesetzt, fünf in Deutschland. Damit konnten wir in 2014 ein Konzernergebnis von 1,35 Mio Euro erwirtschaften, das ist bedeutend mehr als wir angestrebt haben und das obwohl wir beachtlich viel in mobile Softwarelösungen investiert haben.

Wie hoch sind die Investitionen in F&E?
Pro Jahr beträgt dieses Investitionsvolumen grob geschätzt zwischen einer und 1,5 Millionen Euro, immer in Relation zum Umsatz bzw. was sich das Unternehmen leisten kann. Wir haben in 2014 auch einen Mitarbeiterzuwachs und ein eigenes Call Center eingerichtet, weil wir mittlerweile auch für die Renault Bank Direkt im Grunde das Passivgeschäft abwickeln. Die Renault Bank Direkt hat das diesbezügliche Kerngeschäft an uns nahezu vollständig outgesourced. Von der Dienstleistungsvielfalt ist das unser bisher größter Kunde, vor allem im BPO-Bereich. Allein im speziell dafür geschaffenen Call Center gibt es sechs neue Mitarbeiter, insgesamt hatten wir per Ende 2014  in Österreich 98 Mitarbeiter, in Deutschland in Miltenberg haben wir 29 Mitarbeiter.  

Sie entwickeln Ihre Software ja ausschließlich selbst!
Bis auf wenige Partnerschaften für den Bereich Meldewesen und Geldwäscheprävention ist die Aussage korrekt. Ein Drittel der Mitarbeiter in der Entwicklung sind ehemalige Bankmitarbeiter, zwei Drittel Softwareentwickler. Alle Mitarbeiter in meinem Bereich sind angestellte Softwareentwickler sowie Business Analysten/Designer.

Ist es im Bankenumfeld notwendig, so viele Banker im Entwicklungsteam zu haben?
Aus unserer und aus Sicht unserer Kunden ist dies notwendig, um möglichst viel an Definitions- und Testleistungen durch uns erbringen zu lassen, damit sich die Bankmitarbeiter auf das eigentliche Bankgeschäft konzentrieren können. Derartige Vereinbarungen sind auch ein Alleinstellungsmerkmal bzw. ein USP von CPB in Österreich. Wir haben in unserem Basispreis die kostenfreie Umsetzung von regulatorischen österreichischen Anforderungen mit abgedeckt. In Experts Dialogs werden die Kunden über zukünftige Anforderungen bzw. über die entsprechenden Anpassungen in unserem Corebanking Produkt TAMBAS informiert.

Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen Banker und Entwickler in der Praxis aus?
Es gibt Fachbereiche wie etwa Investmentfondbuchhaltung. In diesem Team sitzen Banker und Entwickler zusammen, um kurze Kommunikationswege zu haben und damit hocheffizient arbeiten zu können. Natürlich muss eine gemeinsame Sprache entwickelt werden, aber das wäre im Gespräch mit den Bankmitarbeitern ident. Für uns und unsere Kunden ist es sicher besser, die Business-Analysten im Haus zu haben. Wir haben viele langjährige Mitarbeiter, daher funktioniert die Zusammenarbeit inzwischen auch sehr gut.

Die neueste Errungenschaft im Softwareportfolios ist die Tabelt App Profos.
PROFOS ist unser neuestes Baby. Es handelt sich um eine All-in-One Lösung für Kundenberater auf Tablets. Die Idee wurde vor mittlerweile drei Jahren von unserem CEO Peter Thomayer geboren, der das Produkt auch laufend umfangreicher gestaltet und ausbaut. Ausgelöst durch neue Impulse vom Markt aber auch durch das Feedback unserer Kunden und Interessenten vergrößert sich das Leistungsspektrum von PROFOS laufend.

Wie hat sich die Software entwickelt?
Ursprünglich wurde PROFOS für den Bankberater im Bereich Private Banking geschaffen. Für die Aktivseite, also etwa für Firmenkredite gab es da noch kein vernünftiges Tool, wie sich zB. ein Kredit entwickeln wird. Noch 2015 werden wir PROFOS für die Kunden der Banken für Smartphones entwickeln. Aus technischer Sicht ist HTML5 in Kombination mit Responsive Design der Schlüssel zum Erfolg.

Was sind die größten Herausforderungen bei diesem Projekt?
Die Menge an Informationen, die wir etwa auf dem Tablet haben, kann man bedingt durch die Kleinheit der Devices nicht 1:1 auf ein Smartphone übernehmen. Man muss sich auf das Wesentliche konzentrieren und die Informationsmenge reduzieren. Keep it simple, ist das Credo für diese App. Wir planen gemeinsam mit einem Kunden, im zweiten Halbjahr 2015 mit der Anwendung in Produktion zu gehen.

Wurde die Smartphone-App von den Kunden stark nachgefragt?
Ja. Egal mit wem wir gesprochen und eine PROFOS-Präsentation  gehalten haben, kam immer die Frage: Und was gibt es für den Bankkunden? Das gehört  mittlerweile einfach dazu.

Was hat sich in der Softwareentwicklung verändert?
Die größten Herausforderungen im Bankenumfeld sind sicher die laufenden gesetzlichen und regulatorischen Veränderungen, die auf unsere Kunden zukommen und stark zunehmen. Dadurch benötigen auch wir mehr Mitarbeiter, um die Qualität zu halten und auf alle Änderungen zeitnah reagieren zu können. Die sogenannte Bankkrise hat diese Meldeflut ausgelöst, sowohl in Europa und damit auch in Österreich. Es wird versucht, durch immer neue Berichte ein ähnliches Szenario in Zukunft zu verhindern. Ob  eine ähnliche Situation tatsächlich verhindert werden kann, wird mittlerweile von führenden Persönlichkeiten schon angezweifelt. Die regulatorischen Anforderungen für Banken werden immer umfang- und zahlreicher, das ist auch anhand der geplanten Erweiterungen bis 2018 absehbar.
 
Das Gespräch führte Alex Wolschann.

Walter Zöchling
Walter Zöchling ist seit 2010 bei CPB Software und verantwortlich für Softwareentwicklung/Business Analyse und Produktmanagement. Zöchling ist auch Mitglied des Vorstandes.


Mehr Artikel

News

Bad Bots werden immer menschenähnlicher

Bei Bad Bots handelt es sich um automatisierte Softwareprogramme, die für die Durchführung von Online-Aktivitäten im großen Maßstab entwickelt werden. Bad Bots sind für entsprechend schädliche Online-Aktivitäten konzipiert und können gegen viele verschiedene Ziele eingesetzt werden, darunter Websites, Server, APIs und andere Endpunkte. […]

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*