Impuls gegen den Fachkräftemangel

Digitalisierung ist ein bereits großer Teil unseres Alltags und schafft ständig neue Berufsprofile. Der viersemestrige akademische Masterlehrgang Designing Digital Business am WIFI Oberösterreich bildet die dafür notwendigen IT-Fach- und Führungskräfte aus. [...]

Markus Löschnigg ist Lehrgangsleiter des Studiengangs Designing Digital Business am WIFI Oberösterreich. (c) WIFI Oberösterreich
Markus Löschnigg ist Lehrgangsleiter des Studiengangs Designing Digital Business am WIFI Oberösterreich. (c) WIFI Oberösterreich

Was war die Intention zur Gründung und Gestaltung des Lehrgangs?

Wir haben vor der Entwicklung des Studiengangs das Ohr bei der Wirtschaft gehabt und versucht zu eruieren, welchen Bedarf es an Kompetenzen im Bereich der Digitalisierung gibt. Dabei haben wir festgestellt, dass es sehr viele Spezialisten in den drei unterschiedlichen Bereichen Technik, Design und Business gibt. Was allerdings schmerzlich fehlt sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in allen drei Bereichen eine solide Kompetenz aufweisen und eben gerade nicht »nur« in einem Bereich tiefes Wissen anbieten können. Aus dieser Erkenntnis und diesem Anspruch heraus finden sich auch im Studiengang genau diese drei Säulen wieder.

In welchen Berufen oder Branchen können Absolventen des Lehrgangs Fuß fassen?

In allen. Wir sind bei uns im Unternehmen mit unterschiedlichsten Projekten der Digitalisierung befasst. Dabei meine ich aber nicht die Umstellung von Fax auf E-Mail oder das Einscannen von Rechnungen. Immer mehr Produktionsbetriebe haben erkannt, dass es notwendig ist, Produktionsdaten und Parameter von Maschinen zu erfassen, um daraus neue Erkenntnisse zu gewinnen. Banken bauen digitale Lösungen aus, um Kunden noch besser betreuen zu können, Lebensmittel werden online bestellt und nach Hause geliefert, im sozialen Bereich werden die Dokumentationspflichten digital erfüllt und der Weg führt weg von analogen Lösungen. Bei weitem muss nicht alles digital werden, aber in jeder Branche gibt es Teilbereiche, die Chancen für Absolventinnen bieten.

Wie beurteilen Sie die Fachkräftesituation in Oberösterreich?

Derzeit ist die Nachfrage nach Spezialisten gerade in der IT-Branche spürbar hoch. Leider kann die immense Nachfrage nach qualifiziertem Fachpersonal durch universitäre und schulische Ausbildungen nur bedingt befriedigt werden. Deshalb stehen gerade jetzt die Chancen für Quereinsteiger mit einer hohen IT-Affinität und großem Engagement besonders günstig.

Sind Oberösterreichs Unternehmen auf einem guten Weg was ihre digitale Transformation betrifft?

Oberösterreich ist als Industrieland sicher auf gutem Weg die Herausforderungen der Digitalisierung zu meistern. Es gibt einige Leitbetriebe, die mutig vorangehen und für die Zukunft bestens aufgestellt sind. Bei den vielen kleinen und mittleren Unternehmen ist sicher noch Potenzial vorhanden. Einmal mehr ist aber auch hier der Fachkräftemangel eines der Hemmnisse.

Planen Sie oder arbeiten Sie bereits an weiteren Lehrgängen die sich mit Trendthemen wie Digitalisierung, IoT oder Big Data beschäftigen?

Die genannten Trendthemen sind Teil der aktuellen Ausbildung. Uns geht es hier aber weit mehr um die inhaltliche Gestaltung als um Buzzwords. Man muss lernen, Big Data zu greifen und zu verstehen, die Ausbildung trägt dazu bei nicht nur den Begriff zu verstehen, sondern vor allem Kundinnen und Kunden zu erläutern, welchen Mehrwert diese für sie haben könnten. In vielen Unternehmen gibt es eine Menge an Daten bereits heute, aber niemand nutzt diese Daten um tiefgreifende Erkenntnisse zu gewinnen. Noch immer gibt es sehr viele Bauchentscheidungen, aber mit der Menge an Daten, die man in Zukunft für Analysen zur Verfügung haben wird, wird es mehr daten-fundierte Entscheidungen geben. Der Anspruch der Ausbildung ist es, den Topthemen zu folgen, daher wird es auch immer wieder Anpassungen im Curriculum geben.

Was sind die inhaltlichen Schwerpunkte des Lehrgangs?

Der Lehrgang vermittelt technologisches Fachwissen als Basis für innovative Online-Lösungen, die gleichzeitig in Design und Benutzerfreundlichkeit den höchsten Ansprüchen entsprechen. Darüber hinaus nimmt der Erwerb von Spezialkompetenzen im Bereich von Verkauf & Vertrieb über fertige Shop-Systeme und Social Media Plattformen einen breiten Raum in diesem Lehrgang ein.

Wir setzen auf drei Schwerpunkte: Als ersten Schwerpunkt vermitteln wir technologisches Fachwissen, um basierend darauf innovative Lösungen für die digitale Welt zu designen. Eine Einführung in bestehende Standard-Werkzeuge ist ebenso eine Grundvoraussetzung, wie das Entwickeln von Applikationen mit vorgefertigten Werkzeugen.

Aufbauend auf die technologische Grundausbildung wird im Schwerpunktbereich Design der Fokus auf das Look & Feel und die Benutzerfreundlichkeit beim Designen von Applikationen und Online-Lösungen gelegt. Die Ausbildungsinhalte im Bereich Business stellen fertige Shop-Systeme, Bezahlsysteme, geschäftliche Aspekte von Social Media Plattformen und Industrie-Zertifizierungen dar.

Sind die bestehenden Bildungsangebote von Universitäten und Fachhochschulen nicht ausreichend?

Sicher gibt es hervorragende Ausbildungen im IT-Bereich. Bei der Konzeption des Lehrganges war uns aber auch vor allem der interdisziplinäre Ansatz der Ausbildung wichtig. Wir beschäftigen uns sowohl mit technischen Inhalten, aber auch der wirtschaftliche Aspekt von digitalen Lösungen ist ebenso relevant.

Brauchen Teilnehmer ein spezielles Vorwissen?

Der Lehrgang richtet sich an Personen mit einschlägigen Vorkenntnissen im IT-Bereich, die Projektmanagement- und Führungspositionen im Online-Business anstreben. Die formalen Voraussetzungen können ein abgeschlossenes Studium und mindestens ein Jahr Berufserfahrung sein oder mindestens sechs Jahre einschlägige Berufserfahrung. Eine qualifizierte Berufserfahrung sichert in der Regel den Einstieg in diese akademische Ausbildung. Die formale Hochschulreife ist keine zwingende Voraussetzung: Berufspraxis geht vor formaler Hochschulreife.

Welche Kompetenzen haben die Absolventen dieses Lehrganges?

Ziel ist, dass die Absolventen in leitender Funktion komplexe Online-Projekte umsetzen und digitale Applikationen erfolgreich am Markt anbieten können. Die akademische Ausbildung soll neue Blickwinkel eröffnen, wie in Zukunft die Kunden im Zeitalter der Digitalisierung betreut werden. Es geht darum, den Fortschritt mitzugestalten.

Stichwort Digitalisierung: Das ist ein Thema das uns die nächsten Jahre intensiv begleiten wird. Digitalisierung bedeutet für uns alle Veränderung. Sie betrifft aber nicht nur das Internet, sie schreitet in allen Bereichen rasch voran. Das beginnt bei der intuitiven Bedienbarkeit von Maschinenoberflächen in der Industrie bis zum stark vernetzten privaten Umfeld.

Ich denke, der deutschsprachige Raum verlangt auch ein sichtbares Zeichen für Qualifikationen im Bereich Digitalisierung auf akademischem Niveau. Das wird durch den offiziellen Master-Titel als Abschluss abgedeckt.

 


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