X-tech ist ein heimisches Systemhaus und Anbieter von IT-Lösungen und IT-Dienstleistungen. Das Unternehmen ist auf die Bereiche Virtualisierung (Desktop, Applikationen, Server, Storage), Gerätemanagement sowie IT-Konsolidierung- und Standardisierung spezialisiert. Gründer und Geschäftsführer Reinhard Travnicek hat mit der COMPUTERWELT über das heurige 25-Jahre-Jubiläum und das mangelnde Cloud-Interesse heimischer Unternehmen gesprochen. [...]
Wie kam es zur Gründung von X-tech vor genau 25 Jahren?
Reinhard Travnicek: Mein damaliger Partner und ich haben aufgrund der Schließung unseres vorherigen Arbeitgebers eine neue Herausforderung gesucht und uns mit dem Produkt, das übergeblieben ist, einem X-Terminal, selbständig gemacht. Aus dieser Terminal-Geschichte, die immer Rechenzentrums-zentriert war, ist irgendwann mal ein Thin Client entstanden und in Kooperation mit Citrix die Idee Zentralisierung auch im Windows-Bereich mit Thin Clients anzubieten. Daraus hat sich ein Unternehmen entwickelt, das heute knapp 30 Leute beschäftigt, und einen Fokus auf die Technologie Terminal und server-based Computing hat.
Was unterscheidet Sie im Angebot von Mitbewerbern? Wo ist Ihr USP?
Ich glaube, wir sind als Firma in einer Größe, die noch immer sehr spezialisiert ist. Wir sind keine Broadliner, wir verkaufen nicht alles, sondern nur jene Lösungen, die auch einen Mehrwert für Kunden bieten, und das mit einer technisch sehr qualifizierten Mannschaft. Wir setzen seit Jahren auf ganz gezielte Partnerschaften wie mit Citrix oder Symantec, versuchen aber immer genau das Produkt für den Kunden auszuwählen, das in seiner Situation am Besten passt. Das muss nicht immer eine Citrix-Lösung sein, wenn es ein Terminal Server allein auch tut. Es muss einfach für den Kunden passen, das ist das Wesentliche.
Liegt der Fokus stark auf Virtualisierung und Cloud Computing?
Das kann man so nicht sagen, es gibt noch kein starkes Cloud-IT-Segment in Österreich. Wir sind jedoch sehr bemüht, in verschiedensten
Organisationen, Gremien und Gruppierungen das Thema Cloud weiterzubringen. Das ist etwas, was mir persönlich am Herzen liegt, weil ich denke, dass es ein vernünftiges Bereitstellungsmodell bei IT geben muss. Noch können sich viele Unternehmen den Luxus leisten, IT-Leistung selbst zu erzeugen, die sie eigentlich billiger als Commodity-Lösung aus der Cloud beziehen könnten. In europäischen Ländern wie Spanien oder Portugal, die die Wirtschaftskrise am stärksten durchgemacht haben, ist der Einsatz von Cloud Computing viel höher als in Zentraleuropa.
Dort hat der wirtschaftliche Zwang und der Neuaufbau dazu geführt, vermehrt auf Cloud-Lösungen zu setzen, weil sie billiger und flexibler sind und das Wachstum unterstützen. Auch skandinavische Länder sind da schon viel weiter. Wenn wir den Konsum in Europa nicht erhöhen, werden auch die Anbieter nicht mehr werden.
Mehr Angebot setzt also mehr Nachfrage voraus?
Es ist ein wirtschaftlicher Kreislauf, wenn es mehr Bedarf und Nachfrage gibt, wird es auch mehr Anbieter geben und mehr Lösungen. Auf der anderen Seite werden wir ganz sicher in einigen Jahren immer mehr den Luxus haben, uns aussuchen zu können, wo unser Service herkommt. Die ganzen jungen Anbieter die in den Markt reingehen, produzieren alle cloudbasierend. In fünf bis zehn Jahren werden wir nicht mehr drüber diskutieren, ob wir den Service haben wollen oder nicht. Dann wird es ihn nur mehr aus der Cloud geben.
Glauben sie, dass die Cloud-Vorbehalte in Österreich aufgrund von Sicherheitsbedenken bestehen?
Datensicherheit steht an erster Stelle. Die Furcht vor Diebstahl ist sehr groß. Der zweitwichtigste Grund ist aber schon die Angst vor Veränderung, weil viele IT-Abteilungen glauben, ihr Territorium aufzugeben, wenn sie auf Lösungen aus der Cloud setzen. Die IT-Abteilung müssen sich mehr als Treiber fürs Unternehmen sehen, als Abteilung, die in den Businessprozessen mitwirken muss. Die IT-Abteilung muss das Business weiterbringen, egal wo die Leistung herkommt. Es ist eine notwendige Entwicklung von der Dienstleistungs-
zur Innovationsabteilung und zum Business Enabler.
Die digitale Transformation ist momentan ein großes Thema. wie digital sind Österreichs Unternehmen?
Momentan passiert etwas, was vor 15 Jahren schon mal passiert ist, nämlich, dass die Fachabteilungen diese Digitalisierung treiben. In den Fachabteilungen gab es auch schon in den letzten zwei bis drei Jahren Budgets um genau das zu machen, nur die konzertierte Lösung wird das dann nicht. Das werden Insellösungen. Die Fachabteilungen müssen nicht allzu weit über den Tellerrand blicken. Die Abteilungen digitalisieren heute in jedem Unternehmen ganz massiv und noch nicht alle Unternehmen haben erkannt, dass die IT das wieder steuern muss.
Empfehlen Sie daher einheitliche standardisierte Lösungen oder ist das sehr branchenabhängig?
Das ist abhängig vom Kunden nicht vom Marktsegment. Bei sehr großen Kunden haben wir den Ruf ein Spezialist zu sein. Dort werden wir geholt um ein Problem zu lösen oder um eine Lösung aufzubauen die spezialisiert ist. Sei es nun um eine klassische VDI-Umgebung, eine Terminal Service Umgebung oder Applikationsbereitstellung für Remote-Standorte anzubieten. Großkunden wissen was sie wollen, da findet
kaum noch Beratung statt. Es wird jedoch oft in der Planung übersehen, dass diese Prozesse auch Standardisierungsprozesse sind. Man kann diese ganze Wertschöpfung und TCO einer VDI-Umgebung nur rechnen, wenn man auch die Standardisierung dazurechnet. Bei mittelständischen Kunden, bei denen diese Lösung möglicherweise die Kern-Lösung der gesamten IT ist, sind wir natürlich in der Beratung an viel mehr Stellen eingebunden. Da wird mit uns auch diskutiert.
Wie stark ist die Nachfrage nach mobilen Lösungen in heimischen Unternehmen?
Mobiles Arbeiten ist bei vielen Unternehmen ein Trend, im Mittelstand und in Kleinunternehmen mehr als in Großunternehmen, wie ich in letzter Zeit feststelle. In den großen Unternehmen gibt es meiner Meinung nach zu sehr diesen Gedanken, den Mitarbeiter nach Stunden kontrollieren zu müssen. Da geht es weniger darum, dass die Arbeit erledigt wird, sondern um Kontrolle des Managements über die Arbeit. Das sieht man auch an ganz anderen Dingen: Es ist in Österreich total schwierig in großen Unternehmen das Verständnis dafür zu haben, dass man sich jetzt ein Webinar ansieht. Das gilt nicht als Arbeit. Im Mittelstand ist es organisatorisch oft eine Notwendigkeit Homeoffice zu unterstützen.
Das Gespräch führte Alex Wolschann.
Reinhard Travnicek:
Reinhard Travnicek begann seine Karriere 1983 als projektbetreuender Assistent bei HTBLuVA St. Pölten. Danach war er leitender Mitarbeiter in der Software-Entwicklung bei Sysgraph und Systems Engineer bei Tektronix für EMEA. 1990 gründete er das Unternehmen X-tech, 2009 folgte die Eröffnung der X-tech-Niederlassung in der Slowakei. Heute fungiert er als Geschäftsführer.
Be the first to comment