Mit viel Kommunikation und Fingerspitzengefühl erreicht Alexander Aldrian als CIO des Logistikdienstleisters KNAPP nicht nur intern einen hohen Stellenwert der IT, sondern schafft auch eine Basis für innovative Services für die Kunden von KNAPP. [...]
Wie sieht denn Ihre Grundvision als CIO von KNAPP, die übergeordnete IT-Strategie aus?
Die Grundvision lautet, effiziente reproduzierbare IT-Services und Einheiten zu schaffen, um damit einerseits einen effizienten globalen IT Betrieb zu gewährleisten und andererseits als Sparringspartner für das Business durch innovative Lösungen zusätzlichen Kundennutzen und Mehrwert zu schaffen.Der Konzern mit einem Exportanteil von 98 Prozent und einem Jahresumsatz von 466 Millionen Euro umfasst weltweit rund 3.000 Mitarbeiter und ein Netzwerk von 25 Niederlassungen, das es durch IT-Technologie- und Prozessunterstützung zu verbinden gilt. Das Headquarter befindet sich in Hart bei Graz mit rund 1.800 Mitarbeitern von wo aus ein Großteil des IT-Business gesteuert und betrieben wird.
Das heißt, Sie haben eine eigene Private Cloud, auf die alle Standorte zugreifen.
Natürlich können die KNAPP-Services als Private Cloud bezeichnet werden. Grundlegende KNAPP-IT-Services werden zentral betrieben und den Niederlassungen zur Verfügung gestellt. Zum Teil betreiben zugekaufte KNAPP-Niederlassungen noch eigene ERP-Lösungen und Services für die es jedoch Roadmaps gibt. Unter den Arbeitstiteln KNAPP2020, IT2020 und ERP2020 sind klare Strategien zusammengefasst, um einerseits die Konzernzielerreichung und andererseits die Homogenisierung der Services innerhalb der KNAPP Gruppe voran zu treiben.
Und das Rechenzentrum betreiben Sie selbst?
Ja. Es ist uns, aber auch unseren Kunden sehr wichtig, wo und in welcher Form Daten verarbeitet werden. Dabei nimmt das Thema Datenschutz einen bedeutenden Stellenwert ein. Wir haben kompetente Partner und Managed-Service-Verträge zur Unterstützung, die Kernanwendungen und Services betreiben und verantworten wir jedoch selbst.
Bietet KNAPP den Kunden auch Services aus der eigenen Cloud an?
Das ist eine Definitionsfrage. Wir bieten unseren Kunden Dienstleistungen und zentrale Services an. Als klassischen Cloud-Provider sehen wir uns aber nicht.
Das bedeutet, dass Sie von Ihren Kunden ein gewisses Vertrauen erwarten, das Sie wiederum Cloud-Anbietern nicht entgegenbringen.
Vertrauen ist die Basis für die Beziehung zu Kunden. Es ist aber keine reine Vertrauensfrage gegenüber Cloud-Anbietern, sondern auch eine Frage der Strategie selbst.
Welche Cloud-Services bieten Sie Ihren Kunden denn an?
Im Wesentlichen geht es um innovative Ansätze rund um Industrie 4.0 bzw. Service 4.0, ein Thema dem wir uns als KNAPP voll und ganz widmen. Unsere Kunden haben höchste Verfügbarkeitsanforderungen. Daher entwickeln wir uns vom reaktiven zum proaktiven, zum prädiktiven Service hin. Das bedeutet beispielsweise, dass wir unzählige Sensorik-Daten unserer Anlagen verknüpfen, im Hintergrund Daten sammeln und damit prädiktive Services für die Kunden erarbeiten. So ist es möglich, dass bevor noch eine Anlagenkomponente ausfällt, der Servicetechniker mit den richtigen Skills und den richtigen Ersatzteilen am richtigen Ort ist. Hier erarbeiten wir als KNAPP ein komplettes Service-4.0-Produktportfolio.
Welchen Stellenwert besitzt die IT bei KNAPP?
Aus meiner Sicht einen sehr hohen. Der Mehrwert liegt unter anderem in unsere Positionierung als Sparringpartner für Fachbereiche, als Business Enabler mit Fokus auf Prozess-Knowhow. Das ist auch der Grund, warum meiner Wahrnehmung nach der Stellenwert der IT in den letzten Jahren zugenommen hat. Nur durch Verständnis für das Business sowie das Umsetzen und Optimieren von Kernprozessen in Businessanwendungen ist es möglich, als IT einen zusätzlichen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit von KNAPP zu leisten. Auch der IT-Infrastrukturbetrieb ist nicht zu vernachlässigen und leistet wertvolle Beiträge für KNAPP, denn IT-Business-Services erfordern Stabilität, Sicherheit, Standardisierung und Effizienz.
Wie werden Sie der Rolle als Business Enabler gerecht?
Dazu muss man sich meiner Meinung nach ein gewisses Maß an Vertrauen erarbeiten. Dabei spielen Kundenorientierung, Lösungsorientierung, Innovationen und Effizienz, die man dem Unternehmen bringt, eine wichtige Rolle. Meine Grundprämisse ist dabei Transparenz und offene und ehrliche Kommunikation. Es gilt, eine Linie zu definieren und diese auch konsequent zu verfolgen. Fachbereiche und damit das Business müssen den Nutzen von IT-Lösungen und -Services erfahren, denn damit schafft man neben Mehrwert für das Unternehmen auch Verbündete und entsprechende Akzeptanz.
Womit verbringen Sie ihre meiste Arbeitszeit?
Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich. Die aktuellen Schwerpunkte sind natürlich das SAP-Projekte aber auch Strategie, Niederlassungen und Budget dürfen nicht zu kurz kommen. Alle Themen haben eines gemeinsam: die Kommunikation.
Was zeichnet denn Ihrer Meinung nach einen modernen CIO aus?
Grundlegend muss ein moderner CIO das Business des eigenen Unternehmens verstehen und für sich und sein Team eine Vision haben, eine Strategie definieren und eine Marschrichtung vorgeben, der auch andere folgen können. Zudem ist die Vorgabe klarer Richtlinien unumgänglich. Auch Fingerspitzengefühl und Kommunikationsfähigkeit sind sehr wichtige Eigenschaft. Der CIO muss als Kommunikationsstelle, quasi als Sprachrohr auftreten, um den Brückenschlag zwischen Technologie und Business zu schaffen. Die gesunde Mischung aus technischem Verständnis und Weitblick für das große Ganze runden die Eigenschaften ab. Dabei ist es auch immer wieder erforderlich, wie ein Kapitän korrigierend einzugreifen.
Das Gespräch führte Oliver Weiss.
Zur Person:
Der 1980 in der Steiermark geborene Alexander Aldrian ist seit 2010 Head of Corporate IT beim Logistikdienstleister Knapp AG. Er ist seit 2003 für das Unternehmen tätig und war vor seiner Rolle als CIO unter anderem für die Einführung des ERP-Systems Oracle E-Business Suite verantwortlich. Was seine Ausbildung betrifft, so hat Aldrian die HTL für EDV und Organisation in Kaindorf abgeschlossen und später noch Marketing und Sales Management studiert. In Seiner Freizeit spielt er gerne Trompete und praktiziert Tae Bo.
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