Industrie 4.0 kommt in Österreich an

Erstmals liegen österreichweite Daten zu Industrie 4.0 vor. Neben 20 Milliarden Euro Investitionssumme bis 2020 wird sich die Zahl der hochdigitalisierten Unternehmen laut PwC in den nächsten fünf Jahren verdreifachen. [...]

PwC Österreich und Strategy& haben 100 österreichische Industrieunternehmen und deren Vorstände zu einer der wesentlichen globalen Entwicklungen befragt. Der digitale Wandel führt zu einer frappanten Transformation in den Unternehmen: Dieser bringt ein geplantes Investitionsvolumen von vier Milliarden Euro pro Jahr bis 2020 in Industrie-4.0-Lösungen mit sich; das entspricht 3,8 Prozent des jährlichen Umsatzes der österreichischen Industrieunternehmen.

85 Prozent werden bis 2020 Industrie-4.0-Lösungen implementiert haben Einer der Treiber für die vierte industrielle Revolution ist dabei die zunehmende Vernetzung der unternehmensinternen und -übergreifenden Wertschöpfungsketten. Rund 20 Prozent der Befragten erwarten sich wesentliche Produktivitätsverbesserungen in den nächsten fünf Jahren. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Digitalisierung der Wertschöpfungskette, so hat ein Viertel der Unternehmen bereits einen hohen Digitalisierungsgrad erreicht. In den nächsten fünf Jahren möchten 85 Prozent der Betriebe in allen wichtigen Unternehmensbereichen Industrie-4.0-Lösungen implementiert haben. Somit ist in dieser Dekade eine Verdreifachung der hochdigitalisierten Unternehmen zu erwarten.

„Die Nutzenpotenziale von Industrie 4.0 gehen weit über die Optimierung von Produktionstechniken hinaus. Um diese auszuschöpfen, sind erhebliche Investitionen erforderlich. Diese werden aber auch als nötig erachtet, um global wettbewerbstauglich zu bleiben“, so Jörg Busch, Partner und Leiter Consulting & Risk Services bei PwC Österreich. Denn: „Österreichs Industrieunternehmen sind gewillt, 20 Milliarden Euro bis 2020 in Industrie-4.0-Lösungen zu investieren, umgerechnet vier Milliarden pro Jahr, und das entlang der gesamten Wertschöpfungskette.“

Aufgrund des erheblichen Umfangs der Veränderungen sowie des enormen Investitionsbedarfs ist Industrie 4.0 ein Thema der höchsten Führungsebene. Das liegt auch an den Herausforderungen, die dieser Wandel mit sich bringt. „Viele Faktoren sind noch nicht klar und müssen noch definiert werden. Neben der zum Teil noch unklaren Wirtschaftlichkeitsrechnung für Industrie 4.0 fehlen vor allem vereinbarte Industriestandards. Auch im Bereich der Datensicherheit müssen noch einige Aufgaben gelöst werden“, wiegt Busch ab. „Damit einhergehend steht die zukunftsweisende Qualifizierung von Mitarbeitern für die Digitalisierung weit oben auf der Agenda der Vorstände.“

2,6 PROZENT UMSATZSTEIGERUNG JÄHRLICH

Nicht nur die Wertschöpfungskette, auch das Produkt- und Serviceportfolio wird zu vernetzten und automatisierten Dienstleistungen ausgebaut. Haben aktuell 36 Prozent der Betriebe ein Produktportfolio mit hohem Digitalisierungsgrad, wird dieser Anteil in den nächsten fünf Jahren auf 80 Prozent anwachsen. Denn auch die Erwartung gesteigerter Umsätze spielt eine relevante Rolle für den Einsatz von Industrie-4.0-Lösungen. Durchschnittlich gehen die befragten Unternehmen von einer jährlichen Umsatzsteigerung von 2,6 Prozent durch die Digitalisierung der eigenen Produkte und Dienstleistungen aus. Ein Fünftel der Unternehmen erwartet sogar eine kumulierte Umsatzsteigerung von 20 Prozent bis 2020. Hochgerechnet auf die österreichische Industrielandschaft ergeben sich insgesamt Mehrumsätze von knapp drei Milliarden Euro pro Jahr.

„Hand in Hand mit dieser Digitalisierung geht damit eine Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sowie des Wirtschaftsstandortes Österreich einher. Auch wenn die Umsatzsteigerungen die Investitionen in den nächsten fünf Jahren noch nicht ausgleichen, ist der Weg der Industrie 4.0 für eine mittel- bis langfristige Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit unumgänglich“, sagt Harald Dutzler, Partner und Geschäftsführer bei Strategy& Österreich.

Industrie 4.0 ermöglicht neue, disruptive Geschäftsmodelle. Umsatzsteigerungen werden auch in Zusammenhang mit disruptiven digitalen Geschäftsmodellen erwartet. Im Mittelpunkt dieser Entwicklung steht dabei die Erhöhung des Kundennutzens durch ein zunehmendes Angebot von Mehrwertlösungen. Eine immer größere Relevanz spielt dabei auch die wachsende Anzahl an Kooperationen über die klassische Wertschöpfungskette hinaus. Über 80 Prozent der befragten Unternehmen gehen davon aus, dass in fünf Jahren vertiefte Kooperationen und eine intensivere unternehmensübergreifende Vernetzung einen wichtigen Stellenwert haben werden.

DATENANALYSE ENTSCHEIDEND

Eine bedeutende Rolle spielt dabei auch die effiziente Analyse und Nutzung von Daten. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen messen dem Thema Big Data eine hohe Bedeutung zu. So sind 91 Prozent der Ansicht, dass schon in fünf Jahren die Fähigkeit zur Datenanalyse für das Geschäftsmodell entscheidend sein wird. Der Fokus liegt dabei primär auf dem effizienten Datenaustausch innerhalb der eigenen Wertschöpfungskette, einer eindeutigen digitalen Kennzeichnung der Produkte sowie der Nutzung von Echtzeitdaten zur Steuerung der Produktion.

„Industrie 4.0 ist kein Selbstzweck, sondern beschreibt einen Umbruch, der durch ein neues und verändertes Nutzerverhalten erst ermöglicht wird. Industrie 4.0 ist eng verbunden mit klaren wirtschaftlichen Zielen und Nutzenpotenzialen. Sie bietet österreichischen Unternehmen die Chance für eine bessere Differenzierung im globalen Wettbewerb“, so Dutzler. (pi/aw)


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