Eine aktuelle Studie schafft Klarheit über IT-Durchdringung im produzierenden Gewerbe. Die Ausgangsposition für den Weg in die vierte industrielle Revolution ist gut. Bei den Unternehmen ist aber in dieser Hinsicht noch viel Überzeugungsarbeit notwendig. [...]
Industrie 4.0 ist momentan in aller Munde, wenn es um die Vernetzung von IT mit Produktionsanlagen oder ähnlichem geht und auch das große Thema der Fachmesse SMART Anfang Oktober in Linz. Das Potenzial von Smart Automation wird von allen Branchenkennern als riesig beschrieben, viele Unternehmen müssen aber noch von der Sinnhaftigkeit und den Vorteilen überzeugt werden.
Bei unseren nördlichen Nachbarn scheint das Thema schon etwas mehr Bedeutung zu haben als hierzulande. In Deutschland sind bereits 15 Prozent aller mittelständischen Fertigungsunternehmen mit dezentral vernetzten, selbststeuernden Produktionsprozessen in der Industrie 4.0-Epoche angekommen. Dies geht aus einer aktuellen Umfrage von Pierre Audoin Consultants (PAC) hervor.
„Die deutschen Early Adopters von Industrie 4.0 sind vor allem unter Automobilzulieferern mit einer Unternehmensgröße plus 500 Mitarbeiter zu finden. Wohl auch deshalb, weil der Wettbewerb in dieser Branche schon heute die schnelle Umsetzung von Kundenanforderungen und eine bedarfssynchrone Produktion verlangt“, kommentiert Freudenberg-IT CEO Horst Reichardt das im Grunde wichtigste Resultat der von ihm in Auftrag gegebenen Studie.
Knapp 60 Prozent aller befragten mittelständischen Fertigungsunternehmen setzen bereits IT-basierende Automatisierungslösungen ein. Und mehr als zwei Drittel (69 Prozent) nutzen der Umfrage zufolge IT-Lösungen zur Fernwartung ihrer Anlagen und Maschinen in der Produktion. Gut die Hälfte (52 Prozent) verfügt zudem über einen intelligenten Anlagenpark – und damit über einen wichtigen Baustein im Fundament künftiger Industrie-4.0-Szenarien.
BLOSSER EINSATZ VON IT IN DER PRODUKTION GENÜGT NICHT
Aber: „Der bloße Einsatz von IT-Systemen in der Produktion ohne dezentrale Vernetzung führt noch nicht zu Industrie 4.0“, gibt Stefanie Naujoks, Analyst, Project Services and Manufacturing Markets bei PAC, zu bedenken. Zwar bekennen sich 80 Prozent der Befragten zu der Einsicht, dass ihre Produktion effizienter und flexibler werden muss, um weiterhin wettbewerbsfähig zu sein.
Doch erst eine Minderheit habe das immense Potenzial von Industrie 4.0 zur Effizienzsteigerung und Kostenreduktion in der Fertigungsindustrie laut den Analysten erkannt. „Im Interesse einer nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit sollten die IT-Verantwortlichen mit den Fachbereichen in der Produktion und den benachbarten Disziplinen frühzeitig gemeinsam potenzielle Einsatzszenarien von Industrie 4.0 Technologien prüfen.“
Für die repräsentative Untersuchung befragte das Marktforschungsinstitut PAC in Deutschland rund 140 IT-Entscheider und Produktionsleiter von mittelständischen Fertigungsunternehmen.
Die Unternehmen setzen sich dabei aus unterschiedlichen Branchen zusammen: Maschinen- und Anlagenbau (38 Prozent), Automotive (28) und sonstiger Fertigung (33) mit einer Unternehmensgröße von 250 bis 499 Mitarbeiter (48) sowie 500 bis 4.499 Mitarbeiter (52). (aw/pi)
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