Informatik-Studium an der TU gefährdet

Ohne weitere Ressourcen können nur noch 420 Studienanfänger betreut werden. Ein weiteres Signal für den Fachkräftemangel. [...]

Die Fakultät für Informatik der TU Wien zählt aktuell rund 8.000 Studierende. Im internationalen Vergleich mit Informatik-Fakultäten vergleichbarer Größe betreut die Fakultät für Informatik an der TU Wien bis zu drei Mal mehr Studierende. Aktuell gibt es über 1.000 Studienanfänger pro Jahr, was einen großen Teil der Lehrressourcen bindet, da viel in Qualitätslehrmodellen in Kleingruppen geforscht und gearbeitet wird. »Eliteanforderungen bei unterfinanzierten Massenbedingungen, das kann nicht funktionieren. Es wird die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Österreich gefährdet, in der die Informatik eine immer wichtigere Rolle spielt und Informatikabsolventen am Arbeitsmarkt dringend benötigt werden«, zeigt sich Gerald Steinhardt, Dekan der Fakultät für Informatik an der TU Wien, besorgt. Denn die gut ausgebildeten Studierenden würden schon während des Studiums von Wirtschaft und Industrie abgeworben werden – wenn nicht sogar schon von der HTL weg. »Wir machen, was wir können, mit teilweise sehr hohem persönlichem Einsatz. Wir versuchen auch über Forschungsprojektgelder aus Industrie, Wirtschaft und unabhängigen Forschungsförderungsinstituten zusätzliche Mittel aufzustellen, um unsere Forschungsqualität zu halten, aber die seit Jahren bestehende Unterfinanzierung können wir dadurch nicht auffangen. Unser System steht kurz vor dem Kollaps«, sagt Dekan Steinhardt. Dabei sei die »TU Wien führend in Österreich im Akquirieren von EU-Projekten – wir sind mit Abstand die Universität, die die meisten Projekte akquiriert«, sagt TU-Rektorin Sabine Seidler zum Thema Forschung im Gespräch mit der COMPUTERWELT.
Um besser wirtschaftlich auf die Budgetproblematik aufmerksam zu machen, wurde die Initiative Schlüsseltechnologie Informatik ins Leben gerufen. Durch u.a. fehlende legistische Steuerungen des Studienzugangs setzt die Fakultät für Informatik eigene Maßnahmen – beispielsweise jene, nach einem Monat den Lehrstoff aus den ersten vier Wochen zu testen, um die am besten geeigneten und motiviertesten Studierenden zu finden, die das Studium am ehesten beenden – eine Art Einstiegstest nach dem Einstieg sozusagen. »Das Beispiel der Informatik zeigt uns einmal mehr, dass es dringend notwendig ist, den Zusammenhang zwischen Leistungen und Ressourcen herzustellen. Dazu muss auch über Kapazitäten diskutiert werden, da eine Lösung des Problems von beiden Seiten möglich ist «, sagt Seidler.

UNTERSTÜTZUNG FÜR ANFÄNGER

Die Anpassung der Studierendenzahlen an die Ressourcen soll bestehende Aktivitäten ergänzen, um die Studienanfänger bei der Wahl des Studiums zu unterstützen, denn diese haben teilweise nur wenig Vorstellungen vom Studium und dem IT-Beruf, obwohl es diverse Studieninformationsveranstaltungen oder den Beginners Day mit Studieneingangsgesprächen gibt. Mit diesen – und jeweils zwei Lehrenden, zu denen die Aspiranten ein Motivationsschreiben bringen müssen – hat die Fakultät für Informatik gute Erfahrungen gemacht. Da die Fakultät auch als exzellenter Forschungsstandort gilt, hat sie nun einen Ansprechpartner installiert, um Forschungskooperationen voranzutreiben – auch und vor allem mit mittelständischen Unternehmen. 
Nicht zuletzt sollen neutrale Studien­patenschaften durch Wirtschaft und Industrie geschaffen werden. »Ich appelliere an die Unternehmen, eine Informatik-Studienpatenschaft zu übernehmen. Selbstverständlich freuen wir uns weiterhin auch über jedes Projektsponsoring und jede Forschungskooperation, immerhin sind wir im aktuellen Forschungsranking von Microsoft Academic Search unter den Top Ten der europäischen Universitäten bei Forschungsleistungen gereiht«, ergänzt Dekan Steinhardt.« (mi)

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