Die FH Salzburg bietet insgesamt neun Studiengänge mit IT-Bezug an. Studiengangsleiter Professor Heistracher hat mit der COMPUTERWELT über das Angebot der FH und die Bemühungen, mehr Frauen für Technik zu begeistern, gesprochen. [...]
Wie beurteilen Sie den aktuellen Fachkräftemangel in Ihrer Region und wie können Sie als Aus- und Weiterbildungsbetrieb Abhilfe schaffen?
Unsere Partnerfirmen vermitteln uns, dass sie händeringend Nachwuchskräfte suchen. Deshalb haben wir und der Förderverein ITS auch das study.work.support.-Programm vor mehr als zwei Jahren gemeinsam mit den Firmenpartnern Conova und Porsche Informatik sowie dem Land Salzburg, der ITG Salzburg und der UBIT der WK Salzburg ins Leben gerufen. Mittlerweile beteiligen sich 18 Salzburger Firmen an dem Programm, die unseren Studierenden zehn Stunden pro Woche Praxiserfahrung zu einem sehr attraktiven Gehalt bieten, für sie die anfallenden Studiengebühren übernehmen und ihnen darüber hinaus noch einen Wohnkostenzuschuss anbieten. Studierende können somit ihre IT-Kompetenzen im Studium bei uns erwerben und gleichzeitig ihre Karriere starten. Dieses Programm ist eine unserer Antworten in Bezug auf den akuten Fachkräftemangel.
Wie kann das Interesse von Frauen oder Jugendlichen an MINT-Fächern gesteigert werden beziehungsweise merken Sie hier eine Veränderung im Vergleich zu den letzten Jahren?
Wir setzen – mit viel Einsatz – schon seit Jahren Maßnahmen, um mehr Jugendliche und spezifisch mehr Frauen für IT zu begeistern und bieten deshalb ein breites Spektrum an Workshops, Schnuppertagen und Mitmach-Events an. Im kommenden Jahr organisieren wir beispielsweise auch zum sechsten Mal unseren Robothon, einen 24-Stunden-Robotik-Hackathon an der FH Salzburg, bei dem alle IT-Begeisterten in Teams teilnehmen können. Hier stehen vor allem der Spaß und die Begeisterung für die Thematik im Vordergrund, weshalb auch das Finale mittlerweile zu einem richtigen Familien- und Medien-Event geworden ist. Das Wecken von Wissensdurst bezüglich IT und die Förderung von jungen Menschen ist uns ein wichtiges Anliegen und wir denken, dass man dies vor allem durch aktives Ausprobieren und Erleben im Umgang mit IT-Systemen erreichen kann. Speziell um bei Mädchen und Frauen das Interesse für IT-Berufe zu wecken und zu vertiefen, hat meine Kollegin Rishelle Wimmer die »Salzburg Society of Women Engineers« (SWE) gegründet. SWE unterstützt Mädchen und Frauen dabei, technische Berufe zu ergreifen und ihre Sichtbarkeit im technischen – aber auch im gesellschaftlichen – Umfeld zu erhöhen.
Welche IT-Ausbildungen mit wie vielen Studienplätzen bieten Sie gegenwärtig an und wie ist die Nachfrage nach diesen Studiengängen?
Die FH Salzburg bietet insgesamt neun Studiengänge mit IT-Bezug an: Informationstechnik & System-Management (Bachelor: Vollzeit – 55 Studienplätze/berufsbegleitend – 35 Studienplätze; Master: Vollzeit und berufsbegleitend – jeweils 25 Studienplätze), Wirtschaftsinformatik & Digitale Transformation (Bachelor: Vollzeit – 35 Studienplätze), Multimedia Technology (Bachelor: Vollzeit – 46 Studienplätze; Master: Vollzeit – 20 Studienplätze) und die beiden gemeinsam mit der Universität Salzburg angeboten Masterstudiengänge Applied Image and Signal Processing (Vollzeit – 20 Studienplätze) und Human-Computer Interaction (Vollzeit – 30 Studienplätze).
Erfahrungsgemäß werden Studiengänge beispielweise in den Gesundheitswissenschaften stärker nachgefragt, als in den technischen Bereichen. Da ist die Nachfrage etwas geringer.
Welche Maßnahmen kann und soll die Bundes- oder Landesregierung setzen, um den steigenden Bedarf der Unternehmen nach Fachkräften zu befriedigen?
Die ersten Bausteine für eine Technikaffinität sollten bereits im Vorschulalter gelegt werden. Salzburg ist hier mit der Initiative MINT Salzburg auf einem guten Weg. Darüber hinaus ist es sinnvoll, Salzburg intensiver als IKT-Standort in der öffentlichen Wahrnehmung zu stärken, um sowohl potenzielle Studierende als auch Mitarbeiter für die Region zu gewinnen. Salzburgs Unternehmenslandschaft hat gerade im IT-Bereich etliche Hidden Champions, die sehr attraktive Arbeitgeber sind. Rein durch einen quantitativen Ausbau an Studienplätzen werden allerdings nicht automatisch zusätzliche Fachkräfte geschaffen. Darüber hinaus sollte die Studienplatzfinanzierung durch Bund und Land regelmäßig valorisiert werden, damit die Qualität der Ausbildung gewährleistet werden kann, um international in Zeiten der intensivierten Digitalisierung wettbewerbsfähig zu sein.
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