Innovation: Eine Frage der Freiheit

Mitte Mai gingen die Geraser CIO-Tage über die Bühne. Hauptthema wie schon im Jahr zuvor: Wie sollen IT-Leiter auf die fundamentalen Änderungen in Sachen Technologie und Strategie reagieren? [...]

Alexander Loisel von LSZ Consulting, dem Veranstalter der Geraser CIO-Tage, illustriert die Dynamik, mit der IT-Leiter derzeit konfrontiert sind, mit einem einfachen Beispiel: „Vor zwei Jahren sagten die CIO: BYOD ist bei uns kein Thema. Wir stellen ein einziges Smartphone-Modell zur Verfügung. Heute, zwei Jahre später, hört man: Wir können von Glück sprechen, dass wir nur drei Betriebssysteme verwalten müssen“, so Loisel im Gespräch mit der COMPUTERWELT.

Die einführenden Vorträge der Geraser CIO-Tage waren folglich dem fundamentalen Wandel gewidmet, den Loisel mit dem Schlagwort „Digitalisierungswelle“ umschreibt. Christian Kudler, Global Technology Services bei IBM, zeichnet die Bedeutung der IT im Laufe der Geschichte nach. „Als die IT noch teuer war, bedeutete der Besitz einen Wettbewerbvorteil. Dann folgte der effiziente Einsatz, schließlich die Effektivität“, so Kudler. Was die künftige Bedeutung der IT-Abteilung und ihres Leiters betrifft, so sieht der IBM-Experte besonders die Beratung der Geschäftsleitung als zentrale Aufgabe. Dazu kommen die Unterstützung der Fachabteilungen und die Steuerung der externen IT-Provider.

Roman Biller, Geschäftsführer von Unisys Österreich, verortet den Status quo heutiger Unternehmens-IT zwischen den Entwicklungsschritten Industrialisierung und Digitalisierung – die Pionierphase, in der die Technologie die Hauptrolle spielte, sei Biller zufolge bereits abgeschlossen. Zentraler Aspekt der Digitalisierung: „Das soziale Kapital, das weit über ‚human capital‘ hinausgeht und meiner Meinung nach massiv unterschätzt wird“, sagt der Unisys-Geschäftsführer in seinem Vortrag vor den teilnehmenden CIO aus ganz Österreich. Er vergleicht das soziale Kapital in Unternehmen mit der Mannschaftleistung in Sport oder dem Zusammenspiel in der Musik. Analog dazu müsse der CIO eine Plattform für interne als auch externe Kollaboration schaffen, um die nächste Stufe der Entwicklung, die Digitalisierung, zu erreichen.

SCHMERZEN ALS AUSLÖSER
Als ob der Druck, der auf den IT-Leitern durch die rasch fortschreitende Technologieevolution oder durch die massiv wachsenden Geschäftsanforderungen lastet, nicht groß genug sei, komme laut Clemens Foisner von SEC Consult das Problem der löchrigen Sicherheit hinzu: „Security wird langsam aber sicher zu einem Key Factor für das Überleben von Unternehmen“, bringt er es auf den Punkt. Eine zentrale Ursache für Sicherheitsprobleme sieht er im Fehlen von Richtlinien für die Software-Entwicklung. „In allen anderen Bereichen sind die Richtlinien und Normen seit vielen Jahrzehnten selbstverständlich.“ Foisner geht davon aus, dass ab 2017, 2018 entsprechende Verordnungen ernsthaft diskutiert werden – und zwar nachdem das Fehlen eines entsprechenden Regelwerks „großen Schaden und Schmerzen ausgelöst haben wird“, so der Sicherheitsexperte von SEC.

So oder so, auf die IT-Verantwortlichen kommt in den nächsten Jahren einiges zu. „Der EDV-Leiter kann sich der Dynamik der Trends wie Bring your own Device oder Bring your own Software nicht verschließen“, so Alexander Loisel im COMPUTERWELT-Interview. „Es geht darum, sich in diese Entwicklung einzubringen und dafür zu sorgen, dass alles koordiniert abläuft.“ Auf die Frage, wie CIO unter diesen Voraussetzungen selbst Innovationsmotor seien sollen, bemüht der LSZ Consulting-Chef das Beispiel der heimischen „Hidden Champions“, die es schaffen, seit vielen Jahren Spitzenpositionen in ihren jeweiligen Branchen einzunehmen: „Es ist der Mitarbeiter, der ohne große Hierarchien beim Kunden und mit dem Kunden kreative Lösungen auf die Beine stellt. Das heißt, diese Unternehmen wachsen mit jedem Kundenprojekt. Um kreativ sein zu können, braucht es eine große Freiheit, auch die Freiheit, Fehler machen zu dürfen“, so Loisel abschließend. (wf)


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