Innovation made in Austria

Die Startups FRUX und Indoors belegten bei der von CA mit der Stadt Wien veranstalteten Start-up Challenge den ersten und zweiten Platz. Die COMPUTERWELT sprach mit den Firmenchefs Patrick Kirchmayr von FRUX und Rainer Wolfsberger von Indoors. [...]

Eines muss man Patrick Kirchmayr, CEO und Mitgründer des oberösterreichischen Start-ups FRUX und Rainer Wolfsberger, CEO von Indoors lassen: sie verstehen es vortrefflich das Tätigkeitsfeld ihres Unternehmens in knappen und prägnanten Worten zu umreißen. „Wir sagen für unseren Kunden deren nächsten Kunden vorher“, beschreibt Kirchmayr das Ziel seines Unternehmens, das man technischer auch als B2B Sales Intelligence Plattform bezeichnen könnte, mit deren Hilfe die Vertriebsprozesse von Unternehmen vollautomatisch optimiert werden können.

„Wir fangen dort an, wo die Funktionalität von GPS aufhört“, skizziert wiederum Indoors-CEO Rainer Wolfsberger die Unternehmenstätigkeit seines Start-Ups, das eine Navigations- und Positionierungslösung kreiert hat, deren Präzision und Einfachheit laut Wolfsberger am Markt bisher unerreicht ist.

MIT BIG DATA DAS VOLLE VERTRIEBSPOTENZIAL HEBEN
Das oberösterreichische Start-up FRUX mit Sitz in Leonding zählt derzeit zehn Angestellte plus sieben externe Mitarbeiter. Man setze auf flache Hierarchien, wo sich jeder auf Augenhöhe begegne, beschreibt Kirchmann das Betriebsklima, das auf diese Art Innovationen ermöglichen und fördern soll.

FRUX ist im klassischen CRM-Bereich zuhause, wo es die Probleme des Vertriebs lösen helfen will. Diese sind: Im CRM-System gespeicherte Daten, die langsam veralten sowie für die Vertriebler nicht zufriedenstellende Information zu deren Kunden. Kirchmayr präzisiert: „Mehr als 30 Prozent der CRM-Daten von B2B-Systemem sind veraltet und über 70 Prozent sind unspezifische Informationen.“

Die Mitbewerber von FRUX sind Datenhändler und klassische Agenturen, die Daten generieren, verrät Kirchmayr. Seit eineinhalb Jahren arbeitet und feilt das ausschließlich eigenfinanzierte Unternehmen an den selbst entwickelten Algorithmen, die – und das ist der Clou – im Unterschied zu anderen Lösungen tagesaktuelle Daten erzeugen. Die Tatsache, dass die Daten innerhalb von 24 Stunden aktualisiert werden, bringt natürlich einen großen Wettbewerbsvorteil, „denn je schneller ich die Daten im Vertrieb habe, desto besser ist es“, beschreibt der FRUX-CEO den Nutzen der hohen Geschwindigkeit.

Wesentlich sind auch die Soft-Facts, die FRUX für seine Kunden generieren  kann.  Anstatt wie üblicherweise die gesuchten Unternehmens-Attribute zu selektieren,  wie Branche, Fuhrpark, Mitarbeiter, Umsatz etc., fordert Patrick Kirchmaayr seine Kunden einfach auf, sich „etwas zu wünschen“. Daraufhin kommen beispielsweise Fragen nach Unternehmen, die Amazon Web Services verwenden, oder Unternehmen, die aus Social -Benefit-Gründen Firmenhandys verschenken, oder nach Unternehmen, die umweltbewusst sind. Kirchmayr: „Wir liefern dann die Soft Facts, die der Vertriebler wirklich braucht.“

Der Kunde der ersten Stunde von FRUX war der Personaldienstleister APS. Weitere Kunden sind u.a. die auf Brand- und Wasserschadensanierung spezialisierte Mibag, FirmenABC, T-Mobile und A1. Das nächste Ziel sei, die Expansion nach Deutschland und dann nach Italien.

MIT INDOORS IN GEBÄUDEN IMMER DEN WEG FINDEN
Rainer Wolfsberger sieht Indoors nach wie vor als Start-up, wenngleich in einer späten Phase. Anders als FRUX, die sich aus eigenen Mitteln finanzierten, hat Indoors bereits in einer frühen Phase Shareholders an Bord holen können. „So haben wir eine relativ solide Finanzierungsdecke bekommen, die es uns ermöglicht hat, relativ schnell international tätig zu werden“, erklärt Wolfsberger. Das sei bei diesem Geschäftsbereich und bei der eingesetzten Technologie auch extrem wichtig gewesen, so der Indoors-CEO. Natürlich hätte es schon eine Vielzahl von Indoor-Navigationstechnologien gegeben, wie reine WiFi-Lösungen oder NearField-Technologien, die in Teilaspekten sehr spannend seien, aber letztlich nicht so präzise wie die von Indoors entwickelte Technik, die eine Kombination aus Bluetooth LE, iBeacon-Technologie und Sensor-Fusion ist. Letzteres bezeichnet im Wesentlichen die Sensorien, die man heute an Bord moderner Mobiltelefone vorfindet.

Vorteilhaft sei auch, dass sich die Funktechnik iBeacon immer mehr zu einem Standard entwickle. So würden beim Errichten neuer Gebäude oft bereits iBeacons verbaut, erklärt Wolfsberger, weswegen Indoors an diesen Orten nur mehr die eigene Software für das Einmessen eines solcherart ausgestatteten Gebäudes einsetzen müsse.

„Was uns vom Rest der Anbieter abhebt, ist eine besondere Weiterentwicklung der SLAM-Technologi“«, verdeutlicht Rainer Wolfsberger. SLAM (Simultanous Location and Mapping) bezeichnet das gleichzeitige Vermessen während man Funkkarten (Radio Maps), um die es eigentlich geht, erstellt. Mit der SLAM-Engine und jetzt auch mit der SLAM Crowd Engine hat Indoors diese Technik so weit entwickelt, dass der Einmessvorgang dem KISS-Prinzip folgt – simpel, einfach und ohne Fehleran­fälligkeit.

Die Algorithmen zu entwickeln seien eine große Herausforderung gewesen, sagt Wolfsberger, aber sie erlaubten es den Kunden, dass beim Begehen eines Gebäudes der Messvorgang im Hintergrund erfolge. Dank der SLAM Crowd Engine muss das Vermessen auch nicht mehr von einem qualifizierten Ingenieur erfolgen, sondern  jeder, der die Software auf seinem Handy hat, trägt dazu bei, dass diese Karte im Hintergrund automatisch gefüllt wird. „Und das kann in dieser Form und in dieser Qualität niemand“, ist Wolfsberger überzeugt.

Zu den Kunden von Indooors zählen die Art Basel oder auch der Flughafen San Francisco. Letztgenannter ist besonders interessant, da die Indoors-Technologie dort Blinden und Sehbehinderten beim Navigieren durch den Flughafen hilft. Wobei es für Blinde und Sehbehinderte nicht nur relevant sei von A nach B zu kommen, erklärt Wolfsberger, das sei ja bisher auch mit dem Stock oder Blindenhund möglich gewesen, sondern zusätzlich darum gehe, dass der Sehbehinderte jetzt dank Sprachausgabe genau weiß, was sich um ihn befindet.

Bei der CA Start-Ups Challenge die vorderen Plätze belegt zu haben, empfanden beide Unternehmen als sehr hilfreich.  Einerseits schätzt Wolsfsberger insbesondere den Distributionsmultiplikatonsfaktor, andererseits briächten die Software-Tools von CA eine enorme Zeitersparnis und zudem sei das Unternehmen eine enorme Hilfe bei der Suche nach geeigneten Partner gewesen, zeigt sich Kirchmayr begeistert.


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