Intel kann nicht nur von der Erholung auf dem Chipmarkt profitieren, wachsende Geschäfte sind auch mit mobilen Devices zu erwarten. In vertikalen Märkten wie Energie, Industrie oder Smart Home sieht das Unternehmen ebenfalls enormes Potential. [...]
Der Chiphersteller Intel hat in den letzten Jahren seine Geschäftsfelder stark erweitert und sich darüber hinaus als Lösungsanbieter für Branchen wie Industrieautomation und Energietechnik etabliert. Die COMPUTERWELT hat Christian Lamprechter, Country Manager Deutschland und Österreich bei Intel, im Rahmen der CeBIT, wo der Konzern das Thema Energie in den Mittelpunkt gestellt hat, zum Interview getroffen. Das komplette Interview finden Sie unter www.itwelt.at.
Warum hat Intel auf der CeBIT den Energiesektor in den Fokus gestellt?
Christian Lamprechter: Wir wollen zeigen, was man mit Intel-Architektur alles erreichen kann. Der Energiesektor bietet sich an, weil man exemplarisch etwas von der Sensorik, die an dieser Wertschöpfungskette hängt, sei es im Eigenheim, in den Smart Grids, an den Verteilerstationen oder dahinter im Datencenter bis hin zur Big-Data-Analyse, zeigen kann. All das ist essentiell in einer Industrie, die sich in einer Transformation befindet – Echtzeitanalyse und Echtzeitentscheidungsfindung gepaart mit End-to-End-Security. Die Entscheidung der deutschen Bundesregierung, aus dem Atomstrom auszusteigen, hat viele Fragen aufgeworfen. Was macht man mit einem Stromnetz, das nicht mehr das jüngste ist? Die einzige Möglichkeit, diese Transformation zu bewerkstelligen, also Intelligenz in die Netze zu bringen, ist die Informationstechnologie. Wenn alternative Energien, z.B. aus dem Haushalt, ins Netz eingespeist werden, ist der Verteiler nicht in der Lage, diese zusätzliche Stromspitze zu verarbeiten. Das erfordert Big Data, Echtzeitanalyse und höchstmögliche Sicherheit. Wir reden hier vom Austausch von Daten der Haushalte mit der Verteilerstation und die gehen dann in das Datencenter der Energieerzeuger.
Wird es eine Energielösung von Intel geben?
Nein. Wir bieten Komponenten wie das Smart Home Gateway. Das bringt die notwendige Intelligenz mit intelbasierenden Produkten in die Verteilerstationen, um Echtzeitanalysen zu fahren, und das mit den Sicherheitskomponenten von McAfee (Intel hat den Securityspezialisten McAfee 2010 gekauft, Anm.). Und damit sind wir in unseren Kernthemen wie Anbindung an die Cloud, Anbindung an das Datacenter, Big Data und Storage. Wir können zum Partner sagen: Wir haben die Komponenten, lass uns die Lösung so bauen, wie du es brauchst. Und da wir von einer Industrie reden, die sich in einer Transformation befindet, wissen die ja noch gar nicht, wie eine Standardlösung aussehen kann. Deswegen erarbeiten wir das zusammen und sind auch in der EEBus-Initiative engagiert, die sich der Standardisierung widmet.
Diese riesigen Datenmengen werfen wieder die Security-Frage auf.
Definitiv. Da ist einmal das traditionelle Umfeld mit den PC, Notebooks, Tablets und Smartphones und zum anderen die extrem explodierende Anzahl von M2M-Kommunikation, dem Internet der Dinge. Da gibt es überall offene Kanäle und dem müssen wir uns stellen. Wie können wir Risiken eliminieren, wie können wir von Reaktion auf Prävention umschalten? Das zweite ist Transparenz. Wir müssen wieder Vertrauen gewinnen. Der Endanwender hat zurecht die eine oder andere Unsicherheit nach dem, was in den letzten Monaten passiert ist, und er muss die ultimative Entscheidung haben, was geteilt wird und was nicht. Auch da müssen wir Standards setzen. Wir könne ja nicht das Rad zurückdrehen und sagen: Es gibt kein Internet mehr.
Wie geht Intel an das Thema Sicherheit heran?
Security ist seit vier Jahren, also seit der Akquisition von McAfee, eine der strategischen Säulen bei Intel. Aber die absolute Sicherheit gibt es heute nicht. Wir bauen unsere Lösungen so, dass wir zumindest die Wahrscheinlichkeit extrem minimieren, dass Hackerattacken stattfinden können bzw. sich ausbreiten können. Die Gefahren für die Zwischenschicht zwischen dem CPU und der BIOS Firmware, wo ja die meisten Angriffe stattfinden, eliminieren wir, indem wir darunter eine Sicherheitsschicht einbauen. Da kommen jetzt die ersten Lösungen in den Markt, die wir zeigen können. Wir reden da von Mechanismen, die im Silizium verankert sind. Die können nicht aufgebrochen werden. Aber das ist der Wissensstand heute, wer weiß, was wir in drei Monaten herausfinden. Die Energie von Leuten, die Systeme zu hacken oder mit neuartigen Viren zu infizieren, ist ja unendlich.
All diese Lösungen benötigen Breitband. Wie beurteilen Sie den Fortschritt bei diesem Thema?
Ich glaube, das ist in Deutschland und in Österreich ähnlich: Wir malen uns ein Bild, das der Wahrheit nicht standhält. Ich glaube nicht, dass wir Breitband mit der richtigen Ernsthaftigkeit verfolgen. Da wird immer davon gesprochen, dass wir den nächsten Facebook- oder den nächsten Google-Gründer bringen müssen. Ich glaube, dass wir gar nicht danach suchen sollen, sondern wir müssen die Infrastruktur zur Verfügung stellen, dass da, wo Ideen entstehen, auf eine leistungsfähige Infrastruktur zugegriffen werden kann. Ich habe die Sorge, dass wir uns in einem Schattenboxkampf befinden. Argumente findet man immer, Regulierung, Deregulierung und so weiter. Man muss sich an einen Tisch setzen und ein Businessmodell definieren, das Investitionen anlockt. Länder wie Deutschland und Österreich können es sich leisten, in die Zukunft zu investieren. Länder, die schlechter dastehen, haben den Investitionszwang erkannt, um wettbewerbsfähig zu sein. Wir ruhen uns da auf einem Ast aus, der unter Umständen nicht tragfähig ist.
Das Gespräch führte Christof Baumgartner.
Christian Lamprechter
Christian Lamprechter ist seit September 2011 Country Manager Deutschland und Österreich bei Intel. In dieser Rolle verantwortet er alle Marketing- und Vertriebsaktivitäten. Davor war Lamprechter Regional Business Manager Major Accounts & New Business und in dieser Funktion für das Neu- und Großkundengeschäft von Intel in der Region Zentraleuropa zuständig.
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