Intelligente Energienutzung

Mit dem "SmartEST Forschungslabor" setzt das AIT einen wichtigen Schritt zur Smart-Grid-Forschung. Es soll Österreich zum Vorreiter in diesem Forschungsbereich machen. [...]

Der Klimawandel, die Liberalisierung der Energiemärkte und der Ausstieg aus der Atomenergie in einigen Ländern machen einen tiefgreifenden Umbau der Elektrizitätsinfrastruktur erforderlich. In den kommenden Jahren werden immer mehr dezentrale Erzeuger wie Photovoltaik-Anlagen, Windkraftwerke oder Biomasseanlagen erneuerbare Energie ins Stromnetz einspeisen. Diese liefern ihre Energie unregelmäßig und nicht unbedingt dann, wenn sie am meisten gebraucht wird. Daher müssen die bestehenden Stromnetze für diese Veränderungen nachgerüstet werden. Österreich hat bereits vor mehr als zehn Jahren begonnen, intensiv im Bereich der Smart Grids zu forschen.

Das Austrian Institute of Technology in Wien (AIT), als größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung, hat sich im Bereich der Stromnetze von morgen auf europäischer Ebene etabliert. Jetzt wurde am AIT ein Smart-Grid-Labor eröffnet, in dem die Netztechnologien der Zukunft getestet werden. Mit dem neuen „Smart­EST Labor“ (Smart Electricity Systems and Technologies) haben die Wissenschafter nun eine europaweit einzigartige Forschungseinrichtung zur Verfügung, um die verschiedenen Komponenten erneuerbarer Energie in Echtzeit für den realen Stromnetz-Betrieb zu untersuchen. Mit der Konzeption des Labors des AIT wurde bereits im Jahr 2007 begonnen. Mit der Unterstützung des Klima- und Energiefonds, die zu den Eigenmitteln des AIT vier Millionen Euro beisteuerten, kann das Labor nun an den Start gehen und wurde von Bundesministerin Doris Bures per ­Videobotschaft feierlich eröffnet. Die ­Gesamtkosten für das Labor belaufen sich auf rund acht Millionen Euro.

STÄRKUNG DER HEIMISCHEN INDUSTRIE
„Unser vorrangiges Ziel ist es, die Energieinfrastruktur für die künftigen Herausforderungen zu rüsten und die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Industrie auf dem zukunftsträchtigen Markt der Smart Grids zu stärken“, so Brigitte Bach, Head of AIT Energy Department.
Das AIT bietet mit dem neuen Labor sowohl Herstellern von Technologiekomponenten (z.B. Wechselrichtern) als auch Netzbetreibern die Möglichkeit, die Wechselwirkungen zwischen Anlagen und übergeordneten Netzebenen zu analysieren und ihre Produkte und Konzepte fit für die Zukunft zu machen. „Der Totalumbau des Energiesystems stellt die Netzbetreiber vor neue Herausforderungen. Es geht uns um die Integration erneuerbarer Energien und um die Herausforderung den Strombezug ohne Komfortverlust für unsere Kunden zu steuern“, so Michael Strebl, Geschäftsführer Salzburg Netz. Wolfgang Hesoun, Generaldirektor von Siemens Österreich, ergänzt: „Das Labor ist ein Novum. Es gibt uns die Möglichkeit als langjährigem Partner des AIT unsere Smart-Grid-Lösungen in dieser neuen Forschungsumgebung weiterzuentwickeln. Denn in den nächsten Jahrzehnten wird die Einführung von Smart Grids sowie die Interaktion der Netze mit intelligenten Gebäuden als Energieerzeuger, Speicher und Verbraucher die größte Herausforderung für die Energiebranche und Gebäudebetreiber sein.“

In der nach wie vor jungen und von Veränderung geprägten Branche der erneuerbaren Energien braucht es exzellente Forschungsinfrastruktur, um sich mit den großen Energiefragen auch außerhalb der Marktentwicklung auseinanderzusetzen. Das AIT spielt damit laut Bach in der europäischen Liga mit. Der Einsatz neuartiger Technologien ist der Schlüssel zur Energiewende. Innovation gilt daher als zentraler Lösungsansatz für die Erreichung der nationalen und globalen Klimaziele. „Die Unterstützung des SmartEST-Labors durch den Klima- und Energiefonds ist ein Vorzeigebeispiel für einen effektiven und effizienten Fördermittel-Einsatz. Wir schaffen damit eine Win-Win-Situation, bei der sowohl die Forschung als auch die Anwender-Industrie profitieren“, so Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds.

Laut Plan soll Salzburg Ende des Jahrzehnts als erste heimische Region und eventuell sogar der EU flächendeckend auf digitalen Stromnetz-Betrieb umgerüstet sein. Das sieht den Tausch von bis zu einer halben Million Zählern vor. Für ganz Österreich käme die Ausstattung mit beinahe sechs Millionen Smart-Meter-Geräten auf bis zu 2,5 Milliarden Euro, je nachdem, was die Zähler im Detail alles können. Immer wieder melden Datenschützer Bedenken wegen allzu intelligenter Stromzähler an, die Privatsphäre der Endverbraucher müsse ausreichend geschützt sein. (cb)


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