Internet-Identitäten

Prominente Diskussionsrunde zur Rolle des Internet in Wien. [...]

Nichts weniger als die Frage, wie das Internet unser Denken beeinflusst, stand auf dem Programm des elften Futuretalks der Telekom Austria. Generaldirektor Hannes Ametsreiter lud dazu hochkarätige Denker zu sich auf das Podium um dieses Thema zu diskutieren. Geladen waren Google-Ideas-Director Jared Cohen, Eli Pariser, Autor von „The Filter Bubble“, und der slowenische Philosoph Slavoj Žižek. Der Titel der Veranstaltung, zu der schon Al Gore, Internet-Erfinder Sir Tim Berners-Lee und Apple-Mitbegründer Steve Wozniak zu Gast waren, lautete heuer „Me Myself And I. How does the Internet shape our thinking?“

In seinem Eröffnungsstatement wies Cohen darauf hin, dass es mittlerweile deutlich mehr digitale Identitäten als Menschen gibt. Internet-User registrieren sich auf unterschiedlichen Plattformen und legen damit auch den Grundstein für ein weiteres Ich oder auch mehrere Identitäten. Daher sei es die wichtigste Aufgabe, die Internetkompetenz zu fördern. Eltern müssten mit ihren Kindern darüber sprechen, noch bevor sie mit ihnen über Safer Sex reden.

Žižek beschrieb das Internet als das meist zensurierte Medium. Die Algorithmen von Google, Facebook und Co. würden dabei die klassischen Medien als Gatekeeper zunehmend ablösen. Dabei werde es immer schwieriger, zu erkennen, welche Dinge vorenthalten werden oder „zu wissen, was wir nicht wissen“. Außerdem vertrat er die Meinung, dass Menschen in ihren digitalen Handlungen eher das ausleben, was sie sind, da hier Schranken und Konventionen wegfallen, die in der realen Welt gelten. Die digitale Sphäre fördere so die narzisstischen Neigungen der Menschen. Das mache sich mehr und mehr auch in der realen Welt bemerkbar. Er sprach von einem Verschwinden der Öffentlichkeit. (cb/pi)


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