Der Wechsel an der weltweiten Konzernspitze vor eineinhalb Jahren ist auch an HP Österreich nicht spurlos vorbeigegangen. Während viele Produktgruppen neu ausgerichtet wurden, leidet HP wie alle anderen Hersteller am schwächelnden PC-Geschäft. [...]
Michaela Novak-Chaid verantwortet seit Mitte 2012 die PPS-Sparte von HP Österreich und ist damit für das Geschäft mit Druckern, Monitoren, allen Arten von Personal Computern von Workstations bis hin zu Tablets, sowie Retail Solutions zuständig. Im Interview mit der COMPUTERWELT spricht sie über die Performance von HP in Österreich, zukünftige Trends am Druckermarkt und das weltweit immer stärker schwächelnde PC-Geschäft.
CW: Was hat sich seit dem Amtsantritt von Meg Whitman an der Spitz des Konzerns verändert?
Michaela Novak-Chaid Das Schlagwort bei HP seit dem Wechsel an der Konzernspitze heißt Innovation. Wir haben etwa die internen Produktgruppen im Konzern geändert. Die von mir in Österreich geleitete PPS-Sparte ist etwa eine Zusammenführung der Druckersparte mit der Sparte für Personal Systems. Die Idee dahinter war, Kosten einzusparen und die Einsparungen in Forschung und Entwicklung zu investieren. Allein in die PPS-Sparte wird pro Jahr international eine Milliarde Dollar in Innovation und neue Produkte investiert.
Wie ist HP in Österreich positioniert?
Wir sind sehr gut positioniert. Wir sind sowohl im Druckerbereich als auch im PC-Bereich Marktführer in Österreich und haben in den vergangenen zwölf Monaten sehr viele neue Produkte auf den Markt gebracht wie etwa ein Tablet, das für den B2B-Bereich konzipiert wurde, das Elite Pad 900. Im Druckerbereich fällt mir die Officejet X-Serie ein, eine totale Innovation für das Büroumfeld, wo wir jetzt auch verstärkt auf Tinte setzen. Traditionell verbindet man mit Office immer den Laserdruck, wir glauben jedoch, dass es sehr effizient ist, Tinte ins Büro zu bringen. Diese Technik hat den Vorteil, dass sie um rund 50 Prozent günstiger ist als vergleichbare Lasergeräte. HP hat hier auch schon seit 25 Jahren ein sehr großes Know-how aufgebaut und seit damals mehr als 600 Millionen Drucker in den Verkehr gebracht. Wir haben in diesem Segment einen Marktanteil von über 50 Prozent.
Wird sich Tinte im Büro mittel- bis langfristig durchsetzen?
Davon sind wir überzeugt. Der Druck ist schneller und auch die Kosten bei Anschaffung aber auch im Betrieb sind deutlich günstiger.
Lässt sich das mit den Managed Print Services (MPS) vereinbaren, die in den Unternehmen immer beliebter werden?
Auch wir beobachten eine steigende Nachfrage. Diese Services werden von uns vor allem über unser großes Partnernetzwerk angeboten. Das wird auch sehr gut angenommen. Bei heterogenen Druckerlandschaften können sofort 40 Prozent der Kosten eingespart werden. In großen Unternehmen wird das sehr stark angenommen. Tinte ist in diesem Bereich noch relativ neu, da wir aber die breiteste Produktpalette am Markt haben, werden wir bei MPS Geräte mit Tinte ebenso wie Geräte mit Laser anbieten. Wir wollen eine ideale Kombination. Wir setzen weder komplett auf dezentrales noch auf zentrales Drucken. Wir nennen das Managed Deployment, also eine Ausbalancierung. Eine Abteilung für Gehaltsverrechnung benötigt tatsächlich in der Kleingruppe einen Drucker, für eine größere Sales-Abteilung genügt zumeist ein zentralisierter Drucker-Corner. Wir haben für jede Anwendung das richtige Gerät und können unsere Lösungen daher maßgeschneidert anbieten. Es wird aber immer mehr Geräte auch im MPS-Umfeld mit Tinte geben, das gilt auch für den A3-Bereich.
Gibt es im Druckerbereich Trends, die sich in naher Zukunft am Massenmarkt durchsetzen könnten?
Der kabellose Druck ist sicher ein großer Trend, den wir mit unseren E-Print-Produkten im Grunde begründet haben. Das geht Hand in Hand mit dem weiter ansteigenden Trend zu Mobilität. Mittlerweile ist 90 Prozent unseres Portfolios E-Print fähig, das ist für uns also schon ein Standard. Auch bei Airprint von Apple waren wir die ersten Anbieter.
Gibt es so eine große Nachfrage, was mobiles Drucken betrifft?
Wir sehen auf jeden Fall einen großen Bedarf in diesem Bereich auch im Unternehmensumfeld. Daher haben wir mit E-Print Enterprise eine eigene Lösung für Unternehmenskunden auf den Markt gebracht, die gut angenommen wird.
Wie sieht es im zuletzt schwächelnden PC-Bereich in Österreich aus?
Auch hier sind wir sehr zufrieden. Jeder dritte bis vierte PC, der in Österreich verkauft wird, ist von HP. Das inkludiert PC und Notebooks. Das ist mehr als der zweitbeste und drittbeste heimische Anbieter zusammen verkaufen. Unsere Stärke liegt ganz klar im B2B-Bereich, wo wir einen Marktanteil von über 40 Prozent haben.
Der Markt bricht aber weltweit auf Kosten der Tablets ziemlich ein.
Wir sehen natürlich diese Verschiebungen am Markt und beobachten die Entwicklung sehr genau. Wir haben inzwischen schon einige Tablets auf den Markt gebracht, die unser Portfolio ergänzen sollen. Wir setzen auch sehr stark auf eine Multi-Plattform-Strategie mit Multifunktionalität, Multiformfaktoren und Multichipsets.Die Verbindung quer durch die Betriebssysteme herstellen zu können und das breiteste Sortiment am Markt anzubieten, ist hier unsere Strategie.
Ist der klassische PC-Markt mit Standgeräten überhaupt noch zu retten?
Das ist eine Definitionssache. Den Tablet-Boom hat im Grunde so gut wie jeder Hersteller unterschätzt, gleichzeitig zeigt sich ja auch, dass man mit einem Tablet allein auch kein Auslangen findet. Daher setzen wir auch sehr stark auf Hybridgeräte, die Nachfrage hier wird sich noch mehr als verdoppeln. Gerade das Notebook ist aber im Businesssegment nach wie vor ein essentielles Arbeitsgerät. Tablets haben aber sicher eine längere Lebensdauer und auch Berechtigung am Markt als etwa die Netbooks. Der entscheidende Punkt in Zukunft wird aber Konnektivität sein.
Wie kann bei Tablets die Vorherrschaft von Apple und Samsung gebrochen werden?
Im Businessumfeld sieht die Welt ganz anders aus und hier wollen wir sehr stark präsent sein. Auch die Hybridgeräte sind hier eine gute Antwort.
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