Atos ist ein führender Anbieter im Bereich Digital Business mit einem pro forma Jahresumsatz für 2014 von rund 11 Milliarden Euro und 93.000 Mitarbeitern in 72 Ländern. [...]
Johann Martin Schachner, Country Manager Atos Österreich: „Versuchen, mit Lehrlingsoffensive dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.“
Was sind aus Ihrer Sicht die Stärken des IKT-Standortes Wien?
Johann Martin Schachner: Wien ist schon seit vielen Jahren Österreichs Forschungs- und Technologie-Hotspot Nummer Eins. Vor allem in Schwerpunktbereichen wie IT, Energie oder Umwelt wird von den Unternehmen selbst, aber auch vonseiten der öffentlichen Hand verstärkt investiert. Laut offizieller Stellen arbeitet bereits jeder zehnte berufstätige Wiener im IKT-Bereich. Somit gehört Wien zu den Top-5-IKT-Standorten in ganz Europa. Mit bis zu 17 Milliarden Euro Umsatz im Jahr erwirtschaftet die Branche schon jetzt fünfmal mehr Umsatz als beispielsweise der Tourismus. Das stärkt einerseits den Standort Wien selbst und macht die Stadt andererseits auch zur wichtigsten Drehscheibe nach Zentral- und Osteuropa.
Wo gibt es Aufholbedarf?
Es fällt auf, dass der allgemeinen Öffentlichkeit die immense Bedeutung der IKT als treibender Wirtschafts- und Innovationsmotor noch nicht wirklich bewusst ist. In diesem Bereich besteht auf jeden Fall Aufholbedarf durch die öffentliche Hand. Aufholbedarf orten wir aber auch im Bereich der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in dieser schnell wachsenden und sich ständig verändernden Branche. Durch neue Trends wie etwa Cloud und Big Data werden in den kommenden Jahren zunehmend spezialisierte Fachkräfte benötigt, die dahingehend hervorragend ausgebildet sein müssen, um im Unternehmen selbst, aber auch auf dem Arbeitsmarkt den Wissensanschluss nicht zu verlieren. Hier ist es notwendig, dass lokale Aus- und Weiterbildungsstätten laufend ihre Ausbildungsinhalte und Lehrpläne entsprechend solcher IT-Innovationen anpassen und adaptieren – im Idealfall auch in Abstimmung mit heimischen Unternehmen.
Wie war das abgelaufene Geschäftsjahr für Ihr Unternehmen und was haben Sie für Erwartungen für das aktuelle Geschäftsjahr?
Wir sind mit dem vergangenen Geschäftsjahr durchaus zufrieden und möchten im Jahr 2015 unsere bestehenden Kundenbeziehungen ausbauen sowie weitere für das Atos-Portfolio interessante Geschäftsfelder akquirieren.
Wie beurteilen Sie den Mangel an IT-Fachkräften in Wien, und wie wirkt er sich auf Ihr Geschäft aus?
Die Branche hat generell mit einem Mangel an heimischen Fachkräften zu kämpfen. Obwohl die IT eine der wichtigsten Wertschöpfungsbranchen Österreichs ist, wird diese Tatsache im Markt nur wenig wahrgenommen. Mit einer großangelegten Lehrlingsoffensive versuchen wir bei Atos deshalb schon länger, dem herrschenden Fachkräftemangel aktiv entgegenzuwirken. Andererseits setzen wir durch die Lehrlingsausbildung auch neue Impulse am heimischen Markt und übernehmen Verantwortung für junge Mitarbeiter und deren qualitativ hochwertige Ausbildung. Gleichzeitig sind wir seit vergangenem Jahr auch Partner des gemeinnützigen Vereins „Jugend am Werk“. Hier setzen wir unterschiedliche, über das Jahr verteilte Aktionen, wie etwa ein Besuch im Atos-Rechenzentrum in Wien oder Workshops zum Thema Sicherheit im Internet. Damit wollen wir in jungen, interessierten Menschen, denen unter anderen Umständen kein Blick hinter die Branchenkulissen gewährt werden würde, die Begeisterung für IT-Berufe wecken. Darüber hinaus investieren wir auch in Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen unserer Mitarbeiter. Hierfür haben wir unternehmensintern die Atos Academy ins Leben gerufen. Ebenso ist auch der Gesetzgeber gefordert, entsprechende Schritte einzuleiten, um bereits bei Kindern und Jugendlichen mehr Begeisterung für technische Berufe und Ausbildungs- und Studienfächer zu wecken. Eine Verschärfung der derzeitigen Situation würde zu einer Wachstumsblockierung der Unternehmen sowie einer Überlastung bestehender Mitarbeiter führen.
Für welche Lösungen erwarten Sie heuer eine verstärkte Kundennachfrage?
Verstärkte Kundennachfragen erwarten wir rund um die Trends Cloud, d. h. Canopy, SAP S/4HANA, Big Data und IT-Security. Aber auch IT-Outsourcing ist weiterhin ein starkes Thema, ebenso wie ganzheitliche IT-Lösungen. Aufgrund der gestiegenen Komplexität von IT-Infrastrukturen benötigen Unternehmen einen IT-Partner, der nicht nur sämtliche Lösungen aus einer Hand offeriert, sondern sie auch mit entsprechendem Know-how entlang der gesamten Wertschöpfungskette begleitet.
Was war Ihr Vorzeigeprojekt in den letzten zwölf Monaten?
Wir haben im letzten Jahr zahlreiche innovative Projekte für unsere Kunden realisiert. Dazu gehören beispielsweise die Live-Voting-App für die diesjährige webAD-Gala sowie das neue Kernbankensystem, das wir für die Western Union International Bank umgesetzt haben. Hier aber ein einzelnes Projekt hervorzuheben, wäre aus unserer Sicht nicht richtig, weil es nicht die gesamte Bandbreite unserer Leistungen sowie unserer Kunden und ihrer Projekte widerspiegeln kann. Worauf wir aber besonders viel Wert legen, ist, dass wir weiter in den Standort Wien investieren. So haben wir dieses Jahr mit der Eröffnung des modernen Hochsicherheits-Rechenzentrums Atos Data Center South einen wichtigen Rechenzentrum-Standort für Österreich sowie Zentral- und Osteuropa geschaffen.
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