IoT-Betrieb: Jetzt geht der Spaß los!

Wann scheitern Social Media Kampagnen? In der Vorbereitungs- und Startphase? Eher nicht. Oft heißt es »wir müssen hier und dort präsent sein«. Facebook und Google+ Seiten werden eingerichtet, es soll getwittert und Instagram mit schönen Fotos versorgt werden. [...]

Diese Social Media Auftritte erstmalig einzurichten gelingt meist. Häufig scheitern die Kampagnen aber dann im laufenden Betrieb, weil Ressourcen für den laufenden Content, Aktualisierungen und die Kommunikation mit den Usern fehlen.
Mit IoT Initiativen verhält es sich ähnlich. Sind smarte Produkte einmal im Einsatz, dann verlangen diese einiges an Maintenance ab. Dieser Aufwand ist nicht zu unterschätzen, denn der laufende IoT-Betrieb spielt sich auf drei Ebenen ab:

  • Operativer IT Betrieb: Hierbei geht es um die Aufrechterhaltung und Skalierung der Infrastruktur ebenso wie um die Wartung der Basis-Software inkl. der erforderlichen Lieferantensteuerung. Zu berücksichtigende Themen ua. sind Server, Datenbanken, Connectivity, Betriebssystem-Updates, Change Requests, Releasemanagement, 2nd Level Support, Security, Einhaltung vorgegebener Standards wie ITIL oder COBIT, etc.
  • IoT Business Betrieb: Dieser sichert den Betrieb der Business Applikation und der unterstützten Prozesse. Und das kann bedeuten, dass ein völlig neuer Kundenkreis hinzukommt, der zu betreuen ist: Nämlich die Anwender der smarten Geräte. Das ist insbesondere dann eine große Herausforderung für ein Unternehmen, wenn die Servicierung dieser Endkunden bislang durch Partner erfolgte. So wird ein Hersteller von Heizsystemen beispielsweise, deren Vertrieb, Installation und Wartung bislang ausschließlich über Installateure lief, umdenken müssen. Denn die Installateure werden sich in der Regel nicht um branchenfremde Fragen der Endkunden kümmern wie bei der WLAN-Integration, Connectivity-Problemen, vergessenen Passwörtern oder einer störrischen App. Es bedarf demnach eines First-Level-Supports und eines Ticketingsystems inkl. Problemklassifizierung. Auch für Unternehmen die IoT dazu nutzen ein Ecosystem aufzubauen und gemeinsam mit Partnern neue Dienstleistungen entwickeln, müssen einen professionellen IoT Business Betrieb sicherstellen: So wie das beispielsweise CARMUNICATION, eine europaweite Plattform für Mobilitätsservices, macht. An der technischen Realisierung ist ATLAS maßgeblich beteiligt. ATLAS Co-Founder und zugleich CARMUNICATION Co-Founder Gert Keuschnigg weiß, dass der IoT Business Betrieb hier in Hohem Maße den Business Prozessen selbst gilt: „Vereinsmitglieder werden dabei unterstützt, maximal von der Mitgliedschaft in diesem Ecosystem zu profitieren. Das reicht von der Anbindung an die IoT-Plattform über die optimale Nutzung gewonnener Daten für die Kundenbetreuung bis hin zum Aufbau von Mehrwertprozessen gemeinsam mit Versicherungen oder Autofahrerclubs.“
  • Datenanalyse und Vorhersagen: IoT schafft Daten heran. Wettbewerbsvorteile hat, wer fortgeschrittene Datenanalysen (Advanced Analytics) einsetzt und damit neue Information gewinnt, Muster erkennt und Vorhersagen inklusive zugehöriger Wahrscheinlichkeiten berechnet. Konkret kann das gewonnene Wissen zB. eingesetzt werden für Erfolgs- und Bedarfsprognosen, die Vermeidung dass Kunden abspringen, der Vorhersage von Maschinenausfall oder notwendiger Wartung, etc. „Um aus dem IoT-Betrieb maximalen Nutzen zu ziehen, bedarf es Data Scientists mit umfassenden Statistikkenntnissen“, sagt Michael Leitner, ATLAS CTO und Experte für Big Data sowie Datenanalyse. „Nur dann können Korrelationen getestet, interpretiert und belastbare Vorhersagemodelle entwickelt werden.“

    Es ist offensichtlich, dass diese Aufgaben des IoT-Betriebs nicht einfach mal so nebenbei aus dem Ärmel geschüttelt werden können. IoT wird damit nicht nur Produkte und die Welt der Kunden verändern. Gerade die IT-Abteilungen jener Unternehmen, die smarte Produkte entwickeln und/ oder einsetzen, werden einen starken Wandel vorantreiben müssen:

  • Skalieren und Kapazitäten schaffen: Man denke an eine IT-Abteilung die sich bislang um beispielsweise 1.000 PCs, Notebooks und Smartphones kümmern musste. Wenn einmal tausende Sensoren in der Produktion und hunderttausende smarte Endprodukte im Einsatz sind, dann werden gewohnte Prozesse und Methoden in die Sackgasse führen. Alleine das Management der zunehmenden IP-Adressen und des ansteigenden Datenvolumens ist eine Herausforderung.
  • Das Business fordern und fördern: Business und IT werden eng zusammenarbeiten müssen, um Mehrwert aus IoT zu generieren. Verfügbarkeit von IT wird als selbstverständlich angenommen. Nun geht es um die Frage, was die vernetzten Geräte wann und wie tun sollen, um Kunden zu binden, die eigene Produktion zu optimieren oder neue Geschäftsmodelle umzusetzen.
  • Daten analysieren: Bei Big Data fängt es erst an. Themen wie Advanced Analytics oder Data Forensics haben neue Jobdescriptions geschaffen und verlangen nach entsprechendem Expertenwissen. Schafft es die IT das diesbezügliche Wissen und die Experten in der eigenen Abteilung aufzubauen, wird sie ihre Rolle merkbar stärken. Kommen künftige Datascientists hingegen ausschließlich in den Fachabteilungen unter, wird die IT-Abteilung mehr noch als bislang zum Commodity-Lieferanten.
  • Noch mehr Security: Tausende vernetzte Sensoren und Devices, cloud basierte IoT-Plattformen die von Dritten betrieben werden und möglichst flexible Connectivity. Wenn IT-Security-Verantwortliche schlecht schlafen, so ist das nur allzu verständlich. Technische wie rechtliche Absicherung, laufendes Monitoring, Tests werden zusätzliche Ansprüche an jede IT-Abteilung stellen.
  • Automatisierung steigern: All diese teils neuen, teils erweiterten Aufgaben wird das bestehende Team nur schwer bewerkstelligen. Einerseits weil für einige Themen das Wissen erst aufzubauen ist, andererseits zu wenige Leute dafür vorhanden sind. Daher wird der Trend zur IT-Automation zunehmen, um so viel wie möglich im Tagesgeschäft mit geringstem Aufwand abzuwickeln und sich damit Zeit für die neuen Aufgaben zu schaffen.

IoT-Betrieb bedeutet also weit mehr als die bloße Verwaltung von Devices. Kunden sind umfassend zu betreuen und aus gewonnenen Daten sind Handlungen abzuleiten. Wer das nicht einplant, riskiert das Scheitern jeder IoT-Initiative.

*Oliver Loisel ist Co-Gründer der ATLAS Group (www.atlastech.de) und begleitet Unternehmen bei der Gestaltung und Umsetzung von IoT-Strategien und Use Cases. Dieser Beitrag ist der siebente Teil einer achtteiligen Serie zum Thema „IoT – Strategie und Roadmap“, die Oliver Loisel exklusiv für die COMPUTERWELT verfasst.


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