IoT betritt die Welt des digitalen Arbeitsplatzes der Zukunft. COMPUTERWELT sprach mit Franz Lohynski, Manager Business Unit Storage & Networking bei Arrow ECS, und Nahed Hatahet, CEO von HATAHET productivity solutions. [...]
Arrow ECS ist vor allem als IT-Security-Distributor bekannt. Welche Verbindung haben Sie zum Thema IoT?
Franz Lohynski Neben dem Security-Thema, das ein großer Schwerpunkt ist, bedienen wir die gesamte IoT-Bandbreite, beginnend beim Sensor, dem Produktdesign, dem Manufacturing, Datenmanagement, Datenanalyse bis hin zum Ende des Lifecycles wie Wiederverwertung und Rückgewinnung von Rohstoffen – daher unser Slogan: »Solutions from Sensor to Sunset«. Mit unserem Knowhow, das wir über viele Jahre aufgebaut haben, können wir unsere Partner daher in allen Bereichen unterstützen.
Welche Möglichkeiten bietet IoT beim Thema digitaler Arbeitsplatz?
Lohynski Die Themen, die wir am Markt in diesem Zusammenhang wahrnehmen, sind zum Beispiel Umweltdaten wie Temperatur, Feuchtigkeit und Vitaldaten – und das in Verbindung mit Produktions- und Businessdaten in Echtzeit.
Nahed Hatahet Bei den Vitaldaten sehen wir das große Thema Gesundheit, wo wir bereits mit dem Pilotprojekt MeinGym zusammenarbeiten. Unsere Vision ist, dass die Arrow ECS die Komponententeile liefert und wir auf Basis von Machine-Learning-Optimierungen am Arbeitsplatz der Zukunft vornehmen können. Beispiel Work-Life-Balance: Das System weiß anhand der Vitaldaten unter anderem, wie viele Schritte gemacht wurden. Ein Wasserglas könnte eine elektronische Komponente haben, um festzustellen, ob es geleert wurde oder nicht und dem Mitarbeiter entsprechende Empfehlungen geben. Ziel des Arbeitsplatzes der Zukunft ist, für die Gesundheit der Mitarbeiter zu sorgen. Gesunde Mitarbeiter fühlen sich wohler und bieten ein größeres Potenzial für das Unternehmen.
Welche Art von Sensorik kommt da in Frage?
Lohynski Es gibt mittlerweile nichts, das man nicht messen könnte. Mit unseren rund 700 Herstellerkontakten in diesem Umfeld müssen wir die Lösungen nur bauen. Wir haben auch fertige Lösungen out-of-the-box, wo es zum Beispiel um Tracking geht und die Sensoren im Arbeitsgewand verarbeitet sind. Ein typisches Anwendungsbeispiel sind Service-Teams, die an abgelegenen Orten aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen immer zu zweit tätig sein müssen. Mit unserer Lösung kann ein Service-Mitarbeiter alleine unterwegs sein, da bei Anomalien oder einem Unfall die Rettungskräfte automatisiert verständigt werden. Das bringt den Unternehmen enorme Vorteile.
Wie groß ist derzeit die Nachfrage?
Lohynski In Endkundengesprächen in den letzten zwei Jahren hat sich gezeigt, dass das Interesse sehr hoch ist, vor allem in den Bereichen Industrie und Handel. Mein Eindruck ist, dass die klassischen IT-Unternehmen dem Markt hinterherhinken.
Hatahet Ich glaube, dass die Kunden beim digitalen Arbeitsplatz gar nicht so weit denken. Unser Job als Berater ist es, Awareness zu schaffen und die Möglichkeiten aufzuzeigen. Die meisten glauben, dass der Arbeitsplatz der Zukunft ein reines Technologiethema ist. Dabei hat Gartner bei seiner Partnerkonferenz darauf hingewiesen, dass der Arbeitsplatz mehr Menschlichkeit braucht. Havard meint, der IT fehle es an Geisteswissenschaften. Was mich freut: Wir kommunizieren das Thema Menschlichkeit in der IT seit mehreren Jahren. Jetzt bestätigen auch Gartner und große Universitäten, dass wir auf dem richtigen Weg sind. In Zukunft möchte ich einen Arbeitsplatz haben, der mich menschlich behandelt. Dazu gehört auch das Trendthema Gesundheit.
In welcher Form planen Sie die Zusammenarbeit zwischen Arrow ECS und HATAHET?
HATAHET Wir haben drei Formen der Zusammenarbeit: Eine Partnerschaft, die mit Verträgen besiegelt ist – ein System mit klaren Regeln, da in einem Ökosystem keine Konkurrenz entstehen soll. Diese Form hat den Nachteil, dass man lange über die Verträge diskutiert und damit riskiert, zu spät auf den Markt zu kommen. Dann gibt es lose Partnerschaften, um ein Thema am Markt zu pushen und Awareness zu schaffen. Die dritte Form passiert einfach. Franz Lohynski und ich kennen uns von früher und haben uns beim CIO Summit wiedergetroffen. Daraus ist sehr schnell eine Geschichte entstanden. Wir wollen gar nicht lange reden, sondern agieren.
Zielen Sie auf ein fertiges Produkt ab?
HATAHET Nein. Bei einer Waschmaschine ist es sonnenklar, was das Thema rund um Sensorik bedeutet. Beim digitalen Arbeitsplatz der Zukunft kann Sensorik kein fertiges Produkt sein, da den meisten noch nicht klar ist, was alles möglich ist. Es gibt viele Ideen, die noch nicht gedacht worden sind. Daher sehen wir uns als Enabler für die Innovationsabteilungen in Unternehmen. Wir sind gerade dabei, neue Kunden zu akquirieren und das Thema zu pushen. Für nächstes Jahr sind unter anderem Webinare geplant.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen zwei sehr unterschiedlichen Unternehmen?
HATAHET Ich denke ständig darüber nach, wie ich unser Ökosystem erweitern kann. Denn unsere Aufgabe ist es, unseren Kunden das beste Ökosystem für den digitalen Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen. Das gilt für IoT, Gesundheit, aber auch für IT-Storytelling, das ein riesengroßes Thema ist. Ich glaube, dass man mit eindimensionalen Themen heute nur mehr sehr schwer punkten kann. Wir sind richtig stolz darauf, dass wir uns beide gefunden haben. Wir sind ein Unternehmen mit 15 Mitarbeiter und dem richtigen Drive. Arrow ist ein Unternehmen mit mehr als 18.000 Mitarbeitern. Jeder schaut auf die Startup-Szene, weil die Kleinen etwas bewegen wollen. Wir, die Kleinen, sind die Gamechanger, weil wir die Gabe haben, schnell und reaktionsfreudig neue Themen aufzunehmen. Was uns verbindet, sind Leidenschaft und Ethik. Ich bin überzeugt, dass das Ökosystem die Grundlage für künftiges Business ist.
Lohynski Die Distribution funktioniert anders als vor zehn Jahren. Heute sage ich: Wir bringen das Geschäft zusammen. Das trifft es sehr gut. Wir haben in unserem Ökosystem unterschiedliche Partner, die es ermöglichen, gemeinsam eine Lösung zu finden.
Welche weiteren Pläne in Sachen IoT gibt bei Arrow ECS?
Lohynski Wir werden die angesprochenen Themen noch weiter verstärken, wie etwa Sensorik, Digitalisierung und Business-Transformation. Wir werden uns dahingehenden verändern, dass wir stärker als Komplettanbieter wahrgenommen werden. Das heißt, dass wir als Zulieferer auftreten – beginnend beim Sensor bis hin zu der Frage, wie die gesammelten Daten in ein System wie ERP kommen, um das Business der Kunden zu optimieren und transformieren. Wir sind in alle Richtungen offen, nicht nur gegenüber der Industrie und dem Anlagenbau. Damit transformiert sich auch die Partnerlandschaft. Früher war etwa ein Büromöbelhersteller ein Endkunde, heute könnte er ein Partner sein, der unsere Lösungen verbaut. Das Interesse des Marktes ist jedenfalls riesengroß.
Und wie sieht die Firma HATAHET ihren digitalen Arbeitsplatz der Zukunft in Verbindung mit IoT und AI?
HATAHET Ich bin überzeugt, dass AI noch in den Kinderschuhen steckt – Stichwort »dumme Bots«. Wir werden uns daher darum kümmern, wie sich ein Bot verhält, um vom User ernst genommen zu werden. Dazu gehören Themen wie Emotion, die Art der Kommunikation, aber auch ethische Fragen. Wir werden im Februar 2019 eine eigene Abteilung gründen, die HATAHET Artificial Intelligence – so der Arbeitstitel –, die sich diesen Fragen widmet. Eine Vision ist, dass wir Arbeitsplatz-Lösungen zu 80 Prozent standardisiert ausliefern, etwas, das schon heute passiert. Anhand der Daten, die etwa über ein IoT-System hereinkommen, und Machine Learning wird der digitale Arbeitsplatz der Zukunft die Mitarbeiter individualisiert mit Informationen versorgen. Damit können wir die Individualisierung unserer Lösungen bis hinunter zum einzelnen Arbeitsplatz gleichsam automatisieren. Ich finde es toll, dass wir mit der Arrow ECS einen führenden Partner in Österreich haben, an dem wir andocken können.
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