IoT ist in der Industrie angekommen

Das Internet der Dinge (IoT) ist laut den Erwartungen der IKT-Branche einer der größten Wachstumstrends der nächsten Jahre. Neue Studien zeigen, dass die Fertigungsindustrie hohe Erwartungen an IoT, aber auch schon Lösungen im Einsatz hat. [...]

Werkstücke, die scheinbar wie von Geisterhand über Förderbänder gesteuert werden, und Produktionsanlagen, die folgenden Arbeitsschritte mitteilen – spätestens seitdem Industrie 4.0 als der Zukunftstrend der Fertigungsindustrie ausgerufen wurde, hält das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) in immer mehr Produktionshallen Einzug. Hierbei werden Sensoren, Aktoren, Maschinen, Anlagen und Werkzeuge zu cyber-physikalischen Systemen, die in einem Internet-ähnlichen Netz miteinander kommunizieren. Damit ist das IoT nicht nur die technologische Basis für Industrie 4.0, sondern auch eine Revolution mit enormem Wertschöpfungspotenzial. Denn mithilfe selbststeuernder Produktionsabläufe können kürzere Produktzyklen und steigende Produktvarianten mit kleinen Losgrößen bis zum Unikat wirtschaftlich bewältigt werden.

Anwendungsgebiete gibt es zuhauf – sei es die vorausschauende Planung („Predictive Maintenance“), die Maschinen-Stillstandzeiten minimiert, oder die Just-in-Time/Just-in-Sequence-Produktion, bei der Zulieferer exakt die benötigte Anzahl an Komponenten bis ans Montageband liefern und so die Lagerhaltung und Kapitalbindung optimieren.

GEWALTIGE STEIGERUNG DER PRODUKTIVITÄT ERWARTET
Laut einer Studie, die das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO im Auftrag des Bitkom durchgeführt hat, sind durch Industrie 4.0 allein in sechs volkswirtschaftlich wichtigen Branchen bis zum Jahr 2025 Produktivitätssteigerungen in Höhe von insgesamt rund 78 Milliarden Euro möglich. Eine McKinsey-Studie beziffert das weltweite Wirtschaftspotenzial des IoT in der Produktion auf 3,7 Billionen Dollar (rund 3,2 Billionen Euro), vor allem durch höhere Produktivität, mehr Energieeffizienz und sicherere Arbeitsplätze. Dieses Potenzial hat laut dem deutschen ITK-Branchenverband Bitkom ein Großteil der Unternehmen bereits erkannt: Vier von zehn Unternehmen (44 Prozent) nutzen derzeit Industrie 4.0-Anwendungen.

Doch wie gelingt es Unternehmen, das IoT einzuführen und gewinnbringend zu nutzen? Die Software AG hat fünf Trends – Voraussetzungen, Herausforderungen und Potenziale – des IoT identifiziert, die sich mittlerweile bewahrheitet haben:

IOT IST KATALYSATOR FÜR INDUSTRIELLE INNOVATIONEN
Durch die umfassende Vernetzung eröffnet das IoT eine neue Dimension der Datenerfassung und dadurch eine bislang nie dagewesene Transparenz von der Produktion über die komplette Wertschöpfungskette hinweg bis zum Kundenerlebnis. Damit wächst allerdings die Herausforderung, diese Daten gewinnbringend einzusetzen. Laut einer Vanson-Bourne-Studie sind derzeit nur 38 Prozent der Unternehmen in der Lage, Echtzeit-Daten zu nutzen – dies sind genau die Unternehmen, die den harten Kampf um innovative Entwicklungen gewinnen.

NEUE UMSATZPOTENZIALE
Hand in Hand mit dem IoT geht die Automation von Fertigungsabläufen, die zu einer höheren Sicherheit, niedrigeren Wartungskosten, reduzierten Stillstandszeiten und optimierten Prozessen beiträgt – eine Erkenntnis, die sich derzeit weltweit in der Industrie Bahn bricht.

RESHORING NIMMT ZU
Die Rückführung der Wertschöpfung in die Ursprungsländer nimmt trotz komplexer, globaler Wertschöpfungsketten zu: Der Trend zum sogenannten „Reshoring“ hält an, weil er die Produkte näher zum Kunden bringt – allerdings nicht von heute auf morgen. Daher bleibt ein gewisser Teil der Wertschöpfungsketten offshore und erfordert genau die Transparenz, die das industrielle IoT bietet.

FACHKRÄFTE GESUCHT
Prozessspezialisten sind Mangelware und extrem begehrt auf dem Arbeitsmarkt: Mitarbeiter mit Know-how für wertschöpfende Prozesse sind schwer für Arbeitsplätze an den oft entlegenen Industriestandorten zu begeistern. Unternehmen müssen die Attraktivität dieser Arbeitsplätze mittels einer digitalen Arbeitsumgebung und strategischer Verantwortung steigern.

STAATLICHE FÖRDERUNGEN
Staatliche Finanzspritzen fördern die Zusammenarbeit, auch zwischen Wettbewerbern: Regierungen finden zunehmend Gefallen daran, IoT-Projekte und -Initiativen finanziell zu unterstützen. So fördert das amerikanische Verteidigungsministerium beispielsweise einen Wettbewerb zwischen Unternehmen, Hochschulen und NGOs, aus dem ein neuer „Manufacturing Hub“ entstehen soll, mit 75 Millionen Euro, die eine mindestens ebenso hohe Fördersumme aus der Wirtschaft nach sich ziehen. Doch damit ist die Problematik der Vielzahl konkurrierender Standards noch lange nicht behoben. Hierfür müssen weit mehr Unternehmen als bislang kooperieren.

„Bereits vor einigen Jahren hat der Trend begonnen: Alles was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert werden. Alles was vernetzt werden kann, wird vernetzt werden, und alles was ausgewertet werden kann, wird ausgewertet werden. Es werden die Unternehmen am meisten profitieren, die das Potenzial, welches in Informationen steckt, am konsequentesten erschließen“, so Werner Rieche, Geschäftsführer der deutschen Vertriebstochter bei der Software AG. Es stehen aber auch noch einige Unternehmen dem Ganzen mit Skepsis gegenüber: „Ich bin mir sicher, dass auch diese Unternehmen dem Weg der digitalen Transformation folgen. Andernfalls können sie mit der exponentiell wachsenden Flut an Bewegungs- und Statusdaten, die unweigerlich im IoT entsteht, nicht arbeiten und den Anschluss verlieren“, so Rieche.

INDUSTRIE BEREIT FÜR IOT
Dass die Fertigungsindustrie bereit für IoT ist, zeigt ein Studie von Zebra Technologies. 97 Prozent der Befragten in der Fertigungsindustrie glauben demnach, dass IoT die bedeutendste Technologie-Initiative des Jahrzehnts ist. Die Befragten erwarten zudem, dass IoT ihnen wertvolle Informationen über die Lage und den Zustand von Waren bietet, was zur Optimierung von Prozessen, der Verringerung von Verlusten und Risiken sowie zur Verbesserung der Lieferketten und Kundenzufriedenheit beiträgt. (pi/cb)


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