Bei der NetApp Insight 2016 in Berlin nahm das Thema Internet of Things Formen an. Die COMPUTERWELT sprach am Rande der Veranstaltung mit Alexander Wallner, Senior Vice President & General Manager EMEA, über NetApps Weg zum IoT-Player. [...]
NetApp besetzt zunehmend das Thema IoT. Wie wollen Sie sich positionieren?
Wenn wir mit Kunden über IoT reden, dann sind zwei Dinge relevant. Das eine ist das Thema Data Movement: Wie bekomme ich die Daten etwa von einem Sensor in ein Data Center, um beispielsweise Predictive Maintenance zu realisieren. Das andere ist das Thema Standardisierung. Mit ONTAP hat man die Möglichkeit, jede Art Applikation, die es bereits gibt oder die kommen wird, auf eine Standard-Plattform zu bringen. Wenn wir mit großen IoT-Playern sprechen, dann sind das 30 bis 40 Entwickler. Wenn wir aber mit großen Financial Institutes sprechen, dann sprechen wir über Verbindungen mit Unis und teilweise über 15.000 bis 20.000 Entwicklern, die jeweils auf ihren eigenen Inseln bzw. Applikationen agieren.
Welche IoT-Player meinen Sie konkret?
Zum Beispiel Automobil-Hersteller. Es gibt nicht umsonst den laxen Spruch, dass ein Auto mittlerweile eine IP-Adresse auf vier Rändern ist. Dahinter stehen Software-Entwickler, das sind oft viele Tausend, die auf den unterschiedlichsten Plattformen entwickeln. Das Wesentliche ist: Alles muss zusammengeführt und standardisiert werden, weil sonst so viele Inseln an Innovation generiert werden, dass der Wert dieser Innovationen verloren geht. Genau hier liegt unsere Stärke: Im Data Management und Data Movement.
Für IoT braucht es ein umfassendes Ökosystem. Wie wollen Sie dieses gestalten?
Ein Data Center muss heute und in Zukunft performant sein und höchste Verfügbarkeit bieten. Das heißt, dass wir das alte Partnernetzwerk weiterentwickeln müssen. Gleichzeit braucht es ein neues Partner-Ökosystem. Vor kurzem war Splunk unser Flagship-Sponsor bei einer Messe. Es ist hochgradig faszinierend, was da an Bewegung passiert. Ich persönlich glaube, dass wir früher oder später auch stärker vertikal gehen müssen.
NetApp geht vertikal?
Vor drei Jahren hätte ich das noch nicht gesagt. Ein traditionelles VDI-Projekt in einer Bank oder bei einem Automobilhersteller bleibt zu 95 Prozent gleich. Heute aber sind die vertikalen Anforderungen viel, viel höher. Für uns bedeutet das Mega-Investments, die wir gerade tätigen.
Denken Sie da an vertikale Produkte?
Wir sortieren gerade aus, ob wir maßgeschneidert bauen. Wir sind relativ weit im Bereich IoT. Was wir mit Kunden machen, sind alles Pilot-Projekte, und das in jedem Bereich. Viele Unternehmen wollen sich das Thema einmal ansehen und tasten sich vor. Ich könnte mir vorstellen, dass NetApp in ein paar Jahren zumindest eine Art Industry Sales haben wird. Vielleicht wird es in Zukunft ein ganz anderes Go-to-Market geben, möglicherweise auch ganz andere Go-to-Market-Partner. Vielleicht sind es dann OEM-Partnerschaften mit großen „Industry Integrators“. Dieses Ökosystem aufzubauen ist eine tolle, aber auch intensive Herausforderung.
Eine der Herausforderungen von IoT ist, IT und OT, Operational Technology, im Produktionsumfeld, unter einen Hut zu bekommen.
Das ist genau das, was wir alle gerade versuchen, aufzubauen. Ich glaube, dass ein Unternehmen wie NetApp insofern sehr gut positioniert ist, als dass wir beide Bereiche technologisch abdecken können. Würde man mich fragen, ob wir schon die richtige Sprache gefunden haben, um den Produktionsleiter von einem großen deutschen Automobilhersteller zu adressieren, so lautet die Antwort Nein. Genau hier liegt die Herausforderung. Viele IoT-relevante Entscheidungen werden heute außerhalb der IT getroffen auf Basis ganz anderer Parameter, die wir gewohnt sind. Von Projekt zu Projekt bekommen wir ein besseres Gefühl, wie zum Beispiel die Bereiche miteinander interagieren. Trotzdem, das muss man immer wieder betonen, ist jedes Projekt unterschiedlich. Das macht die Sache sehr komplex.
Und teuer.
Ich glaube, dass IoT für den Partnerkanal eine Riesenchance ist, weil die Nachfrage nach Consulting und Professional Services sehr hoch sein wird – vorausgesetzt, die Partner machen die Digitale Transformation mit. Am Ende ist das die Challenge, der wir uns alle stellen müssen. Jedes Unternehmen muss sich immer wieder fragen: Können wir die Transformation mit der eigenen Workforce stemmen oder müssen wir disruptiver hineingehen? In der IT-Industrie ist das ein bekannter Mechanismus, jetzt trifft es auch die Endkunden. Eines ist klar: Wir werden Brands, die wir liebgewonnen haben, in den kommenden Jahren verlieren, weil sie die Reise der Digitalisierung nicht mitgegangen sind.
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