IT-Ausbildung in Tirol gut aufgestellt

Tirol gilt nicht nur als heimischer Tourismus-Hotspot, sondern ist auch als Bildungs- und Forschungshochburg in Mitteleuropa anerkannt. IT-Ausbildung und Technologietransfer funktionieren gut. [...]

Die erste Schreibmaschine wurde 1867 in Tirol entwickelt, die erste Nähmaschine 1814 ebenfalls und auch die besten Hörgeräte (so genannte Cochlea-Implantate) stammen derzeit aus Tirol. Tirol ist damit nicht nur Tourismusland Nr. 1, sondern auch eine anerkannte Bildungs- und Forschungshochburg in Mitteleuropa. Das Bundesland bietet neben den Pflichtschulen über zehn Höhere Technische Lehranstalten bzw. Kollegs und über ein umfassendes Netzwerk an höheren Bildungseinrichtungen. Dazu zählen im technischen Bereich die Universität Innsbruck, das Management Center Innsbruck, die UMIT – Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik und die Fachhochschule Kufstein.

Entscheidend für die Entwicklung Tirols zum Bildungs- und Forschungsstandort war die Gründung der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck 1669, die seit damals Wissenschaftler und Forscher ersten Ranges anzieht – vom Ökonomen Eugen von Böhm-Bawerk bis zu den beiden gegenwärtig am Institut für Quantenoptik und Quanteninformatik lehrenden Wittgensteinpreisträgern Peter Zoller und Rudolf Grimm. Grundsätzlich sind einige Studiengänge zu den Themen IT und Technik in Tirol zu finden: So wird Informatik etwa im Bachelor- als auch im Masterstudium angeboten, auch das Studium Wirtschaftsinformatik ist im Master möglich, wobei der Master vor allem die Fähigkeit zum selbständigen wissenschaftlichen Arbeiten vermitteln und auf das Doktoratsstudium vorbereiten soll, es ermöglicht die Spezialisierung in einem Kerngebiet oder in einem Anwendungsbereich der Informatik, wohingegen ein Bachelor-Studium eher den wirtschaftlichen Aspekt adressiert.

Das Informatik-Studium ist dabei scheinbar auch sehr gefragt, wegen der begrenzten Studienplätze war letzten Herbst sogar ein Auswahltest vorgesehen. Eine solche Prüfung war aber trotz der deutlichen Zunahme an Interessenten nicht notwendig, die vorhandenen Studienplätze waren ausreichend. Insgesamt haben sich vergangenes Jahr 140 Interessierte für einen Studienplatz angemeldet, das sind um fast 30 mehr als noch 2013. Bei der Uni hoffte man aufgrund der steigenden Anmeldungen, dass sich ein Teil der Studierenden für das Lehramtsstudium Informatik entscheidet und so selbst das Computer-Wissen als Lehrende weitergeben will. Denn der Bedarf an IT-Spezialisten für die Schulen sei ebenfalls sehr groß. Der Bereich Mathematik und Informatik an der Universität Innsbruck wird noch ergänzt durch das Bachelor-, Master- und Doktoratsstudium für Technische Mathematik, das Lehramtsstudium für Informatik und Informatikmanagement, und das Lehramtsstudium Mathematik. Außerdem ist es möglich, ein Mechatronik-Studium im Bachelor oder Master zu absolvieren, auch technische Wissenschaften bietet die Universität an.

Die „unternehmerische Hochschule“ Tirols, das MCI Management Center Innsbruck, bietet im Bereich Technologie & Life Sciences unter anderen die Studiengänge Biotechnologie, Business & Management, Communication & IT, Mechatronik, Umwelt-, Verfahrens- & Energietechnik oder Wirtschaftsingenieurwesen an – einige davon sogar berufsbegleitend.

Die UMIT Tirol wiederum ist die größte private Universität in Österreich. Sie bietet etwa die Möglichkeit, Mechatronik im Bachelor und im Master zu studieren, die Studienrichtung Biomedizinische Informatik wurde im Bachelor-Studiengang zum letzten Mal im Wintersemester 2012/2013 gestartet, der gleich lautende Master-Studiengang wird derzeit inhaltlich überarbeitet und startete daher nicht im aktuellen Wintersemester. Der neue Studiengang mit dem Arbeitstitel „Medizinische Informatik“ wird geplant 2015 starten.

Was FH angeht, ist die Fachhochschule Kufstein die einzige in Tirol, die IT- oder Technik-relevante Studiengänge anbietet: So etwa Web Business & Technology oder Wirtschaftsingenieurwesen.

TECHNOLOGIETRANSFER
Die umfassenden Möglichkeiten, sich in Sachen IT und Technik in Tirol ausbilden zu lassen, lassen auch die Unternehmen nicht unberührt. Denn trotz der geringen Größe des Landes – nur zwölf Prozent der 12.648 Quadratkilometer sind besiedelbar –, bietet es vielerorts die Möglichkeit zu einer engen Zusammenarbeit zwischen Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen. Die Konzentration der Wissenseinrichtungen mit exzellentem Knowhow und die enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft ermöglichen vielfältige und bereichsübergreifende Kooperationen, wodurch Synergien bestens genutzt und Innovationspotenziale voll ausgeschöpft werden können. Zur Intensivierung der Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und zur Unterstützung wirtschaftlicher Verwertung von Forschungsergebnissen wurden auch einige Einrichtungen initiiert, die eine nahezu lückenlose Betreuung entlang der Innovationskette ermöglichen. So stimuliert etwa das Center for Academic Spin-Offs Tyrol (CAST) Unternehmensgründungen aus dem Bereich der akademischen Forschung und betreut diese auf dem Weg in die Selbständigkeit. Um gemeinsame Forschungsprojekte erfolgreich umsetzen zu können, können sich Wissenschaft und Wirtschaft an das Transferzentrum der Uni Innsbruck – transidee – wenden, denn als Wissens- und Technologietransfereinrichtung der Universität Innsbruck, des Management Center Innsbruck und der Standortagentur Tirol unterstützt transidee die Zusammenarbeit im Bereich der Forschung. CEMIT wiederum hat das Ziel, innovative medizinisch-naturwissenschaftliche, medizintechnische und informationstechnologische Lösungen und Produkte für das Gesundheitswesen und die Life Sciences zu erforschen und zu entwickeln. (mi)


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