Der Verband Österreichischer Software Industrie (VÖSI) feierte im Juni sein 35-jähriges Jubiläum und hat dazu die Studie "Die volkswirtschaftliche Bedeutung des österreichischen IT-Sektors" präsentiert, die gemeinsam mit dem Fachverband UBIT der WKO durchgeführt wurde und untermauert, dass die Bedeutung der IT-Branche in Österreich stetig steigt. [...]
Jeder 13. in Österreich erwirtschaftete Euro wird in der IT-Branche generiert, die Bruttowertschöpfung der Branche macht damit rund 26,4 Mrd. Euro aus. Das entspricht 7,4 Prozent der Gesamtwirtschaft Österreichs und hat somit die gleiche wirtschaftlicher Bedeutung wie die Branchen Beherbergung und Gastronomie. Die IT-Branche sichert zudem insgesamt rund 234.000 Beschäftigungsverhältnisse in Österreich mit einer stark steigenden Tendenz. »Die IT-Branche ist eine wesentliche Stütze und Motor für alle Branchen – besonders 2020 wäre ohne IT und Software in Österreich und weltweit wenig weitergelaufen. Home Office und Home Schooling, aber auch viele Prozesse in den Unternehmen sind heute ohne den Einsatz von Software gar nicht mehr möglich«, sagt Peter Lieber, der seit 2014 VÖSI-Präsident ist.
Der IT-Sektor in Österreich leiste somit einen substanziellen Beitrag zur österreichischen Wirtschaft. Bereits im Kerngeschäft – dazu zählen unter anderem die Softwareentwicklung oder auch IT-spezifische Beratungsdienstleistungen – generiert der Sektor in Österreich laut Christian Helmenstein, Vorstand von Economica, rund 10,9 Mrd. Euro Bruttowertschöpfung (BWS). Der IT-Sektor zeigt mit 47,2 Prozent BWS eine deutliche Dominanz von Wien. Grund dafür ist die Ballung von großen Unternehmen des IT-Dienstleistungssektors in der Bundeshauptstadt. Oberösterreich belegt Platz zwei (13,7 Prozent), gefolgt von der Steiermark (10,9 Prozent).
Fachkräftemangel als Dauerbrenner
Jeder 20. Arbeitsplatz in Österreich wird unmittelbar und mittelbar durch den IT-Sektor gesichert. »Allein die Zahl der direkt in der Branche angesiedelten Arbeitsplätze (rund 148.500 Beschäftigungsverhältnisse) ist vergleichbar mit der des Sektors Erziehung und Unterricht und entspricht in etwa dem Doppelten des Sektors Hochbau«, so Helmenstein.
Laut UBIT-Erhebungen fehlen jedoch rund 24.000 Fachkräfte. „Die Digitalisierung und der IT-Sektor bringen die heimische Wirtschaft wieder ins Rollen. Für innovative Projekte und um digitale Chancen aktiv ergreifen zu können, sind Kreativität sowie das notwendige Können und Wissen gefragt. Wir müssen gemeinsam alle Hebel in Bewegung setzen, um den Anteil an IT-Fachkräften und so die Wertschöpfung im Land zu steigern“, sagt Martin Puaschitz, Berufsgruppensprecher IT im Fachverband UBIT der WKÖ.
Mehr Frauen in die IT
Im Durchschnitt liegt der Frauenanteil im gesamten IT Sektor bei rund 18 Prozent. In den Kernbereichen gibt es die meisten Frauen im Bereich Software-Architektur (20 Prozent), gefolgt von Standard-Software-Entwicklung (19 Prozent) und App-Entwicklung/Coding (17 Prozent). Je technischer die Jobs werden, desto weniger sind Frauen vertreten. Bei Systemadministratoren (8 Prozent), Solution Developern (7 Prozent) und im Bereich IT-Security (1 Prozent) ist der Frauenanteil am geringsten. Nur knapp ein Viertel der Unternehmen setzt laut Studie bislang Maßnahmen, um mehr Frauen in IT-Jobs für das Unternehmen zu gewinnen.
„Hier gibt es noch ganz viel zu tun, wir dürfen auf Frauen als Arbeitskräfte im Informations- und Kommunikationstechnologie-Sektor (ICT) nicht verzichten, sondern müssen ganz im Gegenteil alles tun, um hier mehr Frauen als Fachkräfte zu gewinnen“, betont Lieber. Der VÖSI hat dazu im Februar 2020 die Special Interest Group »WOMENinICT« gegründet. Ziel der Initiative ist es, Frauen in der ICT-Branche sichtbarer zu machen und mehr junge Mädchen und Frauen für die Branche zu begeistern.
Auch der Handel hat erkannt, dass es ohne Software und ohne laufende Investitionen in Software nicht mehr geht. Der Handel zeichnet für mehr als 41 Prozent aller Software-Umsätze in Österreich verantwortlich. »Die Politik ist gefordert, den Rahmen für die Aus- und Weiterbildung der Branche gezielt und zeitnahe zu ermöglichen«, so Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands.
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