»IT ist in die Fertigung eingezogen«

Durch die zunehmende Vernetzung wird das Thema IoT vermehrt unternehmenskritisch und erfordert umfassendes Knowhow. Die COMPUTERWELT sprach darüber mit Franz Lohynski, Business Unit Manager Storage Networking & IoT bei Arrow ECS. [...]

Franz Lohynski ist Business Unit Manager Storage Networking & IoT bei Arrow ECS Internet Security. (c) Arrow ECS
Franz Lohynski ist Business Unit Manager Storage Networking & IoT bei Arrow ECS Internet Security. (c) Arrow ECS

Arrow ist vor allem als IT-Security-Distributor bekannt, doch das Thema IoT wird für das Unternehmen immer wichtiger. Wie sieht hier die Strategie aus?

Durch die zunehmende Zusammenarbeit aller Geschäftsbereiche im Konzern von teils vorher getrennten Welten wie Elektronik und IT können wir unsere Expertise beim Thema IoT perfekt einbringen. Neben dem Security-Thema, das ein großer Schwerpunkt ist, bedienen wir die gesamte IoT-Bandbreite. Wir spannen den Bogen vom Sensor über den Transport der Daten über Gateways in unterschiedlichsten Protokollen, auch solchen, die man üblicherweise nur in der Fertigungsindustrie verwendet, in On Premise, Hybrid oder Cloud Plattformen– wir haben hier mit Arrow Connect auch eine eigene Plattform am Markt.

Niemand kann heute IoT-Projekte alleine abwickeln und besitzt Kompetenzen in allen Bereichen. Wir aggregieren hier Leistungen unserer Hersteller und Partner mit unseren eigenen, um erfolgreiche Projekte durchzuführen. Wir komplettieren unsere Partner in Bereichen in denen sie nicht tätig sind bzw. auch kein Knowhow aufbauen können und wollen. Künstliche Intelligenz bzw. Business Analytics sind Felder, die für viele Partner noch zu weit weg sind. Hier helfen wir mit entsprechenden Services aus, die es den Partnern erlauben in ihrer Domäne zu bleiben.

Wie hat sich das Geschäftsumfeld für Arrow durch IoT bzw. Industrie 4.0 verändert? Und welche Rolle spielt das Thema Security?

IT, vor allem vernetzte IT, ist in die Fertigung eingezogen. Teilweise sind die Fertigungsabteilungen, die sich mit IT beschäftigen größer als die interne IT selbst – und natürlich auch gewichtiger, weil die Fertigung das Herz des Unternehmens ist. Mit der zunehmenden Vernetzung wird das Thema vermehrt unternehmenskritisch werden. In Zukunft wird dies sicherlich noch weitere Veränderungen in der Industrie nach sich ziehen. Security ist dabei immer an der Wurzel und das Thema Datenschutz wird ebenfalls immer wichtiger. Security beginnt dort, wo die Daten abgegriffen werden, damit sie von dort sicher vor Zugriff von außen geschützt in ein Datacenter transferiert werden können. Das machen wir bei Arrow per Default.

Hat sich dadurch auch ihr Kundenspektrum gewandelt?

Arrow ist ein Solution Aggregator der aus der klassischen Lösungsdistribution hervorgegangen ist, das heißt unser Schwerpunkt liegt auf B2B. Aber die Welt hat sich wie für alle auch für uns gewandelt. Ein Unternehmen, das früher ein Endkunde war, ist heute möglicherweise ein Partner, der unsere Lösungen verbaut. Und hier sind wir wieder bei Industrie 4.0, weil wir unsere Lösungen für die Industrie anbieten und aufgrund unserer Wurzeln einen starken Fokus auf Security legen. IoT und Industrie 4.0 gehen für uns Hand in Hand, es vermischen sich hier die Grenzen. Diese Entwicklung lebt natürlich vom Dialog mit den Partnern. Um Vertrauen aufzubauen, muss man sich an einen Tisch setzen. Wir als Arrow können ein digitaler Sparring-Partner bzw. Wissenspartner sein, um gemeinsam eine Lösung zu entwickeln. Mit unserem Wissen – zum Beispiel über Sensorik und Connectivity – können wir individualisierte Lösungen in den unterschiedlichsten Bereichen anbieten.

Welche Bereiche können mit Sensoren mittlerweile erfasst werden?

Es gibt mittlerweile nichts, das man nicht messen könnte. Mit unseren rund 700 Herstellerkontakten in diesem Umfeld müssen wir die Lösungen nur bauen. Wir haben auch fertige Lösungen out-of-the-box. Ein Beispiel ist der Freileitungsbau. Sensoren überwachen hierbei den Status von Hochspannungsleitungen, die – etwa wegen Witterungseinflüssen – schwingen und dadurch abreissen können. Man weiß auf diese Weise genau, wo die Störung liegt und muss nicht mit einem Hubschrauber die gesamte Leitungstrasse abfliegen. Das bringt enorme Einsparungen. Hier sind wir auch beim Thema Daten. Es heißt ja seit längerem: »Daten sind Gold«. Aber man muss sie erst einmal golden machen. Hier braucht es ein tiefes Wissen rund um Analytics, das wir im Konzern haben. Hier kommt wieder unser Ansatz »Solutions from Sensor to Sunset« zu tragen.

Wohin geht die Reise Ihrer Meinung nach?

Ich denke, dass wir heute in einer sich stark ändernden Welt – inmitten der digitalen Transformation – stehen. Die ersten Schritte sind bereits getan. Siehe etwa globale Vernetzung, Informationsaustausch in Sekunden über Kontinente. Und die Welt wird kleiner. Ein IT-Projekt wird nur mehr sehr selten von einem Partner designed und an den Endkunden geliefert. Aufgrund der Komplexität der Anforderungen kommt es sehr oft zu Zusammenarbeit unterschiedlicher Unternehmen. Man setzt sich mit den Partnern zusammen und definiert einen als Generalunternehmer. Früher war man vielleicht noch Marktbegleiter und jetzt kann es vorkommen, dass man gemeinsam Teams bildet. Bei uns bilden sich unternehmensintern virtuelle Teams, die an allen Ecken der Erde sitzen. Für mich ist das normal, sich mit Kollegen aus den USA, Indien oder Deutschland via sozialen Netzwerken auszutauschen und zusammenzuarbeiten. Diese Änderungen fallen uns im täglichen Leben kaum mehr auf, sie sind bereits fixer Bestandteil unseres Lebens. Zudem sind die ersten Schritte im Bereich IoT bzw. Industrie 4.0 aufbauend auf globale Netzwerke getan, und die Entwicklung greift immer schneller um sich.

Das Thema künstliche Intelligenz nimmt aus meiner Sicht erst Fahrt auf. Natürlich, in einigen Bereichen existieren bereits Lösungen, aber auf breiter Front stehen wir erst am Start. Diese neuen Technologien werden unsere Gesellschaft sowie unser zukünftiges Leben verändern. Unser Vorteil ist, dass Arrow und seine Partner in all diesen Bereichen seit Jahren tätig sind und dass wir uns keinen dieser Bereiche anlernen müssen. Wir sind in der Komfortsituation, dass wir diese Wissensgebiete miteinander verknüpfen können.


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