IT-Stratege mit Leidenschaft

Dominik Achleitner brennt für alle Themen rund um digitale Kompetenz und ist leidenschaftlicher IT-Stratege, jedoch immer mit einem Augenmerk auf Operationalisierung. [...]

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Dominik Achleitner, Head of IT bei NÖM AG. (c) NÖM AG

Dominik Achleitner studierte Projektmanagement und IT im Bachelor und im Anschluss absolvierte er 3 unterschiedliche Masterstudiengänge in den Bereichen Wirtschaftsinformatik, Wissensmanagement und Business Administration. In seiner langjährigen Karriere bei Hirtenberger Holding GmbH stieg er vom IT-Management Support bis hin zum Director IT auf und befasste sich mit Themen wie IT-Strategie, Change Management, IT-Security und digitaler Kompetenz. Er war von 2020 bis September 2021 Head of IT und Digital Transformation bei der St. Anna Kinderkrebsforschung und ist nun als Head of IT bei NÖM AG tätig. Daneben betreut er nach wie vor IT-Projekte bei der St. Anna Kinderkrebsforschung, ist aktiver Trainer bei der Youth Entrepreneurship Week (https://www.entrepreneurshipwoche.at/) und brennt für alle Themen rund um Digitale Kompetenz (https://www.digitalkompetent.at/).

Themen wie Digitalisierung, Wirtschaftskrise, Klimawandel und Nachhaltigkeit verändern die Wirtschaftswelt und besonders die Lebensmittelbranche derzeit massiv. Wie wirken sich diese Themen und Krisen auf das Geschäft der NÖM aus?

Die NÖM bewegt sich mit den Strömen der Zeit, speziell Nachhaltigkeit ist uns ein wichtiges Anliegen, deshalb sind wir bereits seit 2016 eine klimaneutrale Molkerei. In den Bereichen Wasser, Energie, Verpackung und Recycling werden laufend Maßnahmen zur weiteren Verbesserung gesetzt. Speziell im Verpackungsbereich zeigt sie die großartige Innovationskraft mit neuen, an die derzeitigen Entwicklungen angepasste Verpackung – Stichwort. rePET. Durch die laufende Entwicklung, zusätzlichen Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen, behauptet sich die NÖM sehr erfolgreich am Markt.

Wie sehr haben sich die Anforderungen an die IT der NÖM in den letzten Jahren verändert?

Die Aufgaben der IT gehen in die Breite, je näher die IT an das Business heranrückt und je besser die IT das Business versteht bzw. deren Sprache spricht, desto werthaltiger wird die Arbeit. Insofern verändert sich die Anforderung derart, dass mehr und mehr Business Needs in die strategischen Überlegungen einfließen. Quereinsteiger bringen hier oft einen deutlichen Mehrwert, da sie oft einen Business- und weniger einen IT-Kontext haben und somit die richtigen Fragen stellen, damit die Anforderungen gut abgeholt werden können. Weg von »Haben Sie schon versucht, aus- und einzuschalten?« zu »Wie kann ich Ihnen darüber hinaus zur Seite stehen?«.

Wie hat sich auch Ihre Rolle als CIOs in den letzten Jahren gewandelt?

Ich sehe mich nicht als CIO. Das ist generell ein sehr inflationär verwendeter Begriff und jeder ITler der mind. 1 bis 2 MitarbeiterInnen hat ist gleich ein CIO. Wir sind für IT zuständig. Das bedeutet einerseits das Vertrauen zu etablieren, dass die Technik funktioniert, darüber hinaus das Vertrauen zu erhalten, dass man die Infrastruktur sicher betreiben kann und aufbauend darauf Wert für das Unternehmen zu schaffen. Speziell der dritte Part zwingt klassisch denkende IT-Führungskräfte dazu, ihre Methodiken zu hinterfragen und die Welt des Business zu betreten. So können gute Partnerschaften entstehen, damit wichtige Themen vorangetrieben werden können. Im Bereich digitale Kompetenzen macht es auch oft Sinn, dass über übergreifende Strategien nachgedacht wird, wie können IT und HR gemeinsam bestimmte Ziele erreichen. Dann geht es weg von abteilungsisolierten Zielen (abgesehen von klassischen EBIT-Zielen) hin zu holistischen Ansätzen, um die Organisation nachhaltig zu entwickeln.

Wie viele Mitarbeiter sind in Ihrer IT-Abteilung tätig?

Mit mir sind es 10 Köpfe, wobei es eine Mischung aus Vollzeit, Teilzeit und Lehrlingen ist, daher sind es weit mehr Köpfe als FTEs.

Wieviel Prozent machen die Bereiche Technik, Strategie, Compliance/Recht bei Ihrer Arbeit aus?

Ein guter Mix, je nach Schwerpunkt bzw. politischer Entwicklung ändert sich das laufend. NIS2 ist hier sicher wieder ein Treiber in Richtung Compliance und Strategie, laufende Optimierungen im Bereich Security legen wieder mehr Fokus auf Technik. Die NÖM AG hat als Organisation eine großartige Dynamik und Größe, um bei allen Themen auch mitarbeiten zu können. Große Strukturen haben oft derart verzweigte Organigramme, dass man Gefahr läuft den Bezug zur Basis bzw. zum Operativen zu verlieren.

Welche Rolle spielen die Themen ESG und Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen?

Eine sehr wichtige Rolle. Als Lebensmittelproduzent und Leitbetrieb für Nachhaltigkeit versuchen wir die Themen in unser Tun zu integrieren, von Unternehmensstrategie bis hin zu wie wir den Lebenszyklus von Endgeräten verlängern können, ist das Thema gut integriert. Jedoch nicht erst jetzt, wo man als Firma damit arbeiten muss, sondern bereits seit 2016 sind wir klimaneutral und leben das Thema Nachhaltigkeit.

Wie wichtig ist nachhaltige IT bei der Beschaffung, bei den Unternehmensprozessen, bei der Lieferkette für Sie? Wie sehen die Pläne hinsichtlich einer Neutralisierung des CO2-Fußabdrucks aus?

Wir betrachten den ganzen Lebenszyklus mit einer Brille der Nachhaltigkeit. Dass Serverkomponenten auf wenige Quellen in der Welt zurückzuführen sind, ist einfach Tatsache. Wie man sie optimal betreibt und die Lebenszeit verlängert, dort kann aktiv eingegriffen werden. Das Thema geht jedoch weiter darüber hinaus, auch wie man seine Infrastruktur sized und optimiert spielt eine Rolle, was braucht wann wie viel Strom. Wie sagt man so schön: »Der teuerste Prozess in der IT ist der Leerlaufprozess bei Servern!«. Auch Diskussionen über 1 Screen vs. 2 Screens pro Arbeitsplatz gehören geführt. Auch hier, die holistische Betrachtung macht nachhaltig. Alles andere sind nur aktionistische Einmalaktionen damit es sich gut vermarkten lässt.

Wie gehen Sie an IT-Projekte heran und wie sieht Ihre Strategie aus? Wie gestalten Sie die Rolle des CIO?

Wir haben Projektmanagement in der Abteilung als Aufgabe einer Rolle zugewiesen, damit wir einen gewissen Qualitätsanspruch erfüllen können. Wir involvieren die beteiligten Stakeholder und versuchen aktiv zu kommunizieren. Speziell die verstärkte Kommunikation in die Organisation wird sehr positiv wahrgenommen. Unser Ziel ist es, als Partner wahrgenommen zu werden, sodass Leute ihre Ideen mit uns besprechen. Service Excellence ist mir hier sehr wichtig. Dort wo möglich etwas mehr zu tun, als erwartet, um einen gewissen Wow-Effekt auslösen zu können. Personen mit Verantwortung in der IT müssen raus aus den Büros, rein in die Organisation, zuhören und gemeinsam Lösungen finden. Es arbeiten überall Menschen zusammen, mit individuellen Stärken, das gehört einfach optimal kombiniert.

Welche Fähigkeiten muss ein moderner CIO haben?

Zuhören, versuchen zu verstehen und Empathie, neben einem technischen Verständnis logischerweise. Die Erdung bzw. die Basis verstehen, das halte ich für essenziell. Wirklich zu fühlen, wie es der Organisation und den handelnden Personen geht. Auch aus der Organisation rauszugehen, aktuelle Entwicklungen zu antizipieren und ein gewisses Maß an Netzwerken sollte Standard im Fähigkeiten-Repertoire sein. Man muss nicht immer das Rad neu erfinden, schließlich kochen alle mit Wasser und überall sitzen ähnliche Leute mit ähnlichen Problemen.

Künstliche Intelligenz gilt als der Toptrend 2023. Haben Sie in Ihrem Unternehmen schon Projekte umgesetzt und wenn ja in welchen Bereichen Und wenn nein: Warum nicht und planen Sie den Einsatz zu einem späteren Zeitpunkt?

Da müssten wir jetzt den Begriff künstliche Intelligenz näher definieren. Wir versuchen uns technische Entwicklungen im Kontext unserer Organisation anzusehen, dort wo sinnvoll dem Business vorzustellen und gemeinsam Lösungen bzw. Anwendungen zu finden. Wenn mit künstlicher Intelligenz die Entwicklungen rund um ChatGPT gemeint sind, dann versuchen wir in diesem Bereich Anwendungsfälle zu schaffen, die MitarbeiterInnen auf individueller Ebenen bei Problemen helfen. Zum Beispiel ist chat.openai.com eine wahre Wissensgrube für SAP-Dokumentationen.

Das Thema Sicherheit/Datenschutz wird immer wichtiger. Welchen Stellenwert hat IT-Security in Ihrem Unternehmen und welche Maßnahmen werden gesetzt?

IT-Security hat einen sehr hohen Stellenwert – wo sollte es den nicht haben? Wir arbeiten laufend an der weiteren Optimierung unserer Mechaniken. Dies auch immer in Abstimmung mit externen Experten, um im guten Mittelfeld mitzuschwimmen. Wir berichten laufend an das Top-Management damit die Awareness hoch ist bzw. bleibt. Die mediale Präsenz des Themas hilft auch, da es die Leute mittlerweile im Alltag trifft und kein reines Corporate Thema mehr ist.

Nach wie vor gibt es einen eklatanten Mangel an gut ausgebildeten IT-Fachkräften. Wie beurteilen Sie die derzeitige Situation und wie bzw. wo finden Sie gut ausgebildete Mitarbeiter?

Wir haben ein gutes und stabiles Team. Für den mittelfristigen Bedarf bilden wir Lehrlinge aus. Dazu arbeiten wir an Beziehungen zu Schulen in der Umgebung (zB. HTL Wiener Neustadt), damit wir wissen, was die nachrückende Generation an Wissen hat. Durch diverses Zusammenarbeiten ergeben sich hier auch immer wieder gute Gelegenheiten für zusätzliche Ressourcen. Ein Ansatz für Firmen kann auch WorkforceCollaboration sein. Wieso immer Leistung bei Systemhäusern einkaufen, wenn eine andere Firma in der Nähe auch mit IT-Leuten aushelfen kann, wenn spezifisches KnowHow gefordert ist.

Haben Sie eine eigene »Digital Transformation«-Abteilung eingerichtet und wenn Ja, wie ist diese organisiert und wie ist die Zusammenarbeit mit der traditionellen IT-Abteilung definiert? Wenn Nein, was spricht aus Ihrer Sicht gegen eine derartige Abteilung?

Nein, wir arbeiten abteilungsübergreifend gemeinsam an solchen Themen. Dafür haben wir eine NOEM.Digitalinitiative, bei der sich aus unterschiedlichen Abteilungen Personen zu den Themen absprechen. Hier wollen wir hemdsärmelig einfache Themen bearbeiten bis hin zu übergreifenden strategischen Themen. Oft sind es kleine Sachen, die der Organisation Schwung und Mehrwert verleihen, da die großen Themen oft nicht effizient operationalisierbar sind. Der Mix aus beteiligten Personen garantiert auch, dass wir bis zum Shopfloor Themen berücksichtigen und nicht durch einen Management-Filter auf Sachen vergessen.

Wie bilden Sie sich weiter? Wie bleiben Sie am Ball bezüglich neuer Technologien wie KI, Blockchain, IoT etc.? Wie sieht Ihre Work-Life-Balance aus?

Ich studiere laufend neue Zweige, derzeit absolviere ich einen MBA für Digitale Transformation. Dies hilft mir, mich laufend mit aktuellen Trends zu beschäftigen. Zusätzlich hilft ein Netzwerk im IT-Bereich, um den Horizont zu erweitern und aus der eigenen Bubble herauszukommen. Zu Hause helfen mir meine beiden Jungs (1 Jahr und 4 Jahre), dass ich mich weniger mit IT beschäftige. Sportlich bin ich ein Fan von meinem Indoor-Rudergerät und im Sommer fahre ich gerne mit dem Rennrad.

Work-Life-Balance finde ich schwierig, denn mein Job macht mir irrsinnig viel Spaß, deshalb sehe ich das Thema nicht so. Wenn man Spaß im Job hat, dann darf sich Job und Freizeit gerne vermischen. Bei der NÖM AG gibt es genug Flexibilität, um die privaten Themen gut integrieren zu können. Mir kommt auch der Arbeitsweg von 2 Kilometern zugute, muss ich fairerweise erwähnen. Das erhöht die Qualität ungemein, da der Arbeitsweg nicht existent ist. Bei einer Stunde Fahrtweg pro Richtung sieht dies vermutlich anders aus.

Welche Tipps haben Sie für angehende CIO?

Lernt Leichtigkeit, es kommt darauf an, die richtigen Dinge zu tun. Zusätzlich auch der Tipp: großartige Strategien und Powerpoints sind nur so viel Wert, als dass man die Themen auch auf die Straße bekommt. Sonst hat man keinen Mehrwert, sondern nur digitalen Schrott produziert.


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