Die 14. Ausgabe der embedded world in Nürnberg schloss mit einem Besucher- und Ausstellerrekord. Dies zeigt, wie stark die Nachfrage nach intelligenten Devices im anbrechenden Zeitalter des Internet of Things ist. [...]
Ein Plus von 17 Prozent bei den Besuchern – insgesamt kamen an den drei Messetagen 30.000 Menschen in das Messezentrum Nürnberg – und über 900 ausstellende Unternehmen (plus vier Prozent) aus 38 Ländern zeigen, dass Embedded-System-Technologien gefragter sind denn je. Kein Wunder, denn hier findet sich einer der Motoren für das Internet of Thing – ein Thema, das in immer mehr Branchen Fuß fasst.
Die embedded world Conference, zu der rund 1.600 Experten aus aller Welt kamen, fand folglich wieder unter dem Motto „We are the Internet of Things“ statt, wobei das Thema Safety & Security im Fokus stand. Der Aufbau von IoT erfordert Fachwissen in Kerndisziplinen der embedded world wie Hard- und Softwareentwicklung, System-Engineering oder Management. Namhafte Experten unterschiedlicher Unternehmen präsentierten Schutzlösungen, thematisierten sichere Übertragungskanäle und zeigten, wie sich Sicherheit auf unterschiedlichen Ebenen gezielt einplanen und einbauen lässt.
EUGENE KASPERSKY HIELT DIE KEYNOTE
„The Long Hard Road Out of the Cyber Dark Ages“ lautete das Thema des Hauptredners Eugene Kaspersky, CEO von Kaspersky Lab. Er beschrieb, wie IT-Sicherheitsaspekte angesichts der zunehmenden Verschmelzung von IT- und Embedded-Welt auch im IoT immer relevanter werden. Für Cybersecurity-Experten sei es besonders schwierig Systeme abzusichern, die nicht mit Rücksicht auf mögliche Sicherheitsattacken entwickelt wurden.
„Wir wollen eine Welt, in der embedded Systeme praktisch überall eingesetzt werden. Dafür müssen sie sicher und vor Cybergefahren geschützt sein“, so Kaspersky. „Unsere Erfahrung in der IT-Sicherheit zeigt, dass die Software in unseren Computern, Smartphones und Tablets sehr anfällig für Cyberattacken ist. Embedded sowie industrielle Steuerungssysteme sind essenzielle, durch Software betriebene Mikrocomputer, die oftmals mit dem Internet verbunden sind und daher erfolgreich angegriffen und von Hackern ausgenutzt werden können. Und da embedded Systeme für das Internet der Dinge wie Autos, Flugzeuge und intelligente Häuser benötigt werden, können Angriffe auf sie physische Schäden und Leid verursachen. Unser Ziel ist es, die Gefahren solcher Angriffe zu minimieren.“ Kaspersky forderte die Einführung von Entwicklungsstandards, die Software inhärent sicherer machen sollen.
INNOVATIONEN DER EMBEDDED WELT
Der russische Sicherheitsexperte nahm auch an der neu ins Leben gerufenen Vortrags- und Diskussionsrunde „Safe for the Future“ teil. Er diskutierte mit Nikolaus Forgó, Institut für Rechtsinformatik an der Universität Hannover, und Mathias Wagner, Chief Security Technologist bei NXP Semiconductors. Axel Sikora von der Hochschule Offenbach und Mitglied im Steeringboard der embedded world Conference moderierte die Runde. Im Fokus dieser hochkarätig besetzten Diskussionsrunde ging es unter anderem darum, wie kritische Infrastrukturen sinnvoll und nachhaltig geschützt werden können.
Mit dem embedded AWARD wurden zum zwölften Mal in Folge Produkte ausgezeichnet, die in besonderer Weise helfen, die gesamte Branche der Embedded-Systeme und des IoT voranzubringen. Vergeben wurde die Auszeichnung in den Kategorien Hardware, Software und Tools.
Sieger der Kategorie Hardware wurde KEOLABS mit IoTize. IoTize ist eine flexible Kommunikationslösung, die zu einem weiten Ausbau des Internet der Dinge beitragen kann. Sie erschließt die gängigen Kommunikationsschnittstellen, wie etwa NFC, Bluetooth und WiFi, aber auch bereits vorhandenen embedded Lösungen, die bisher nicht über eine Netzanbindung verfügen. Für die Anbindung des IoTize sind weder Expertenwissen noch Veränderungen der bisherigen Hard- und Software notwendig. Die Lösung nutzt die Debugschnittstelle des Systemprozessors, um die relevanten Kommunikationsdaten zu erfassen. Und selbst ohne Dubuginterface kann man IoTize an die serielle Schnittstelle anbinden, um gleiche Funktionalität zu erreichen.
In der Kategorie Software überzeugte QNX Software Systems mit QNX OS for Safety. Embedded Systeme, die nach Normen für funktionale Sicherheit entwickelt und zertifiziert werden müssen, wachsen stetig an. Um die Entwickler bei dieser Aufgabe wirkungsvoll zu unterstützen, hat QNX ein spezielles Betriebssystem herausgebracht. Es ermöglicht die schnelle Entwicklung von Lösungen im Bereich industrieller Systeme, Eisenbahnsysteme, Robotik sowie in der medizinischen Diagnose- und OP-Technik oder in Automotivebereichen.
Die Jury würdigte die Lösung, da Anwendungen schneller an den Markt zu bringen sind und durch den Einsatz vorverifizierter Softwarelösungen die Entwicklungsrisiken gesenkt werden können.
In der Kategorie Tools gewann GÖPEL electronic mit JEDOS. Mit dieser Lösung schlägt der Hersteller einen völlig neuen Weg zur embedded Systemdiagnose ein. Ein speziell entwickeltes Test- und Diagnose-Betriebssystem ist in der Lage, funktionale Schaltungstests in Echtzeit auf dem nativen Prozessor auszuführen. Dadurch kann der Einsatz spezieller Testsoftware oder im Flashspeicher abgelegter Firmware für Testaufgaben entfallen. Das JEDOS besticht laut Jury durch eine maximale Fehlerabdeckung und umfassende Diagnosen im Bereich digitaler, analoger und Mixed-Signal-Baugruppen.
AUF DER SUCHE NACH GEMEINSAMEN IOT-STANDARDS
Obwohl schon im Dezember 2015 gegründet, fand die erste Sitzung der Allianz „Smart, Safe & Secure Platform“ (S3P) erst im Rahmen der ebbeded world statt. Das Konsortium hat sich die Entwicklung und Nutzung von IoT-fähigen Produkten und Applikationen zum Ziel gesetzt, die Sicherheit, Schutz, Agilität und Portierbarkeit kombinieren. Verschiedene Technologie-Anbieter im Embedded-Software-Markt werden daran arbeiten, Plattformen für die Entwicklung und Ausführung von Software zu schaffen, welche die IoT-Anforderungen in Industriebereichen wie Luft- und Raumfahrt, Automobiltechnik, Verkehrswesen, Gesundheitswesen, Konsumtechnik oder vernetztes Zuhause erfüllen können.
Zu den Partnern gehören u. a. Esterel, Krono Safe, Airbus, Continental, NXP Semiconductors, Sagem und Schneider Electric. Von dem Gesamtetat von 45 Millionen Euro stammen 18,3 Millionen aus einem Fördertopf der französischen Regierung, der sich „Nouvelle France Industrielle“ nennt. Die Projektlaufzeit beträgt drei Jahre. Für die junge Plattform gibt es bereits einen griffigen Namen: „industrielles Android“. (wf)
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