ITWELT.at-Roundtable: Chefsache Transformation 

Der ITWelt.at Roundtable "Digitale Transformation" brachte es auf den Punkt: Der digitale Wandel muss Spaß machen, um die Menschen, die betroffen sind, mit auf die Reise nehmen zu können. Und: Welche Rollen spielen dabei KI und Cloud? [...]

Die Teilnehmer des Roundtables (v.l.n.r.): Ivo Titscher (ByteSource Deutschland), Michael Frank (Nagarro), Tobias Kreiter (scc EDV-Beratung), Christoph Hammer-Dumont (Tietoevry), Michael Esterl ([unit]IT) und Wolfgang Franz (ITWelt.at) (c) timeline / Rudi Handl
Die Teilnehmer des Roundtables (v.l.n.r.): Ivo Titscher (ByteSource Deutschland), Michael Frank (Nagarro), Tobias Kreiter (scc EDV-Beratung), Christoph Hammer-Dumont (Tietoevry), Michael Esterl ([unit]IT) und Wolfgang Franz (ITWelt.at) (c) timeline / Rudi Handl

Da der Roundtable am Faschingsdienstag über die Bühne ging, hatte die Einstiegsfrage entsprechenden Charakter: Darf die digitale Transformation auch Spaß machen? „Wenn Dinge gelingen, dann macht das immer Spaß. Die digitale Transformation ist dazu geeignet, Dinge zum Gelingen zu bringen, die davor schwierig waren“, sagt Ivo Titscher, Managing Director von ByteSource Deutschland und Gastgeber der Veranstaltung in den Büroräumen des AWS- und Atlassian-Partners im 6. Wiener Gemeindebezirk. „Die digitale Transformation muss sogar Spaß machen“, ergänzt Michael Frank, Lead of Global Practice Transformation Consulting bei Nagarro. „Wenn wir wollen, dass die Menschen, um die sich die Änderungen drehen, mitmachen und darin etwas Positives sehen, dann gelingt das am besten, wenn sie den Nutzen erkennen sowie den Eindruck haben, dass die Zusammenarbeit mit dem Technologiepartner gut funktioniert und es Spaß macht, in die Arbeit zu kommen, um neue Dinge zu schaffen.“ 

Ausgangspunkt der Diskussion waren aktuelle Studien über den Status quo der digitalen Transformation vor allem in der DACH-Region und hier insbesondere in Österreich. Der Tenor der Analysen: Nach der Pandemie, die für einen Schub in Sachen Innovation gesorgt hat, ist nun gleichsam die Luft draußen. „Das Gefühl, dass die Pandemie die Digitalisierung beschleunigt hat, ist, so glaube ich, trügerisch, weil es nur Teilaspekte der Digitalisierung betroffen hat“, ist Christoph Hammer-Dumont, Head of Finance, Telco and Service Industries bei Tietoevry, überzeugt. „Wenn man von zu Hause aus arbeiten kann, ist das ein Teilsegment, das ohne Zweifel stark beschleunigt wurde. Ohne Pandemie hätte die Entwicklung in diesem Bereich sicherlich fünf Jahre länger gedauert. Aber andere Bereiche der Digitalisierung, die aus meiner Sicht entscheidender sind – etwa, dass ich das Geschäftsmodell hinterfrage – sind zwar teilweise gestartet worden, es kam aber zu keinem großen Schub.“

Tobias Kreiter, Line of Business Manager Supply Chain Management bei der scc EDV-Beratung AG, sieht die Situation ähnlich: „Das subjektive Empfinden des großen Pushes während der Pandemie hatte nicht nur berufliche Gründe, sondern auch einen privaten Hintergrund. Viele Menschen haben Kinder und mit einem Mal war Fernunterricht nötig. Unser Bildungssystem ist zwar ein gutes, aber war zu jenem Zeitpunkt vielleicht nicht das höchstechnologische. Ich finde es normal, dass sich diese Dinge in der öffentlichen Wahrnehmung nach einer gewissen Zeit wieder abkühlen. Die aktuelle Entwicklung ist auch in Verbindung mit makroökonomischen Trends zu sehen.“  

„Wissen lässt sich nicht leicht übertragen, Wissen muss in jedem Menschen selbst neu entstehen. Da kommt wieder KI zum Tragen: Ich habe da jemanden, mit dem ich reden kann, von dem ich lernen kann.“

Ivo Titscher, Managing Director von ByteSource Deutschland
(c) timeline / Rudi Handl

Wo stehen österreichische Unternehmen? 

„Aus unsere Sicht existiert eine Zweiteilung“, so Ivo Titscher. „Es gibt Unternehmen, die auf dem digitalen Weg schon weit fortgeschritten sind und neue Trends verarbeiten. Diese bilden aber nicht die Mehrheit. Sehr viele Betriebe, aus welcher Branche auch immer, sind digital fremd und müssen sich die Frage stellen: Wie hilft mir die digitale Transformation? Sie sind gezwungen, sich erst in das Thema hineinzufinden – das betrifft alle Ebenen, kulturell, technologisch wie auch kommerziell.“

Michael Esterl, COO bei [unit]IT, sieht deutliche Unterschiede in den Betriebsgrößen: „Die großen und mittelständischen Industriebetriebe mit mehr als 500 Millionen Euro Umsatz sind schon sehr weit beim Thema Digitalisierung. Sie wissen sehr genau, wo sie hinwollen. Bei KMU sieht die Situation anders aus. Viele Unternehmen sind noch nicht so weit, wie wir es gerne sehen würden. Dies hat verschiedene Gründe. Für viele Unternehmen ist die Digitalisierung mit hohen Kosten verbunden. Es bedarf eine Änderung der Rahmenbedingungen, um KMU zu unterstützen, damit diese effizienter werden und sich im Wettbewerb behaupten können. Das größte gegenwärtige Problem stellt jedoch der Fachkräftemangel dar.“ 

Laut Michael Frank habe Corona dazu geführt, dass sich die Menschen überhaupt mit dem Thema der digitalen Transformation beschäftigen. „Die aktuelle wirtschaftliche Lage wiederum hat dazu geführt, dass im letzten Jahr Budgets und Projekte eingefroren worden sind. Man wartet also ab. Es ist daher nicht das Bewusstsein, das sich geändert hat, sondern die Rahmenbedingungen.“

Aufs Gas steigen

Die Diskutanten sind sich einig, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen wäre, aufs Gas zu steigen: „Es sind genau jene Momente, die man nutzen sollte, um in Digitalisierungsprojekte und grundsätzlich in Effizienzsteigerungsprojekte zu investieren“, sagt etwa Tobias Kreiter. „Wir haben das Problem des Fachkräftemangels, die Knowhow-Träger stehen in Hochkonjunkturzeiten meist nicht zur Verfügung. In Phasen der Abkühlung gäbe es die Chance, sich zusammenzusetzen. Natürlich spielt auch die aktuelle begrenzte Budgetsituation hinein, die manche Pläne konterkariert. Mein Rat an KMU lautet jeden Abschwung, jede Krise als Chance zu sehen, gestärkt herauszukommen und Wettbewerbsvorteile für den nächsten Aufschwung zu finden.“

„Wenn Digitalisierung ein strategisches Thema ist, dann dürften Projekte nicht einmal verschoben werden. Denn jede Verzögerung birgt Gefahren für Unternehmen“, ergänzt Christoph Hammer-Dumon. 

„Wir sollten verstärkt das duale Ausbildungssystem in den Fokus rücken, das in Österreich hervorragend funktioniert. Zum anderen ist es von entscheidender Bedeutung, den Anteil von Frauen in technischen Berufen signifikant zu erhöhen. Beide Maßnahmen könnten einen wesentlichen Beitrag zur Bewältigung des Fachkräftemangels leisten.“

Michael Esterl, COO bei [unit]IT
(c) timeline / Rudi Handl

KI im Kommen

Die künstliche Intelligenz (KI) ist spätestens seit Aufkommen von ChatGPT Teil jeder Diskussion über das Thema digitale Transformation – mit teilweise überraschenden Ergebnissen: „Wir haben vor kurzem eine Studie zum Thema KI gestartet, in der wir Entscheidungsträger in den größten österreichischen Unternehmen befragt haben“, erzählt Hammer-Dumon. „Eine Frage war dabei: Schätzen Sie, dass KI das Geschäftsmodell verändern wird? Die Antwort ist sehr interessant: 64 Prozent der Befragten sagen, dass künstliche Intelligenz keine Auswirkungen auf das Geschäftsmodell haben wird.“ 

„Wir vertreten die genau gegenteilige Ansicht“, erwidert Ivo Titscher. „Ich habe schon einige Transformationen miterlebt und bin schon lange in der Entwicklung von KI involviert. Die KI wird nicht so einen begrenzten Raum beschreiben, wie einst die PC-Transformation oder auch die Cloud-Transformation bis zu einem gewissen Grad. Sie wird grenzenlos sein, sie wird sich wie Wasser überallhin verteilen. Das ist natürlich ein langfristiger Trend, ein Marathon, kein Sprint, aber man muss jetzt loslaufen.“

„Mein Ratschlag lautet: Klotzen statt kleckern bei den unterschiedlichsten Themen. Ich bin kein großer Freund von POCs. Diese werden oft gemacht, um Entscheidungen hinauszuschieben. Wenn man schon weiß, wohin man will, ist der POC nicht notwendig. Oft geht man den kleinen Schritt, weil man sich den großen nicht traut.“

Christoph Hammer-Dumont, Head of Finance, Telco and Service Industries bei Tietoevry
(c) timeline / Rudi Handl

Was kann KI?

Michael Frank weist darauf hin, dass KI noch nicht als Teil der Transformation gesehen wird: „Ich habe bis jetzt in meiner Laufbahn mit rund 120 Kunden zusammengearbeitet und habe bis jetzt noch nie gesehen, dass ein Thema derart in der Breite diskutiert wird – in allen Fachbereichen bis hin zum Marketing. Ich glaube, dass derzeit eine Art Aufbruchsstimmung herrscht. Die Frage ist derzeit oft noch: Was kann KI? Anstatt sich zu fragen: Wozu können wir sie einsetzen? Es fehlt also noch der Transformationsgedanke: Wo stehen wir? Wo wollen wir eigentlich hin? Die Technologie um der Technologie willen einzusetzen, finde ich nicht den richtigen Weg.“ 

Die strukturierte Auseinandersetzung mit KI und anderen Themen der digitalen Transformation sollte inzwischen eine Selbstverständlichkeit sein, ist Tobias Kreiter überzeugt. „Auf der anderen Seite braucht man den Freiraum, manches auszuprobieren, selbst wenn man noch nicht genau weiß, wohin man will. Es geht einerseits darum, die Möglichkeiten und Herausforderungen von KI aufzuzeigen.“ Andererseits müsse KI maßgeschneidert auf die eigenen Problemstellungen einsetzt werden. „KMU stehen am Beginn ihrer KI-Revolution“, sagt Michael Esterl. „Die Gründe hierfür sind vielfältig, von Ressourcenmangel bis hin zu Unsicherheiten über den Nutzen. Dennoch bieten KI-Technologien enorme Potenziale hinsichtlich Effizienzsteigerung und Innovation. Mit zunehmender Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von KI-Tools ermutigen wir unsere Kunden, diese Technologien auch aktiv zu nutzen, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen und neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen.“

„Unsere Aufgabe ist es, den Blick für das große Ganze zu haben, zu moderieren – bis hin zur Mediation. Ziel kann es nicht sein, zahllose Insellösungen zu schaffen. Es geht um einen gesamtheitlichen ‚Single Point of Truth‘, vielleicht mit angedockten Speziallösungen, wobei aber alle Komponenten miteinander kommunizieren.“

Tobias Kreiter, Line of Business Manager Supply Chain Management bei der scc EDV-Beratung AG
(c) timeline / Rudi Handl

Transformationstreiber Cloud

Was die Cloud-Transformation betrifft, so ist laut Ivo Titscher die Hemmschwelle gesunken. „Die Praxis hat gezeigt, dass sich die Befürchtungen, die vor zehn Jahren verbreitet worden sind, nicht bewahrheiten haben. Die Unternehmen, die es nicht geschafft haben, ihre Geschäftsmodelle digital zu unterstützen – das trifft nicht nur auf eine Cloud-Infrastruktur zu – erleiden Wettbewerbsnachteile. Für uns ist es keine Diskussion mehr. Wir haben mit jenen Unternehmen, die das Prinzip verstanden haben, genug zu tun. Die anderen müssen sich fragen, ob sie sich ein eigenes Rechenzentrum wirtschaftlich überhaupt noch leisten können.“ 

„Cloud hatte vor zehn Jahren denselben Status wie die KI heute“, ergänzt Tobias Kreiter. „Jeder hat das Thema spannend gefunden, jeder hat sich ein wenig davor gefürchtet – Stichwort Datensicherheit. Diese Meinung hat sich in der Zwischenzeit stark verändert. In meinem Bereich, dem Supply Chain Management, geht es sehr stark um Kollaboration über Unternehmensgrenzen hinweg, was mit Cloud deutlich einfacher ist.“ 

Christoph Hammer-Dumont: „Die Cloud ist eine logische Entwicklung in der Industrialisierung der IT-Branche. Plakativ gesagt: Wenn man ein Liter Milch haben will, kauft man nicht die Kuh und stellt sie ins Wohnzimmer, sondern kauft sich eine Packung Milch. Die IT-Branche ist jung, viele hatten ihr eigenes Rechenzentrum im Haus mit eigener Softwareentwicklung. In der Zwischenzeit hat der Großteil der Unternehmen die Vorteile der Cloud erkannt. Allerdings brauchen große On-Prem-Software-Systeme wie SAP eine gewisse Zeit, bis sie in der Cloud sind. Es ist wahrscheinlich auch nicht jeder Shift möglich. Ein Wermutstropfen aus europäischer Sicht: Es gibt keine großen europäischen Cloud-Provider.“

„Wir sprechen von ‚Fluidic Enterprise‘. Der Begriff beschreibt ein Mindset, das ich in Firmen bringe, um auf Marktveränderungen reagieren zu können, um effizienter zu sein und Kreativität zu fördern. Das Ziel ist es, den Menschen in den Mittelpunkt der Reise zu stellen.“

Michael Frank, Lead of Global Practice Transformation Consulting bei Nagarro
(c) timeline / Rudi Handl

Cloud im ERP-Bereich

Ähnlich argumentiert Michael Esterl: „Die großen Anbieter SAP oder Microsoft setzen bereits heute schon ausschließlich auf die Cloud. Hyperscaler und Softwareanbieter sind hier die Haupttreiber. Auch das Thema Cybersicherheit beschleunigt die Cloud-Thematik. Im ERP-Bereich sind Cloud-Anwendungen differenziert zu diskutieren. Gegenwärtig ist ein hoher Individualisierungsgrad bei großen SAP-Systemen in der Cloud nicht möglich. Es gibt einen Trend hin zur Standardisierung. Gegenwärtig warten viele IT-Leiter auf Referenzen von erfolgreich umgesetzten Cloud-Projekten. Man tendiert hier dazu abzuwarten, um sich die Entwicklung beim Mitbewerber anzusehen. Ich schätze aber, dass bis 2030 auch im ERP-Bereich Cloud vorherrschen wird.“

Auswirkung auf die IT-Branche

Mit der digitalen Transformation ändern sich natürlich auch die Unternehmen der IT-Branche. So etwa Nagarro, dessen Wandel unter anderem von dem Konzept des „Fluidic Enterprise“ begleitet wird. „Der Begriff Fluidic Enterprise umfasst Aspekte wie rasche Reaktion, Effizienz, Kreativität und Nachhaltigkeit“, erklärt Michael Frank. „Wir sind so organisiert, dass wir keine klassischen Hierarchien besitzen, sondern als Netzwerk aufgestellt sind, in dem der Kunde im Mittelpunkt steht. Das heißt: Das System ist um die Kundenprojekte herum organisiert. Der Beratungsansatz hat sich insofern verändert, als dass die Beziehungsqualität zwischen den eigenen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und jenen des Kunden wichtiger ist denn je. Wir glauben sehr stark, dass ein Umfeld geschaffen werden muss, in dem die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Kunden im Stande sind, gute und kreative Lösungen zu erarbeiten, um die Probleme optimal adressieren zu können“, so Frank. 

Der Roundtable fand in den Räumlichkeiten von ByteSource statt. Gastgeber war Ivo Titscher,
Managing Director von ByteSource Deutschland. (c) timeline / Rudi Handl

„Die neuesten Entwicklung werden bei uns immer gerne umarmt“, erklärt Ivo Titscher. „Wir gehören stets zu den ersten, die sich zum Beispiel mit neuen AWS-Services beschäftigen. Wir sind auch ein starker Atlassian-Partner. Die Produkte werden auch bei uns selbst eingesetzt, um Aspekte wie Transparenz oder die Optimierung von Abläufen, die Reduzierung von Redundanzen und ganz stark die Automatisierung voranzutreiben.“

„Im Beratungsgeschäft macht es einen großen Unterschied, ob es um eine klassische ERP-Einführung oder ein Transformationsprojekt geht – etwa von On-Premises auf Cloud, wo ich mit zweistelligen Beratungsteamgrößen unterwegs bin“, meint Tobias Kreiter. „Anders ist es bei spezifischen Supply-Chain-Lösungen, wo man in Kleinstteams mit zwei, drei Personen agiert und gleichzeitig den Vorteil des Backbones einer knapp 300-Personen-Organisation genießt mit Experten und Expertinnen zu den unterschiedlichsten Themen. Wesentlich sind das Vernetzen des Wissens und das Offensein, wobei – bei aller Kreativität – der Blick immer auf das Wesentliche gerichtet sein sollte.“  

Sinnvolle Architektur

Christoph Hammer-Dumont zufolge ist eine der Hauptherausforderungen für Unternehmen, dass es technologisch immer komplexer wird. „Früher ist man mit einem Produkt zum Kunden gegangen und hat beraten ohne vielleicht wissen zu müssen, was rundherum passiert. Jetzt ist es so, dass die einzelnen technischen Aspekte viel stärker zusammenhängen. Es gibt nur mehr wenige monolithische Lösungen, die Regel sind Einzellösungen, die sinnvoll in eine Architektur integriert werden müssen. Man kombiniert also Spezialistentum mit Generalistentum. Das ist ein riesige Herausforderung, egal wie viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ein Unternehmen hat.“

„Unser Leitsatz bei [unit]IT ist: Nicht das Management oder der Eigentümer zahlt den Lohn, sondern der Kunde. Wir arbeiten dementsprechend sehr kundenorientiert. Die Pandemie hat die Bedeutung digitaler Kommunikation verstärkt, aber direkter Kundenkontakt bleibt für uns dennoch von großer Bedeutung. Es ist essenziell, über das Jahr Gespräche mit den Kunden vor Ort zu führen, auch auf Management-Ebene, um alles auf den Tisch zu legen, was gut gelaufen ist und was nicht“, so Michael Esterl.

Transformation als Chefsache? 

Beim letzten Themenkomplex der Diskussion ging es um die Frage, inwieweit die digitale Transformation in der obersten Geschäftsleitung verankert sein muss. „Man kann Verantwortung delegieren, nicht aber Accountability“, meint etwa Michael Frank von Nagarro. „Bei uns heißt es: ‚We all share the accountability‘, man kann sich im Fall der Fälle nicht einfach abputzen. Als Führungskraft muss man all den Personen, die die Veränderung vorantreiben, den Rücken stärken. Welche Art von Menschen sind dafür nötig? Jene, die nicht nur über die Transformation reden, sondern sie auch in der Praxis umsetzen. In der heutigen komplexen Welt kann man nicht alles im Detail vorausplanen, man muss aktiv werden.“ 

„Jedes Unternehmen inklusive Chefetage braucht ein gewisse Grundkompetenz in Sachen digitaler Transformation. Wir beraten, machen Workshops, enablen, haben Tools an der Hand – die Grundidee, wohin die Reise gehen soll, muss jedoch vom Unternehmen selbst kommen. Wir sind dazu da, die Reise zu unterstützen“, so Christoph Hammer-Dumont von Tietoevry. 

„Ich glaube, dass es Teamsache sein muss“, sagt Tobias Kreiter von scc EDV-Beratung. „Natürlich ist das Commitment von der obersten Unternehmensleitung nötig, sonst agiert man auf einem wackeligen Fundament. Beim ersten leichten Gegenwind stürzt alles in sich zusammen. Es braucht beides: Spezialisten und Generalisten, um die Transformation durchzuführen.“ 

Digitalisierung macht resilient

Michael Esterl von [unit]IT: „Wir definieren die digitale Transformation natürlich auch als Chefsache. Wenn sich mit der Pandemie etwas geändert hat, dann die Erkenntnis, dass Unternehmen mit einem hohen Digitalisierungsgrad wesentlich resilienter sind. Das heißt, sie kommen wesentlich besser durch Krisen können danach schneller skalieren. Es gab eine Zeit lang die Diskussion, ob es einen ‚Digitalisierungsvorstand‘ geben sollte. Meine Meinung ist, dass jeder Vorstand sich mit Digitalisierung befassen muss.“ 

„In jedem Unternehmen muss es die ›Neugierigen‹ geben, die bereit sind, Dinge in Frage zu stellen und Neues zu lernen. Die Transformation ist ein ganzheitlicher Prozess, der so schnell vorankommt wie die Summe der einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, ist Ivo Titscher von ByteSource überzeugt. 

(c) timeline / Rudi Handl

Die Teilnehmer auf einen Blick (in alphabetischer Reihenfolge der Unternehmen)

  • Ivo Titscher, Managing Director von ByteSource Deutschland
  • Michael Frank, Lead of Global Practice Transformation Consulting bei Nagarro 
  • Tobias Kreiter, Line of Business Manager Supply Chain Management bei der
    scc EDV-Beratung AG
  • Christoph Hammer-Dumont, Head of Finance, Telco and Service Industries bei Tietoevry
  • Michael Esterl, COO bei [unit]IT

Moderation & Redaktion: Wolfgang Franz; Technik: Mag. Roland Kissling;

Fotos: timeline/Rudi Handl

Den Überblick über alle bislang veranstalteten ITWelt.at-Roundtables finden Sie hier:
www.itwelt.at/tag/roundtable

Die Expertenrunde zum Nachsehen finden Sie hier: www.facebook.com/itwelt.at/videoshttps://www.youtube.com/c/ITWELT


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*