Jeder kocht sein eigenes Süppchen

Die heimische Startup-Szene ist in Bewegung. Einzelne Beispiele zeigen, dass es auch hierzulande möglich ist, Investoren zu finden. Was noch fehlt sind die Strukturen, die die Kompetenzen bündeln. [...]

Anstatt über die Stagnation der Wirtschaftslage zu jammern, sollte Europa viel stärker auf seine Jungunternehmer setzen und diese finanziell unterstützen. Für den Startup-Financier Jeff Hoffman, der letzte Woche in Alpbach referierte, sei das ein wirksames Mittel gegen die Krise. Startups hätten das Zeug, eine neue Wirtschaftsdynamik zu entfachen, aber sie benötigten mehr Motivation, Ermutigung und vor allem einen leichteren Zugang zu Investoren. Auch die Startup-Szene in Österreich nimmt seit einigen Jahren immer mehr an Fahrt auf, Erfolgsbeispiele sind zum Beispiel Runtastic, Whatchado oder Wikifolio. Doch es fehlt an Strukturen, auf die man zurückgreifen kann.

„Die Startup-Szene in Österreich ist noch sehr selbstorganisiert“, sagt Bernhard Lehner von Startup-Inkubator i5invest im Gespräch mit der COMPUTERWELT, und: „Es gibt noch zu wenig Risikokapital und zu wenig privates Kapital.“ Laut Lehner gibt es hierzulande zwar eine sehr gute Förderstruktur, die Unternehmen in der Anfangsphase hilft, aber danach fehlt es an den notwendigen Netzwerken und Köpfen, die die Ideen voranbringen und auch international vermarkten können. Auch seien die einzelnen Szenen noch zu wenig miteinander vernetzt. „Es gibt zum Beispiel noch fast keinen Austausch zwischen den Startup-Szenen in Wien und Oberösterreich, da kocht jeder sein eigenes Süppchen“, so Lehner, und: „Wir stehen dabei in einem internationalen Wettbewerb, da heißt es die Kompetenzen zu bündeln.“ Das sei die Aufgabe der nächsten drei, vier Jahre.

INTERNATIONALE VERNETZUNG

Die Plattform AustrianStartups arbeitet intensiv daran, die heimische Startup-Szene zu vernetzen und ihr ein gemeinsames Sprachrohr zu verleihen. Die Plattform hat kürzlich einen neunköpfigen Beirat installiert, der die Professionalisierung weiter vorantreiben soll. In diesem Beirat sitzt Markus Wagner, Gründer des Inkubator i5invests, der bald ein Büro im Silicon Valley aufmachen wird. Damit soll die heimische Szene einen Netzwerkstrang nach Kalifornien erhalten. Auch Oliver Holle, Gründer SpeedInvest Seed Stage Venture Fonds, soll Beziehungen zu internationalen Venture-Capital-Unternehmen herstellen und Runtastic-CEO und -Cofounder Florian Gschwandtner soll eine enge Beziehung zwischen Wien und Berlin etablieren.

INVESTOREN SIND VORHANDEN
Weiters bieten Veranstaltungen wie das Pioneers Festival, mit über 2.500 internationalen Gästen eines der größten Startup-Events Europas, ebenfalls wichtige Plattformen für Jungunternehmer und zeigen, dass die heimische Szene in Bewegung ist. Auch die neu gegründete „Dating“-Plattform equityfinder.at des Austria Wirtschafts­service (aws), soll es Startups leichter machen, mit finanzstarken Investoren in Kontakt zu treten.

Dass diese vorhanden sind und auch investieren wollen, zeigen die jüngsten Beispiele aus der österreichischen Startup-Szene. Das Jungunternehmen Flatout konnte eine Finanzierungsrunde mit 800.000 Dollar abschließen. Das Unternehmen bietet mit seiner Flat­Cloud Lösungen zur Heimvernetzung. Ziel sind intelligente Wohnungen oder Häuser, die in Zukunft von selber reagieren und sich den Bedürfnissen der Menschen anpassen. Die aktuelle Finanzierungsrunde ist laut Firmengründer Daniel Marischka der erste Teil einer größeren Seed-Runde, deren zweiter Teil im Herbst 2014 abgeschlossen wird. Auch das Startup Kadona mit Sitz in Wien konnte für seine M-Payment-Lösung kWallet Angel Investments von über 2,5 Millionen Euro einsammeln.

„Einzelne Beispiele zeigen, dass es auch in Österreich möglich ist, mit einem Startup erfolgreich zu sein“, sagt Lehner, und: „Man muss es einfach probieren und wollen.“ (cb)


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