Tieto widmet sich in Österreich besonders dem Thema Future Office. In Kombination mit dem Fokus auf Kunden im Industrieumfeld ergeben sich reale Business Cases für Industrie 4.0. Tietos Definition davon unterscheidet sich von herkömmlichen Ansätzen. Österreich-Geschäftsführer Thomas Hohenauer im Interview. [...]
Tieto ist der größte IT-Dienstleister im Norden Europas und bietet Life Cycle Services für den privaten und öffentlichen Sektor wie auch Produktentwicklung auf dem Gebiet der Kommunikations- und Embedded-Technologie. Österreich-Geschäftsführer Thomas Hohenauer hat mit der COMPUTERWELT über die Fokussierung in Österreich und im Speziellen über das Thema Future Office gesprochen.
Sie bieten im IT-Dienstleistungsbereich das ganze Spektrum der Trendthemen wie Cloud oder Big Data an. Was wird in Österreich besonders nachgefragt?
Thomas Hohenauer: Wir bieten grundsätzlich alles an, fokussieren uns aber natürlich schon auf bestimmte Themen wie Customer Experience Management, wo auch das gesamte Thema Future Office hineinfällt, aber auch Customer Interaction Management, wo das ganze Thema rund um Call Center umgesetzt wird. Heutzutage natürlich mit allerlei Multimedia-Möglichkeiten wie Social Media Chat oder automatisierter E-Mail-Zuordnung. In diesen Bereichen sind wir sicher Vorreiter und arbeiten da auch eng mit Microsoft zusammen. Das hat der Markt schon erkannt. Ein weiteres großes Thema in Österreich ist Application Lifecycle Management, wo wir versuchen, die Services von großen Applikationen in Richtung Managed Services zu bringen.
Sie haben auch viele Kunden im Industrieumfeld. Ist Future Office da auch schon Thema?
Wir sind in Österreich sehr stark in der Papierindustrie vertreten, sowohl im SAP-Bereich als auch im sogenannten Forest-Bereich. Wir sind da gerade dabei, die Idee des Future Office auf die Produktion auszuweiten. Wir entwickeln gerade den Future Millwork Place, wo es darum geht, die Collaboration und die Automatismen auch zum Operator in die Fabrik zu bringen. Durchaus auch mit innovativen Ideen wie etwa Google Glass, wo wir gerade dabei sind, mit Microsoft Kinect ein kleines Forschungsprojekt zu machen.
Fällt das schon in den Bereich Industrie 4.0 hinein?
Absolut. Um Data Mining machen zu können, sind Big Data Analysen und Simulationen sehr wichtig, genau das wollen wir auch bei den Kunden um-setzen. Der Begriff Industrie 4.0 ist eher im deutschsprachigen Raum geläufig, im anglikanischen Raum wird das Thema eher mit Analytics oder Produktionssimulationen in Verbindung gesetzt.
Wie definieren Sie Industrie 4.0 und was hat sich tatsächlich verändert?
Ich verstehe darunter im Grunde so etwas wie intelligente Produktion. Es geht immer mehr in Richtung Entscheidungshilfen, der Arbeiter in der Fabrik wird nicht mehr dazu da sein, Dinge durchzuführen, sondern eher zu überwachen und bekommt dann auch Vorschläge, was er als Nächstes tun soll. Das ist sicher ein völlig neuer Ansatz, da verändert sich gegenwärtig sehr viel. Wir versuchen daher auch, die Schnittstelle zum Menschen neu zu definieren. Auch hier ist Google Glass ein gutes Beispiel.
Welche Rolle spielt Cloud Computing in diesem Zusammenhang?
Eine sehr große Rolle. Meiner Ansicht nach muss jedes Service, das wir anbieten, Cloud-tauglich sein. Wir sind auch vor kurzem der heimischen Initiative Trust in Cloud beigetreten, die ich für sehr sinnvoll halte. Es gibt in Österreich noch einen großen Aufholbedarf beim Einsatz von Cloud-Lösungen, da sind die skandinavischen Länder etwa viel weiter. Auch das Vertrauen in die Cloud ist dort viel höher als in Österreich. Sicherheitsbedenken sind in Österreich sicher der größte Hemmschuh für die Umsetzung neuer Projekte. Auch wir haben im Haus unsere Mails auf Google umgestellt. Das ist auch die Philosophie von Tieto – wir versuchen, intern genau dieselben Dinge umzusetzen, die wir unseren Kunden anbieten, weil wir einfach vom Nutzen überzeugt sind. Aber abschließend kann man sagen: An der Cloud geht einfach nichts vorbei.
Wer sind denn die Treiber für neuen Entwicklungen in den Unternehmen?
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass IT-Entscheidungen immer häufiger Business-Entscheidungen sind. Da spielt Consumerization auch eine große Rolle. Man will einfach die Dinge im Unternehmen haben, die man als Privatperson schon lange gewöhnt ist. Es gibt hier auch sehr viel Beratungsbedarf, um die verschiedenen Dienste im Unternehmen richtig zusammenzustellen. Wir sehen uns da als Broker, der diese Services kundengerecht zusammenfasst.
Das klingt nach Managed Services.
Der Bedarf dafür ist jedenfalls da und wir als Tieto können das auch. Da profitieren wir auch von unseren nordischen Kollegen, wo schon viel mehr Projekte abgewickelt wurden. Wir sind auch nicht so groß wie etwa eine IBM, dadurch sind für uns die österreichischen Kunden umso interessanter. Wir sind groß genug um alle Dienste adäquat anbieten zu können und klein genug um alle Kunden auch wirklich umfassend betreuen zu können.
Wie kommt Tieto mit dem Fachkräftemangel in Österreich zurecht?
Wir unterscheiden uns da sicher von anderen Unternehmen. Wir haben ein offenes Büro, einen Kreativraum für unsere Mitarbeiter und unsere Bewertung bei Kununu ist hervorragend. In diesem Bereich sind wir mit unserem Future Office sicher ganz vorne dabei. Wir bieten dieses Thema nicht nur unseren Kunden an, sondern leben es auch selbst. Gut ausgebildete Fachkräfte wissen das auch zu schätzen. Dementsprechend haben wir nicht so große Probleme, gute neue Mitarbeiter zu finden.
Das Gespräch führte Alex Wolschann.
Thomas Hohenauer
Thomas Hohenauer hat IT an der Universität Wien studiert, ist seit über 20 Jahren in leitenden Funktionen in der IT-Branche tätig und hat daher viel Erfahrung in der Leitung von internationalen Projekten und dem Aufsetzen von Qualitätssystemen. Hohenauer betreute in seiner bisherigen Laufbahn Kunden aus der Energie-, Öl-, Gas- und Fertigungsbranche. Seit 2010 ist er Geschäftsführer von Tieto Austria mit dem Fokus Gesundheits-, Telekom- und Energiebereich.
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